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0052 - Der Teufelsring

0052 - Der Teufelsring

Titel: 0052 - Der Teufelsring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Freunde«, tat Genc Yedicule leichthin ab, und sofort schnellte Zamorra in die Höhe.
    »Sie waren Freunde?« fragte er eisig. »Sind Sie es jetzt nicht mehr?«
    Der Alte zeigte sich von der Schroffheit der Frage unbeeindruckt.
    »Verzeihen Sie einem alten Mann«, meinte er und wischte sich müde über die Stirn. »Ein Versprecher. Sonst nichts. Natürlich sind wir immer noch befreundet. Vielleicht können wir einen Abend zusammen verbringen? Turhan, Sie und ich. Ich bin überzeugt, dass wir sehr fruchtbare Gespräche führen würden.«
    »Auch über Ahriman?« schoss Zamorra seine nächste Frage ab.
    Der Alte hatte sich jetzt meisterhaft in der Gewalt. Er hatte bereits einen Fehler begangen. Einen zweiten würde er sich auch bei der geschicktesten Fragestellung nicht mehr leisten. Er hob die Schultern.
    »Warum nicht auch über Ahriman? Die Religionswissenschaften sind zwar nicht mein Spezialgebiet, aber Turhan beschäftigt sich sehr damit. Sie doch auch, Professor? Sie wurden mir als Weißer Magier geschildert.«
    »Von Professor Ciri?«
    »Ja. Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten?«
    »Nein, danke. Eigentlich sind wir nur gekommen, um uns nach Professor Ciri zu erkundigen. Wir waren gerade in Istanbul, und da dachte ich mir, ich müsste meinen alten Freund besuchen. Leider habe ich ihn zu Hause nicht angetroffen, und deshalb kam ich hierher. Sie können mir nicht zufällig sagen, wo ich unseren gemeinsamen Freund finde?«
    Der Alte schüttelte den Kopf. »Ich bedauere. Aber da kann ich Ihnen nicht helfen. Turhan genießt sämtliche Freiheiten an dieser Universität. Auch wenn ich sein Dekan bin – reglementiert habe ich ihn bisher noch nie. Die Freiheit der wissenschaftlichen Lehre gilt auch für die Türkei, Professor.«
    Das war eine offene Maßreglung, doch Zamorra schluckte den Ärger darüber hinunter. Er hätte von vorneherein anders mit diesem Mann reden müssen, denn er wusste mehr als er sagte. Jetzt war die Situation verfahren. Er konnte es nicht mehr ändern.
    »Nur eine Frage noch, Professor Yedicule«, sagte Zamorra. »Sie haben mich doch erwartet. Warum?«
    Der Greis schaute erstaunt. »Ich Sie erwartet? In gewisser Hinsicht haben Sie natürlich recht. Ich war schon lange begierig darauf, Sie einmal persönlich kennen zu lernen, weil mein Freund Turhan schon so oft über Sie gesprochen hat. Und Herr Yüsürk, der junge Mann, der Sie hierher gebracht hat, ist mein persönlicher Referent. Er wird Ihren Namen irgendwann einmal aufgeschnappt haben, als ich mich mit Turhan unterhielt und dabei den Wunsch äußerte, Sie einmal persönlich kennen zu lernen.«
    Zamorra hielt das zwar für eine unverschämte Lüge, doch er konnte das Gegenteil nicht beweisen. Etwas stimmte nicht mit diesem Dekan.
    »Und ich muss gleichzeitig gestehen, dass ich Ihre Art etwas befremdlich finde, Professor«, fuhr Genc Yedicule unbeirrt fort. »Sie stellen Fragen, als würden Sie bei mir irgendwelche Schuldgefühle suchen. Das verstehe ich nicht. Aber vielleicht liegt auch das an meinem Alter. Sie entschuldigen mich jetzt bitte. Vielleicht sehen wir uns unter glücklicheren Vorzeichen wieder. Ich bin jetzt ein wenig durcheinander.«
    Genc Yedicule deutete eine Verbeugung an und verschwand auf dem selben Weg, auf dem er gekommen war.
    »1:0 für den Dekan«, murmelte Zamorra, als er sicher war, dass der Alte ihn nicht mehr hören konnte.
    »Sieht ganz so aus, Chef«, bestätigte Nicole. »Ich würde sagen, er hat dich voll aufs Kreuz gelegt. Eine beachtliche Leistung für einen derart armen, schwachen Mann.«
    »Das finde ich auch.«
    »Hast du seine Hand gesehen?«
    »Ja. Und?«
    »Am Mittelfinger der rechten Hand hat er einen blutroten Streifen. Wie wenn er sich da erst vor kurzem fürchterlich gebrannt hätte.«
    »Nein. Ich habe nichts bemerkt.«
    »Dann ist das bestimmt auch nicht so wichtig.«
    Professor Zamorra und Nicole Duval verließen die Sultan-Achmed-Universität, ohne dem persönlichen Referenten Genc Yedicules wiederzubegegnen.
    ***
    Der Dekan durcheilte die schmalen, verwinkelten Gänge, die außer ihm nur mehr wenigen Menschen bekannt waren, und die es ihm erlaubten, unvermutet an allen möglichen Ecken und Enden der Universität aufzutauchen.
    Doch jetzt waren seine privaten Gemächer das Ziel. Nie hatte er damit gerechnet, dass dieser Professor Zamorra so schnell auf der Bildfläche erscheinen würde. Und dann auch noch bei ihm.
    Was hatte Ciri dem Geisterjäger aus Frankreich noch mitteilen

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