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0052 - Der Teufelsring

0052 - Der Teufelsring

Titel: 0052 - Der Teufelsring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Luft war glasklar. Die Entfernungen waren trügerisch in ihr.
    Sie brauchten viel länger zu dem höheren Stein, als Zamorra angenommen hatte. Aber schließlich erreichten sie ihn doch. Zamorra blieb davor stehen, während Nicole an der glatten Wand hinaufschaute.
    »Das ist doch schlecht möglich«, meinte sie und starrte dann auf die drei deutlichen Spuren hinunter. »Hier kann doch niemand hinaufgeklettert, geschweige denn heruntergekommen sein.«
    Zamorra studierte die Fußstapfen ebenfalls. Zwei führten auf die glatte Felswand zu, eine wieder davon weg. Er untersuchte den Fels und strich mit den Fingern darüber. Sie trafen auf keine Fugen. Die Wand war glatt wie polierter Marmor.
    »Hier ist keine Öffnung mehr«, stellte er fest.
    »Du willst damit andeuten, dass hier eine war?«
    Zamorra trat ein paar Schritte zurück, um sich die Stelle aus einiger Entfernung zu betrachten. Vielleicht sah er von hier aus etwas, was ihm aus der Nähe entgangen war. Aber auch diese Prüfung ergab nichts.
    »Bist du sicher, dass hier die Stelle ist, an der das Kreuz in diese Landkarte eingezeichnet war?«
    »Absolut sicher. Und es muss auch eine Möglichkeit geben, in diesen Fels hineinzukommen. Irgendwo muss sich der Eingang zu einer Grotte verbergen.«
    »Moses hat mit einem Stab gegen den Fels geschlagen, und es kam Wasser heraus.«
    »Leider bin ich nicht Moses, und ich suche auch kein Wasser.«
    In diesem Augenblick ließ ein Geräusch sie zusammenfahren, das nicht in diese Landschaft passte. Ein Zischen wie von schnell entströmendem Gas.
    »Hast du das gehört?« Nicole klammerte sich an Zamorras Unterarm.
    »Ich höre es noch«, antwortete Zamorra und sah sich um.
    Am Boden, unweit der Stelle, an der sie standen, wirbelte feiner Sand auf. Gerade so, als würde sich eine Düse in der Erde befinden.
    Doch als Zamorra mit den Händen nachgrub, stieß er auf keinen Widerstand. Nur den Lufthauch spürte er. Er war kühl und nicht unangenehm auf der Haut. Wie aus dem temperiert eingestellten Föhn aus Nicoles Reisetasche.
    Zamorra sank auf die Knie und legte sein Ohr an den Boden. Dort glaubte er, ein leises Wispern zu vernehmen. Das Wispern formte sich zuerst zu Silben, dann zu ganzen Worten. Schließlich verstand er den geflüsterten Singsang dieser Stimme.
    »Nimm dein Metall, Magier des Abendlandes. Nehme es und lege es auf die Spitze jenes großen Steins. Ormuzd wird die Kraft seines Lichtes darin einströmen lassen. Das Licht, das die Finsternis überwindet…«
    Der Luftstrom versiegte von einer Sekunde auf die andere. Auch die Stimme war weg. Zamorra stand auf und klopfte sich den Staub von den Knien und von den Ellbogen.
    »Was war das?«, fragte Nicole, doch Zamorra sagte nichts. Er schaute zur Spitze des Steins hoch. Von dieser Stelle aus konnte man ihn nicht erklettern. Von der anderen vielleicht?
    Er ging um den Felsbrocken herum. Hier war ein Aufstieg möglich, wenn auch nur unter Mühen.
    Und wenn es sich bei dieser Aufforderung um eine List Ahrimans handelte? Wenn der Stein sich auftat und das Amulett verschluckte, sobald er es auf die Spitze des Felsens legte?
    Doch Zamorra lagen die Worte an der Tafel in Turhan Ciris Studierstube noch im Sinn. Er machte sich an den Aufstieg. Das Amulett pendelte an seiner Brust bei jedem Schritt hin und her. Nach vier Minuten war Zamorra oben.
    Er traf auf eine kleine Plattform, scheinbar glattgeschliffen und nicht größer als der Teller einer Handfläche. Das wunderkräftige Medaillon hatte gerade darauf Platz.
    Zamorra sah hinunter zu Nicole, die mit gerötetem Kopf zu ihm heraufschaute.
    »Sei vorsichtig, Chef!«, rief sie herauf, doch Zamorras Entschluss war schon gefasst. Er kannte die Magie der Parsen nicht. Er musste Vertrauen haben zu seinem verstorbenem Freund. Turhan Ciri sollte sich die Mühe mit dem Malen dieses Schildes nicht umsonst gemacht haben.
    Trotzdem zögerte er, als er das silberne Amulett von seinem Hals nahm und es auf die Plattform legte.
    Augenblicke lang befürchtete er, irgend etwas würde damit geschehen; es würde sich plötzlich in Luft auflösen, sich in den Himmel erheben oder sonst irgendeinem Phänomen unterliegen, mit dem er nicht rechnen konnte.
    Aber es geschah nichts. Das Metall lag nur gleißend in der Sonne, wenn Zamorra seinen Kopf zur Seite nahm, so dass kein Schatten mehr darauf fiel.
    Er kletterte vorsichtig wieder zurück und riss sich die Hände an den scharfen Kanten blutig. Schon befürchtete er, beim Vernehmen dieser Stimme

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