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0053 - Die Geisterhand

0053 - Die Geisterhand

Titel: 0053 - Die Geisterhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einen Zettel in DIN-A-5-Format hervor.
    Ich streckte schon den Arm aus.
    Dann las ich den Namen halblaut vor.
    »Scaramanga. Antonio Scaramanga. Gibt seine Konzerte im Llewellyn-Stone-Theater.«
    »Liegt das nicht in Soho?« fragte mich Suko.
    »Genau«, antwortete Linkerton.
    Soho! Der Fall hatte in Soho begonnen, und die Spur führte wieder in diesen Stadtteil.
    Also dort…
    »Ich glaube, Mr. Linkerton, durch Ihre Hilfe sind wir ein ganzes Stück weitergekommen. Hat Kronos Ihnen noch mitgeteilt, welch eine Bewandtnis es mit diesem Scaramanga hat?«
    »Er hat von einem musikalischen Genie gesprochen. Ein Dämon am Klavier, dem niemand widerstehen kann, wenn er seine Musik hört. Das ist natürlich Unsinn.«
    »Würde ich nicht sagen. Es gibt Menschen, die durch ihr Talent andere so mitreißen können, daß sie alles dafür tun. Denken Sie an die Beatles oder an James Dean. Da sind Mädchen für in den Tod gegangen. Sie haben ihr Leben für das von ihnen angebetete Idol einfach weggeworfen. Wie ein Blatt Papier.«
    »Und Sie glauben, daß dies bei Scaramanga ebenfalls der Fall ist?«
    »Möglich.«
    Peter Linkerton wirkte plötzlich sehr fahrig und nervös. »Meine Frau ist auch zu einem Konzert gegangen«, murmelte er.
    »Sie denken an Scaramanga?« fragte ich.
    Er überlegte. »Ich müßte eine Freundin anrufen.«
    »Tun Sie das. Es geht um Leben und Tod.« Mit diesen Worten hatte ich wirklich nicht übertrieben.
    »Ja, gut.«
    Peter Linkerton suchte die Nummer hervor und telefonierte. Als abgehoben wurde, entschuldigte er sich wortreich und kam dann zu seiner Frage. Er hörte zu, bedankte sich und legte auf. Als er sich umdrehte und uns anschaute, war er blaß geworden.
    Ich wußte Bescheid. »Sie ist zu einem Klavierkonzert gegangen?«
    »Ja, Mr. Sinclair. Ins Llewellyn-Stone-Theater…«
    ***
    Die Uferwiesen waren feucht. Bis vor kurzem hatte die Themse noch Hochwasser geführt und Überbleibsel davon lagen als kleine Seen oder Tümpel in der flachen eintönigen Flußlandschaft.
    Der Nachtwind blies den einsamen Spaziergängern ins Gesicht und brachte den Geruch von Schlick und fauligem Wasser mit. Im Norden blinkten die Lichter des Stadtteils Pimlico, der von der breiten Grosvenor Road im Süden begrenzt wurde. Manchmal führte die auf Stelzen verlaufene Straße bis dicht an das Wasser heran, dann wich sie wieder zurück und überquerte zahlreiche Parkplätze, auf denen im Sommer die Wagen der Sonnenhungrigen standen, die sich am Ufer der Themse erholen wollten.
    Doch jetzt war dieser breite Streifen leer und verlassen. Keine Menschenseele ließ sich blicken, bis auf die beiden einsamen Wanderer.
    Und Jane Collins war auch nicht freiwillig da. Antonio Scaramanga hielt sie am Arm gepackt.
    »Wo bringen Sie mich hin, zum Teufel?« fragte sie mindestens zum zwanzigsten Mal.
    Der Pianist blieb stehen. Er deutete mit der Hand nach vorn, in die Schwärze hinein. »Siehst du was?«
    »Nein.«
    »Dort hinten beginnt ein Damm. Und darauf stehen Wohnwagen und Wohnmobile. Das ist unser Ziel.«
    Endlich wußte Jane Bescheid. Viel damit anfangen konnte sie trotzdem nicht. Wenn sie in einem herumstehenden Wohnwagen eingesperrt wurde, gab es wohl kaum eine Chance, daß sie jemand befreite. Denn wer sollte sie da finden?
    Ein Trampelpfad führte zum Damm hoch. Er war ziemlich glitschig, vom Regen und Hochwasser aufgeweicht.
    Doch auf dem Damm wurde es besser. Hier hatte man Kies gestreut, um eine einigermaßen feste Unterlage zu bekommen. Die Schritte der beiden knirschten. Jane fror. Sie fühlte sich zwischen all den Wagen nicht wohl. Sie kamen ihr direkt unheimlich vor, diese kahlen Zivilisationsprodukte, die den Winter über standen und nur im Sommer benutzt wurden.
    Alle Arten und Preisklassen waren vertreten. Kleine zweirädrige Wohnanhänger und elegante Wohnmobile, für die der Käufer ein kleines Vermögen hinlegen mußte.
    Die Gänge zwischen den Wohnwagen waren eng. Jane sah, daß dieser Ort wirklich nur als Abstellplatz diente, daß im Sommer die Wagen dann von hier aus zum Fluß oder in dessen unmittelbare Nähe gefahren wurden.
    Etwas huschte an ihren Füßen vorbei, und Jane schrie auf.
    Scaramanga lachte. »Eine Ratte«, sagte er. »Mehr nicht.«
    Sie gingen weiter.
    Jane mußte vorgehen, während Scaramanga ihr seine Hände auf die Schultern gelegt hatte. Sie spürte den harten Griff und wunderte sich darüber, daß diese schlanken Finger so fest zupacken konnten.
    Dann erreichten sie Scaramangas Wagen.
    Er

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