0053 - Die Verdammten von Isan
den kleinen Raum hinein.
Feriar sprang auf, als er Ivsera erblickte. Perry schenkte er gar keine Beachtung.
„Gütiger Himmel!" staunte er. „Sind Sie Belal so schnell wieder losgeworden?" Ivsera nickte und deutete auf Perry. Feriar musterte den großen Mann.
„Wer sind Sie?" fragte er mißtrauisch. Perry lächelte. „Einer, der keinen Ausweis besitzt und trotzdem Wert darauf legt, den Bunker unbehelligt zu verlassen ... und zwar mit dieser Dame." Feriar schnappte nach Luft. „Sie ist eine Gefangene!" stieß er hervor.
Er öffnete den Mund, um nach der Wache zu rufen, aber Perry unterband es mit einer raschen Handbewegung.
„Lassen Sie die Schreierei sein!" sagte er scharf. „Ich sehe, daß Sie ein vernünftiger Mann sind. Warum wollen Sie für diesen schmutzigen Belal arbeiten?" Feriar blieb der Mund offenstehen. „Sie sehen ...?"
„Genau. Ihnen ist Belals Alleinherrschaft zuwider, nicht nur aus Prinzip, sondern auch, weil Belal seine Macht zum privaten Vorteil ausnutzt." Er sprach schnell und ließ Feriar keine Zeit zum Antworten. „Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Kommen Sie mit nach Penomat! Ich verbürge mich dafür, daß Ihnen nichts geschieht."
Die Worte schienen auf Feriar einen eigenartigen Zwang auszuüben. Es klang nicht sehr überzeugt, als er einzuwenden versuchte: „Aber Penomat ist seit ein paar Stunden..."
„Ich weiß es. Wir werden den Bunker zurückerobern. Ist das eine Aufgabe für Sie?" Feriar nickte. „Gut, ich komme mit!" Ivsera glaubte zu träumen. Das konnte es nicht geben. Ein einzelner Mann bewegte sich - ohne Waffen, wie es schien - frei in einem Bunker, dessen despotischen Kommandanten er aufs tödlichste beleidigt hatte. Hindernisse überwand er solcherweise, daß er die verantwortlichen Offiziere, die sich ihm in den Weg stellten, mit ein paar Worten zur Fahnenflucht überredete.
Aber es war so. Feriar nahm seine Waffe an sich und erklärte den Wachen, daß er die beiden Fremden zu Belal zurückbringe. Dann wandte er sich nach rechts, dem Liftschacht zu.
Die Aufzugskabine brauchte eine Viertelstunde, um herbeizukommen. Sie war leer, als die Tür zur Seite glitt. Perry ließ Ivsera und Feriar zuerst einsteigen. Er sah, wie Feriar nach dem obersten Knopf der Schaltleiste griff, und rief: „Umgekehrt, mein Freund! Wir wollen abwärts!" Feriar sah ihn erstaunt an. „Ich habe nicht die Absicht", erklärte Perry, „stundenlang durch verseuchtes Gebiet zu marschieren. Durch den neuen Stollen geht es bequemer!"
Feriar gehorchte und drückte den untersten Knopf. Der Aufzug begann, sich gemächlich abwärts zu bewegen.
Sie hatten etwa vier Etagen passiert, als an der Rückwand der Kabine, dicht unter der Decke, ein rotes Signal aufleuchtete. Ein Summton ertönte zur gleichen Zeit, und von draußen drang das schrille Geheul unzähliger Sirenen herein. Feriar zuckte zusammen. „Alarm!" keuchte er. Perry nickte gleichgültig. „Was hatten Sie erwartet? Daß Belal uns ungehindert laufenläßt?"
Eine Sekunde später tönte aus dem Lautsprecher, der im Lift untergebracht war, eine blecherne Stimme: „Achtung! Alarm für alle Etagen! Zwei wichtige Gefangene sind entflohen. Es handelt sich um eine Frau, die aus dem Bunker Penomat stammt, und einen Fremden, der oberirdisch aufgegriffen wurde. Beide Gefangene sind durch ordentlichen Spruch eines Kriegsgerichts zum Tode verurteilt und daher tot oder lebendig einzubringen."
Es folgte eine Beschreibung der beiden Gefangenen, wobei festzustellen war, daß Belal, von dem sie ohne Zweifel stammte, sich in der Aufregung ein wenig versehen hatte, soweit es Perry anging.
Wenigstens glaubte Ivsera nicht, daß jemand ihn nach Belals Angaben erkennen würde. Seine Kleidung war, wenn auch fremdartig, wesentlich unauffälliger, als Belal sie beschrieben hatte. Feriar wurde unruhig. „Wissen Sie, wie viele Bewaffnete wir in Sallon haben?" Perry lächelte. „Warten Sie ... fünfeinhalbtausend, nicht wahr? Fast achtzig Prozent der Männer zwischen fünfzehn und fünfzig Jahren."
Feriar war erstaunt. „Aber wissen Sie auch", fuhr Perry fort, „wo diese Leute uns suchen werden? Oben bei der Bodenschleuse!"
*
Perry hatte recht gehabt. Der Aufzug erreichte ohne Behelligung die unterste Etage. Der Gang vor dem Schacht war leer.
Ohne Zögern schlug Perry den Weg nach rechts ein.
„Lassen Sie die Waffe stecken!" riet er Feriar unterwegs. „Ich kann für uns drei sorgen, und wir wollen möglichst kein Blut vergießen."
Feriar
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