Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0053 - Der Hexer aus der Todeszelle

0053 - Der Hexer aus der Todeszelle

Titel: 0053 - Der Hexer aus der Todeszelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
Vom Netzwerk:
wie andere Jungen gewesen. Hatte kaum mal Freunde. Und die, die er hatte, blieben nur so lange, bis er ihnen die Augen auszustechen versuchte oder sie in den Hals biss, weil er sich einbildete, ein Vampir zu sein. Gott, was haben unsere Eltern mit dem mitgemacht. Ich meine, ich bin bestimmt keine Heiliger. Aber mit Carl konnte ich mich in keiner Beziehung messen. Er war immer extrem. In allem. Deshalb hat er sich auch so fanatisch mit der Schwarzen Magie befasst. Sehen Sie, ich habe meine Mitmenschen beklaut und beschummelt. Ich war öfter im Knast, als Sean Connery den James Bond gespielt hat. Aber trotzdem bin ich ein gottesfürchtiger Mensch. Ich glaube daran, dass es nach dem Tod etwas gibt. Ich glaube an den Himmel. Und ich verabscheue den Teufel. Nicht so Carl. Der fühlte sich zu ihm geradezu hingezogen. Immer wieder hat er ihn beschworen. Eines Tages sagte er mir, er hätte hohen Besuch in seinem Haus gehabt. Ich wollte wissen, wen. Soll ich Ihnen sagen, was er mir zur Antwort gab? Er sagte mit todernster Miene, der Höllenfürst wäre zu Gast in seinem Haus gewesen. Mich überlief es eiskalt. Seither habe ich Carls Haus nicht mehr betreten. Ob Sie mir’s glauben oder nicht: es stank nach Schwefel in diesem Gebäude. Verdammt, ich hatte plötzlich Angst vor meinem eigenen Bruder. Zwei Tage später begegnete ich ihm auf der Straße. Er war völlig verzückt. Ich fragte ihn, was mit ihm los wäre. Da erzählte er mir, der Teufel hätte ihn zum Hexensabbat eingeladen. Ich machte, dass ich von ihm fortkam. Kurz darauf schnappte er dann vollends über. Er nahm eine Axt, verließ sein Haus und schlug drei Leuten die Köpfe ein. Das brachte ihn ins Gefängnis.«
    »Haben Sie ihn da ab und zu besucht?« wollte Bill Fleming wissen.
    Lyman schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Erstens gehe ich niemals freiwillig in ‘nen Knast. Zweitens habe ich mich von Carl losgelöst. Er war ein Fremder für mich geworden, verstehen Sie? Wir hatten nichts Gemeinsames mehr. Wer besucht schon einen Fremden im Gefängnis.«
    »Was dachten Sie, als Sie von seinem Tod erfuhren?«, fragte Fleming den Ganoven.
    »Es hat mich nicht gewundert, zu hören, dass er von Häftlingen erschlagen worden war. Denken Sie nicht, ich sei herzlos. Für mich war von Anfang an klar, dass Carl im Knast Schwierigkeiten kriegen würde, wenn er da mit seiner Schwarzen Magie Unfug treibt. Ich weiß, wie es im Gefängnis zugeht. Da gibt es Häftlinge, die regieren, und es gibt welche, die haben zu tun, was befohlen wird. Carl aber konnte sich in ein solches System nicht einfügen. Er war immer schon ein Außenseiter. Und seit er mit dem Teufel paktierte, hielt er sich jedem anderen für weit überlegen. Das konnte auf die Dauer nicht gutgehen. Es kam, wie es kommen musste. Aber reden wir jetzt von Carls Haus. Sie drei sind mir ungemein sympathisch. Deshalb bin ich bereit, Ihnen das Haus gratis zu überlassen…«
    »Wir können uns eine angemessene Miete durchaus leisten!«, sagte Zamorra.
    »Das glaube ich Ihnen aufs Wort. Sie sehen nicht wie ein Penner aus, Mr. Zamorra. Trotzdem würden Sie mir eine große Freude machen, wenn Sie mein großherziges Angebot annähmen.«
    »Sie verfolgen doch damit irgendeinen bestimmten Zweck«, sagte Zamorra mit schmalen Augen.
    Al Lyman lachte. »Okay, Sie haben mich durchschaut. Es ist wohl nicht leicht, Sie hinters Licht zu führen?«
    »Ich versuche, immerzu auf der Hut zu sein.«
    »Eine gesunde Einstellung, Mr. Zamorra. Die Welt ist ja so schlecht.«
    »Warum wollen Sie keine Miete für das Haus haben?«, fragte der Professor ernst.
    »Sehen Sie, die Leute verbreiten mit einer Unverfrorenheit sondergleichen das Gerücht, dass es im Hause meines Bruders spukt. Wenn sich diese Meinung erst mal in weitem Umkreis festgefressen hat, kann ich die Bude nie mehr verkaufen, verstehen Sie? Ich möchte die Hütte aber irgendwann mal zu Geld machen.«
    »Warum bewohnen Sie das Haus nicht selbst?«, fragte Nicole Duval. »Es ist bestimmt schöner als diese Wohnung hier.«
    »Aber ja. Das ist ein Palast, Miss Duval. Aber keine zehn Pferde werden mich jemals dazu bringen, dass ich meinen Fuß über diese Schwelle setze.«
    »Weil auch Sie davon überzeugt sind, dass es dort drinnen spukt?«, fragte Fleming.
    »Erraten«, nickte Al Lyman. »Wenn sich aber nun jemand findet, der für einige Zeit im Haus meines Bruders wohnt, werden die Leute ihre Meinung revidieren müssen. Sie werden die Spuk-Story vergessen – und ich

Weitere Kostenlose Bücher