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0052 - Der Teufelsring

0052 - Der Teufelsring

Titel: 0052 - Der Teufelsring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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lebend aus diesem Gebiet zurückkehren sehen?
    »Meinetwegen«, sagte Zamorra schnell. »Ich bin einverstanden. Sie warten genau eine Stunde auf mich. Okay?«
    »Ich werde Sie nicht daran hindern. Ich möchte Sie nur noch einmal warnen. Es gibt viele Leute, die in den letzten Jahren nicht mehr aus den Felsen zurückgekehrt sind. Das Land dort ist tückisch. Es befinden sich Höhlen darunter, und manchmal bricht die Erde durch. Wer da hineingerät, ist rettungslos verloren. So als hätte man ihn lebendig begraben.«
    Die Stadt lag hinter ihnen, und der Fahrer steuerte einen alten Dorfgasthof an, in dem Zamorra nicht einmal Cola aus der Flasche getrunken hätte. Von Hygiene hatte man hier mit Sicherheit noch nie etwas gehört.
    Zamorra bezahlte und half Nicole aus dem Wagen. »Dann warten Sie hier wie vereinbart«, sagte er nochmals zum Fahrer, nahm einen größeren Geldschein aus der Brieftasche und zerriss ihn in zwei Hälften. Die eine davon reichte er dem Fahrer. »Damit ich nachher nicht ohne Wagen dastehe. In einer Stunde, also.«
    Der Taxifahrer sah ihnen kopfschüttelnd nach, als sie zwischen einigen Felsbrocken verschwanden, die einen aufwärts führenden, kaum sichtbaren Pfad säumten. Er sah ganz so aus, als ob ihm die beiden Fremden ein wenig leid tun würden. Besonders diese wunderbare, dunkelhaarige Frau mit der makellos weißen Haut und den kirschroten Lippen.
    Danach ging er auf die Tische zu, die vor der Hütte im Freien standen und bestellte ein Mittagessen. Genau eine Stunde würde er warten. Keine Sekunde länger. Vor Menschen, die freiwillig in dieses Gebiet gingen, konnte man sich gar nicht genug in acht nehmen. Der Taxifahrer hatte Verwandte in Izmit. Sie hatten ihm oft genug davon erzählt, was diese Felsen schon an Gräueltaten gesehen hatten.
    ***
    Sie kamen nur mühsam vorwärts. Nicole hatte das falsche Schuhwerk an. Schon nach wenigen Minuten lief sie in Strümpfen. Nach einigen weiteren Minuten zog sie auch die aus. Barfuß kam man hier besser voran, auch wenn die Steine empfindlich in die zarte Haut ihrer Sohlen drückten. Sie hüpfte von Grasbüschel zu Grasbüschel, um auf diese Weise wenigstens den schlimmsten Torturen zu entgehen.
    Zamorra schritt voran und achtete darauf, dass der Abstand zwischen ihm und Nicole nie zu groß wurde.
    Er schlug die Warnungen des Taxifahrers keineswegs in den Wind. Die Leute hatten meist ihre Gründe, wenn sie bestimmte Gebiete mieden. Die Türken unterschieden sich in diesem Punkt kaum vom Durchschnittsmitteleuropäer, der sich gerne so aufgeklärt gibt und trotzdem oft eine heilige Scheu davor hat, beispielsweise um Mitternacht einen Friedhof mit den frisch aufgeworfenen Gräbern aufzusuchen. Wahrscheinlich war es auch nicht bloßer Aberglaube, der die Menschen dieser Gegend das Felsenland meiden ließ. Natürlich waren auch die unterirdischen Höhlen daran schuld, die manchmal in sich zusammensanken und Dellen im Land hinterließen. Doch es musste mehr hinter dieser Scheu stecken.
    Zamorra konnte sich denken, was das war. Sie waren eben im Begriff, eines jener tabuisierten Gebiete zu betreten, die es überall auf der Welt gibt, wo Menschen wohnen. Alte Sagen und grausame Legenden, seit altersher überliefert, verknüpften sich damit. Und wer begibt sich schon freiwillig in Gefahr und sei sie auch noch so vage und ungreifbar?
    »Geht’s noch, Nicole?«, fragte er über die Schulter zurück. Er hatte sein Sakko ausgezogen und es über den Arm gelegt. Auch Nicole machte die Hitze inzwischen zu schaffen, die nicht nur vom Himmel herunterkam, sondern auch von den Felsen abgestrahlt wurde. Es war heiß wie in einem Backofen.
    »Ein wenig geht es schon noch, Chef«, antwortete Nicole. »Aber ich weiß nicht, wie lange noch. Ich spüre meine Füße schon nicht mehr.«
    »Wenn ich mir die Karte richtig eingeprägt habe, müssen wir bald am Ziel sein.« Zamorra streckte den Arm aus. »Den Felsen dort oben. Siehst du ihn? Er ist höher als die anderen. Und außerdem führen Fußspuren dorthin. Als es das letzte Mal regnete, muss hier jemand gegangen sein. Zwei Menschen in Ledersandalen vermutlich. Aber nur eine Spur führt zurück.«
    »Könnte die zweite Spur von Turhan Ciri stammen?«, fragte Nicole.
    »Ich befürchte es.«
    »Dann müssten wir dort oben doch etwas von ihm finden.«
    Zamorra teilte Nicoles Ansicht nicht. Er hatte gesehen, was mit dem Spiegelschrank im Hotelzimmer passiert war.
    »Gehen wir«, sagte er. »Dann werden wir es erfahren.«
    Die

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