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0052 - Der Teufelsring

0052 - Der Teufelsring

Titel: 0052 - Der Teufelsring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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silbrig schimmernde Chromknauf. Er drehte sich unsagbar langsam. Kein Geräusch, kein Klacken in der Stille.
    Zamorra fuhr im Bett hoch.
    Ein schmaler Lichtbalken von der Flurbeleuchtung fiel ins Zimmer, verbreitete sich. Die Lampen im Flur flackerten wie das Feuer von feucht gewordenen Fackeln. Dann verloschen auch sie.
    Sie wurden abgelöst von einem sphärischen Leuchten wie vom Nordlicht. Es war blau und kalt.
    Eisig!
    Zamorra sprang aus dem Bett. Seine athletische Statur hob sich gegen das Fenster ab. Breite Schultern, schmale Hüften, Arme und Hände, die zupacken konnten. Die Tür zum Appartement stand offen. Zugluft wehte durchs Zimmer. Zamorra wartete.
    Doch es geschah nichts. Der Wind wurde stärker, wuchs an zu einem Heulen. Auch Nicole erwachte. Sie setzte sich im Bett auf und sah um sich. Sie konnte nichts erkennen. Ihre Augen blickten ratlos.
    »Chef…?«
    »Ruhig, Nicole«, raunte Zamorra. »Da ist etwas.«
    »Was?«
    »Sei still.«
    Zamorra starrte gebannt auf die Tür. Eine Hand wurde sichtbar.
    Eine fahl leuchtende, bleiche Greisenhand mit blau hervortretenden Adern und Sehnen. Die Hand schob sich ins Zimmer, tastete nach dem Lichtschalter. Finger griffen nach dem Schalter, knickten den kleinen Plastikhebel ab.
    Nicole schrie kurz und spitz auf. Sie hatte mitbekommen, was geschah. Sie raffte automatisch die Bettdecke hoch, um ihre Brüste zu bedecken. Danach breitete sich Totenstille aus.
    Zamorra stand reglos. All seine Sinne waren gespannt. Ein trübflimmerndes Leuchten kam von der Tür her. Es wurde stärker, als sich ein hageres Gesicht in das Zimmer schob. Zamorra erkannte Genc Yedicule nicht wieder, denn eine schreckliche Veränderung war mit dem Dekan der Sultan-Achmed-Universität vor sich gegangen. Er bewegte sich keineswegs altersschwach und greisenhaft, sondern katzenhaft geschmeidig, als er vollends in den Raum eindrang. Zamorra sah, wie der Körper von innen heraus leuchtete und wie das Herz pochend hinter den roten Rippenbögen schlug.
    Dazu war der Kopf des Wesens unverhältnismäßig groß. Wie ein rotglühender Kürbis saß er auf viel zu schmalen Schultern. Zamorra wartete nicht mehr länger.
    Mit einem Panthersatz schnellte er durch das Zimmer. Seine vorgestreckten Fäuste trafen auf Widerstand. Hart gruben sich die Knöchel in festes, muskulöses Fleisch. Ein kehliger Laut entrang sich dem Mund des Magiers. Es war kein Laut des Schmerzes. Eher eine Äußerung der Überraschung. Die Gestalt wurde gegen die Wand hinter ihr geschleudert und ging krachend zu Boden.
    Mit einer unwahrscheinlichen Geschwindigkeit kam sie wieder auf die sehnigen Beine. Sie sprang hoch wie ein Gummiball, zögerte keine Sekunde länger mit einem Gegenangriff.
    Er wurde heftig und wütend vorgetragen, doch Zamorra war auf der Hut. Wieder schlugen seine Fäuste zu, trafen den unförmigen Schädel dort, wo die handflächengroße Schläfe sich ausbreitete.
    Der Schwinger war geeignet gewesen, ein Kalb zu fällen, doch die Gestalt war damit kein zweites Mal von den Beinen zu fegen. Sie stand wie ein Fels.
    Zamorra wurde in eine Ecke zurückgedrängt. Er rechnete damit, dass die Gestalt sich nun auf ihn stürzen würde. Doch sie blieb nur mit hängenden Armen vor ihm stehen.
    »Es ist soweit, Zamorra«, kam zischend eine Stimme aus dem zerfließenden Gesicht, dieser vor Hass verzerrten Fratze.
    Zamorras Finger tasteten nach irgend etwas, mit dem er sich wehren konnte, das er als Waffe gegen dieses Scheusal verwenden konnte. Sie fanden den Ständer der Stehlampe in der Ecke. Entschlossen wuchtete Zamorra das schwere Stück Metall hoch. Funken sprühten aus der Steckdose, dann schleuderte er die Lampe über den Kopf auf das Wesen zu.
    Es schnappte metallisch, ein höhnisches Gelächter gellte auf, und der massive, eloxierte Stahl zerbrach an der Brust des Wesens ohne dass es hätte von den Beinen fegen können.
    Zamorra atmete schwer. Der Eindringling stand keine vier Meter von ihm entfernt. Seine Züge waren eine formlose Masse. Das, was den Mund darstellen sollte, bewegte sich.
    »So nicht, Zamorra. So nicht! Deine Stunde ist gekommen. Mache dich bereit für die Ewigkeit. Die Reise dorthin ist nur kurz.«
    Wieder dieses krächzende Lachen, das einem das Mark in den Knochen gefrieren ließ.
    Zamorra wagte einen letzten, wahnwitzigen Ausfall. Er wollte an diesem Wesen vorbeistürzen, hinüber zu Nicole, die immer noch mit vor Schreck geweiteten Augen im Bett saß und zu keiner Reaktion fähig war.
    Er wollte an

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