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0052 - Wir zerschlugen die Totenkopf-Gang

0052 - Wir zerschlugen die Totenkopf-Gang

Titel: 0052 - Wir zerschlugen die Totenkopf-Gang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir zerschlugen die Totenkopf-Gang
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brachte ein paar durchsichtige Nylonhüllen hervor.
    »Die Koffer hinein!« rief er.
    Ich verstand, was er vorhatte. Wir verpackten jeden Koffer in eine der wasserdichten Nylonhüllen und verschlossen sie sorgfältig. Dann zog Jack ein Tau durch die vier Ösen an den Nylonsäcken. Er befestigte das Tau an einer eisernen Krampe, die einen halben Yard unterhalb der ’Molenmauer aus dem Beton ragte. Als er es fest verknotet hatte, rief er: »Schiebt den Krempel ins Wasser!«
    Wir schoben die vier großen Beutel, in denen nun die Koffer waren, gemeinsam über den Molenrand. Sie klatschten nacheinander ins Wasser und versackten mit einem dumpfen Plumps. Das Tau war so lang, daß es die Koffer in ungefähr sechs bis acht Yard Tiefe halten würde. Da das Hafenwasser sehr schmutzig war, konnte man sie in dieser Tiefe von der Oberfläche her nicht mehr sehen.
    Ich mußte gegen meinen Willen anerkennen, daß Jack einen fast genialen Plan ausgearbeitet hatte. Noch genialer kam er mir vor, als er den Cadillac kurzerhand auf Touren brachte und ebenfalls im Hafenbecken verschwinden ließ.
    Wären wir nicht auf einer stillgelegten Mole gewesen, wäre das ganze Manöver natürlich unmöglich gewesen. Aber hier gab es meilenweit keine Zeugen. Der Hafenbetrieb spielte sich aber weiter entfernt ab, so daß wir keine Zuschauer zu befürchten brauchten.
    »So«, brummte Jack zufrieden und rieb sich die Hände. »Jetzt zieht euch aus und haut euch wieder in die Falle. Wenn die Cops sehr schnell sein sollten, werden sie in einer Stunde vielleicht hier aufkreuzen. Dann schlaft ihr wie die Murmeltiere. Solltet ihr gefragt werden: Keiner von uns ist seit gestern abend, zehn Uhr, hier von der Mole heruntergekommen!«
    Wir gingen in die Baracke. Jack Rivers verwischte vorher noch die Kratzspuren von den Nylonbeuteln, die wir über die Mauer geschoben hatten. Dann ging auch er hinein. Eine Viertelstunde später sah ich, daß er den dunkelgrauen Anzug, den er während des Überfalls getragen hatte, mitsamt Mantel, Schuhen, Hemd, Hut und Krawatte zu einem Bündel zusammenrollte, Steine hineinlegte, das Ganze zusammenschnürte und ebenfalls in den Hafen warf.
    Sämtliche Spuren unserer Beteiligung an dem Überfall waren damit ausgewischt. Die Beute war raffiniert versteckt. Eigentlich hätte — nach Meinung der Gangster — nichts mehr schiefgehen können.
    ***
    Jack hatte sich in einem verrechnet: Die Cops der Stadtpolizei kamen überhaupt nicht. Wie raffiniert sein Plan aber in Wirklichkeit gewesen war, das merkte ich erst, als ich am frühen Nachmittag die Nachmittagszeitungen las, die den ganzen Vorfall in dicken Schlagzeilen brachten. Der aufschlußreichste dieser Berichte sah so aus:
    Verwegener Überfall in der 44. Straße
    Vermutlich Millionen erbeutet
    Seit Jahr und Tag existiert in unserer Stadt die sogenannte Bellway-Gang, eine Verbrecherbande, die von der Erpressung kleinerer Geschäftsleute lebte — und nicht schlecht lebte. Nach altbekannter Manier wurden die Ladeninhaber eines ganzen Stadtviertels unter die Drohung gesetzt, man werde ihnen ihre Einrichtung demolieren und noch schlimmere Dinge zufügen, wenn sie nicht wöchentlich eine bestimmte Summe zu ihrem Schutz auswerfen wollten. Die Höhe der Summe sch wankte stets nach der Größe des Geschäfts.
    Bis zu diesem Tatbestand unterscheidet sich die Bellway-Gang nicht von ähnlichen Banden, höchstens nur durch ihre besonders hohe Mitgliederzahl. Zwei- bis sechsundzwanzig Gangster sind für eine Racket-Gang ziemlich viel. Was aber bei dieser Gang seit eh und je ungewöhnlich war, ist die Tatsache, daß niemand genau den Boß der Bande kannte, nicht einmal die Bandenmitglieder selbst. Der Boß der Bellway-Mobster erschien immer in einem dunkelgrauen Anzug, einem leichten Mantel mit hochgestelltem Kragen und einem von einem Tuch verhüllten Gesicht. Er gab seine Weisungen, kassierte das Geld und verschwand wieder. Vor Jahren soll einmal ein Bandenmitglied versucht haben, dem Boß heimlich zu folgen — der Vorwitzige wurde ein paar Tage später als Leiche aus dem Hudson ge fisch t, ohne daß man irgendjemand etwas hätte nachweisen können.
    Heute vormittag nun holte der anonyme Boß der Bellway-Gang zu einem Schlag aus, wie ihn seine Bande noch nie gewagt hatte: Erließ einen Geldtransport der Life Insurance Company überfallen, bei dem vermutlich Millionen erbeutet worden sind. Die Versicherungsgesellschaft war nicht bereit, eine genaue Zahl zu nennen.
    Die alarmierte City

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