0052 - Der Teufelsring
der Gestalt vorbei, doch sie schien seine Gedanken zu erraten. Es war, als wäre er gegen eine Mauer aus Beton geprallt.
Der Zusammenstoß war schmerzhaft. Zamorra wurde in seine Ecke zurückgeworfen, wo er halb betäubt liegen blieb.
»Wer bist du?«, fragte er keuchend. »Was willst du von mir?«
»Weißt du es noch nicht? Ich bin ein Geschöpf Ahrimans, des Herrschers der Bösen. Du wirst mir jetzt nicht mehr gefährlich werden, denn ich werde dich töten.«
Zamorra raffte sich mühsam auf. Er hatte sich an der Wand die Schultern aufgeschrammt, doch er spürte den Schmerz nicht.
Seine Augen waren auf die Hand dieses Wesens gerichtet. Am Mittelfinger saß ein goldschimmernder Ring, der wenige Sekunden vorher noch nicht dagewesen war. Ein Stein glitzerte darauf in allen Farben des Regenbogens. Er entsandte ein geheimnisvolles, pulsierendes Leuchten, das gebündelt wie ein Strahl aus den einzelnen Facetten trat.
Das Wesen hatte erkannt, was Zamorras Aufmerksamkeit gefangen nahm.
»Sieh ihn dir nur an«, kam es hohl. »Es ist das letzte, was du in deinem Leben sehen wirst. Sieh ihn dir ganz genau an, den Ring Ahrimans, bevor das tödliche Feuer dich frisst und dich vergehen lässt.«
Zamorra drückte sich an die Wand. Verzweiflung drohte in ihm hochzusteigen. Er wurde aus schwarzen Knopfaugen erbarmungslos gemustert. Grünlich phosphoreszierende Greisenfinger begannen an der Fassung des Ringes zu reiben. Das pulsierende Strahlen wurde stärker, die Strahlen sammelten sich zu einem großen, fingerdicken, der die Oberfläche des Steins blutrot verließ.
Der Strahl bewegte sich in Zamorras Richtung, so wie die Leuchtspurgarben eines Maschinengewehrs sich dem Feind entgegentasteten. Zamorra unterdrückte einen Aufschrei. Er wusste in diesen Sekunden nur, dass er rettungslos verloren war, wenn dieser Strahl ihn traf.
Deshalb setzte er zu einem letzten Satz an, der ihn außer der Reichweite dieses todbringenden Energiebündels bringen sollte.
Zamorra schaffte es. Knapp unter dem Strahl flog er zurück ins Zimmer, nachdem er sich mit aller Kraft von der Wand hinter ihm abgestoßen hatte. Er spürte die eisige Kälte über seinen Rücken fahren, als er den Strahl unterquerte.
Hart landete er auf dem Teppich und rollte sich ab, kam wieder auf die Beine.
Auch der Gegner hatte sich umgewandt. Er stierte Zamorra aus bösen Augen an. Sein formloses Gesicht zeugte trotz der zerfließenden Linien von eiserner Entschlossenheit.
Zamorra dachte nur mehr daran, dieses Wesen von Nicole abzulenken. Dazu musste er den Raum verlassen, doch die Gestalt stand zwischen ihm und der Tür.
Und jetzt drehte sie die geballte Faust mit dem Ring daran auf Zamorra zu.
Zamorra warf sich nochmals zur Seite. Haarscharf zischte der Strahl an ihm vorbei, traf auf den Spiegelschrank. Das Holz glühte kurz auf, bekam Risse, wurde spröde und brach dann lautlos in sich zusammen. Dort, wo eben noch das Möbelstück gestanden hatte, war nur mehr die leere Wand. Es würde nicht einfach sein, der Geschäftsleitung das Verschwinden dieses Möbels plausibel zu machen, doch das waren im Augenblick Zamorras geringste Sorgen.
Jetzt wusste er, wie die Strahlen aus diesem Todesdiamanten wirkten, und jetzt ahnte er auch, dass von Turhan Ciri nie sterbliche Überreste entdeckt würden.
Der athletische Mann warf sich nach hinten und landete neben der vor Schreck erstarrten Nicole weich auf der Matratze.
Ein Griff nur, und er hatte die Schublade des Nachtschrankes neben dem Bett aufgezogen. Einen Augenblick später pendelte das Amulett an seiner Hand.
Das Wesen stieß einen überraschten Schrei aus, als ein Reflex des schimmernden Metalls aufglitzerte. Zamorra fasste neuen Mut.
Mit dem Amulett in der Hand ging er auf das Wesen zu, das jetzt Schritt für Schritt und mit gesenkter Faust zurückwich.
»Wo hast du das her?«, kam es stöhnend aus dem klaffenden Mund.
Zamorra antwortete nicht. Er ging nur weiter. Die Gestalt machte keine weitere Anstalten mehr, ihn mit diesem Ring zu bedrohen.
Das Wesen hatte die Tür erreicht. Nach einer blitzschnellen Kehrtwendung verschwand es durch die schwarz gähnende Öffnung. Die Türflügel knallten ins Schloss.
Als sie Zamorra wieder aufriss, brannten draußen im Flur die Lampen. Vom Wesen sah er keine Spur mehr. Nur die Wände leuchteten noch schwach. Die Gestalt musste sich in Luft aufgelöst haben.
Zamorra sah ein, dass es hier nichts mehr gab, das er verfolgen hätte können. Schwer atmend ging er in sein
Weitere Kostenlose Bücher