0053 - Die Verdammten von Isan
die Tür. Sie, Belal und der Fremde namens Perry waren wieder allein.
Belal war in seinen Stuhl gesunken, keines Wortes mehr fähig.
„Siehst du?" lächelte Perry. „So geht es Leuten, die den Mund zu voll nehmen."
„Das ... das ...", lallte Belal.
„... ist unmöglich, wolltest du sagen? 0h nein! Es geht alles mit rechten Dingen zu."
Belal erinnerte sich plötzlich, daß das Wort „Gericht" gefallen war. Er spürte die unheimliche Macht des Fremden und merkte, daß es ihm an den Kragen gehen würde, wenn er nichts unternahm.
„Ich ... ich... verschone mich!" bettelte er. „Ich will nichts tun, was dir nicht gefällt." Perry lachte spöttisch.
„Jetzt auf einmal? Gib dir keine Mühe, Belal, und mach dir keine Sorgen. Du darfst dein schmutziges Leben für dich behalten.
Ich nehme dieses Mädchen mit und bringe es nach Penomat. Und wenn du so eifrig bist, mir einen Gefallen zu tun, dann will ich dir einen Tip geben: Laß Penomat in Ruhe... sonst bekommt es dir schlecht!" Ivsera sah das hämische Grinsen, das für den Bruchteil eines Augenblicks über Belals Gesicht flog. Hatte es der Fremde auch gesehen?
Halb im Traum fühlte sie, wie Perry sie bei der Hand nahm. „Kommen Sie!" bat er. „Wir wollen gehen und unseren Freund bei seinen Problemen zurücklassen."
Die Tür öffnete sich Ivsera und Perry traten in den Gang hinaus, Ivsera schaute zurück. Sie sah, daß Belal reglos hinter seinem Tisch saß. - Der Schreck hielt ihn noch gebannt oder er war zu vorsichtig, um durch eine rasche Bewegung zu zeigen, was er jetzt vor hatte.
3.
Perry wanderte den Gang entlang, als ob er auf der ganzen Welt keine Feinde hätte. Eine Weile verging, bevor Ivsera ihre Überraschung soweit überwunden hatte, daß sie wieder Worte fand.
Nur ein paar unbewaffnete Männer waren ihnen bisher begegnet. Sie hatten sie angestarrt, aber keine feindliche Bewegung gemacht.
Vorn auf dem Hauptgang würde es anders werden. Dort gab es mehr Soldaten als Zivilisten.
„Haben Sie ...", druckste Ivsera, „ich meine... glauben Sie, daß sie uns ungehindert hinauslassen werden?" Perry lächelte sie an. „Ich weiß es", antwortete er ruhig. Nicht mehr. Es war zu wenig, um Ivseras brennende Neugierde zu befriedigen.
„Wo kommen Sie her? Sie sind kein Sallon-Mann, nicht wahr? Und erst recht keiner von Penomat?
Kommen Sie ... von Othahey?"
Othahey war der Staat, mit dem Heyatha in Zwist gelebt hatte, bevor der Krieg ausgebrochen war.
Heyatha hieß der Staat, dessen Hauptstadt Penomat war. Perry schüttelte den Kopf. „Nein, ich komme nicht von Othahey. Wüßte ich sonst so gut über die beiden Bunker dieser Stadt Bescheid?"
Ein bißchen von Ivseras altem Widerspruchsgeist regte sich wieder.
„Es wäre nicht unmöglich", antwortete sie. „Ich wenigstens glaube nicht, daß Othahey so dumm ist, keinen Spionagedienst zu unterhalten." Perry lachte fröhlich. „Möglich, daß Sie recht haben. Aber ich komme trotzdem nicht von Othahey."
Woher er in Wirklichkeit kam, verriet er allerdings nicht.
Zwei Minuten später bogen sie in den Hauptgang ein. Perry hielt sich nach rechts zum Lift hin. Was Ivsera befürchtet hatte, ereignete sich ein paar Augenblicke später. Eine Militärstreife, aus fünf schwerbewaffneten Soldaten mit weißen Armbinden bestehend, stellte sich Perry in den Weg. Perry indes blieb nicht eher stehen, als bis er auf den vordersten Soldaten prallte, und dann schimpfte er, noch obendrein: „Tolpatsch, kannst du nicht aus dem Weg gehen?"
Der Soldat schien Humor zu haben. Mit angeschlagener Waffe fuhr er einen Schritt zurück, betrachtete Perry, der ihn um einen Kopf überragte, von oben bis unten und lachte: „Entschuldigen Sie, Herr General. Aber würden Sie nichtsdestoweniger die Güte haben, mir zu verraten, wer Sie sind? Oder haben Sie gar einen Ausweis?" Perry schüttelte mit dem Kopf. „Nein, mein Freund, ich habe keinen Ausweis. Dein Vorgesetzter ist Hauptmann Feriar? Führ uns zu ihm!" Ivsera staunte, und der Soldat auch. Die Sallon-Soldaten trugen keine Uniformen. Für einen Fremden war es unmöglich zu erraten, wer unter wessen Befehl stand, selbst wenn er die Namen der Offiziere kannte.
Die Streife machte kehrt und marschierte mit Perry an der Spitze den Hauptgang hinunter in Richtung Aufzug, Ivsera folgte dichtauf. Der Fremde war ihr unheimlich geworden.
Feriar hatte sein Quartier in der Nähe des Aufzugs. Vier Soldaten postierten sich vor der Tür, der fünfte führte Perry und Ivsera in
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