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0054 - Wir und der Hellseher

0054 - Wir und der Hellseher

Titel: 0054 - Wir und der Hellseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir und der Hellseher
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Karteikarte.
    Allein diese Tatsache genügte dem Professor, um seinen Entschluss nicht umzustoßen. Er zog das Bild von Torettis Karte, verschloss den Tresor und schob den Ankleideschrank wieder vor. Wenig später summte seine Türklingel. Rico Rondell stand draußen. In zwei Minuten hatte Furner ihm die Einzelheiten auseinandergesetzt. Stumm glitt der schlanke Mann hinaus.
    Unten stand der Lastwagen, und Rondells Bruder Bill saß auf dem Beifahrersitz. Rico steuerte die angegebene Adresse an. Er hatte keine Hemmungen einen Dietrich zu benutzen. Nach wenigen Minuten stand er in Torettis Zimmer, sah im Schein seiner Taschenlampe das unbenutzte Bett und ging wieder hinunter, ohne sich die Mühe zu machen, das Zimmer wieder zu verschließen.
    Er verständigte sich durch Zeichen mit Bill, der nur stumm nickte.
    Während Bill wartete, ging Rico die nächsten Lokale ab. Die meisten waren geschlossen und schon in der zweiten, noch offenen Wirtschaft sah er Toretti an der Theke stehen.
    Rondell trank einen Gin, ging wieder hinaus, sah sich die Umgebung an und ging dann, um Bill und den Wagen zu holen.
    ***
    Als Toretti aus der Dunkelheit einen Mann auf sich zukommen sah, stoppte er, und dann wechselte er rasch auf die andere Straßenseite über.
    Er behielt den Mann im Auge, als sie, getrennt durch die Breite der Fahrbahn, aneinander vorbeigingen.
    Genau auf gleicher Höhe blieb der Mann stehen. Toretti erschrak. Er trug eine 70er-Pistole in der Tasche, und er griff sofort danach. Sein Atem ging schneller. Er wandte den Kopf, um den Mann, dessen Bewegungen er auf der schlecht beleuchteten Straße nur schwer erkennen konnte, nicht aus dem Auge lassen zu müssen.
    Dieses Konzentrieren der Aufmerksamkeit auf die andere Straßenseite war ein Fehler Torettis. So merkte er nicht, dass sich aus einer Türnische in seinem Rücken ein großer, schwerer Schatten löste.
    So plump und riesenhaft sein Körper war, so verstand es Bill Rondell doch, sich lautlos und geschmeidig zu bewegen. Wie ein Fels tauchte er hinter Toretti auf. Seine Pranken hoben sich und schoben sich mit der Gewalt von Schraubstöcken um seinen Hals.
    Kein Laut drang mehr aus Torettis Kehle, und die Mörder hätten ihr Werk in aller Stille beenden können, wenn ihr Opfer nicht bereits die Pistole in der Hand und den Finger am Drücker gehabt hätte. Torettis Finger krümmte sich. Wahrscheinlich war es nur noch ein Zucken, nicht eine bewusste Handlung, und die Kugel traf niemanden. Aber der Schuss peitschte doch durch die stille Straße, und sein Echo rollte von den Hauswänden zurück.
    Bill Rondell ließ sein Opfer los. Der Mann, der noch vor wenigen Augenblicken Ben Toretti gewesen war, fiel leblos zu Boden. Rico tauchte neben seinem Bruder auf, packte seine Hand.
    »Komm!«, schrie er. »Rasch!«
    Wie die Schatten verschwanden sie in der Nacht. Sekunden später brummte der Lastwagenmotor.
    Auf dem Pflaster der Straße, nahe dem Bordstein, lag ein Bündel. Jetzt wurde in den ersten Fenstern Licht gemacht und die verschlafenen Gesichter von Menschen, die der Schuss geweckt hatte, tauchten hinter den Scheiben auf.
    ***
    Phil und ich standen am frühen Morgen im Wartezimmer des Leichenschauhaüses. Wir hatten von dem Mord an Ben Toretti erst erfahren, als wir das FBI-Hauptquartier betraten. Wie jedes größere Verbrechen war auch diese Tat dem FBI mitgeteilt worden, obwohl die Verfolgung und die Aufklärung zunächst in den Händen der Stadtpolizei blieben.
    Die Verhörprotokolle lagen bereits vor. Nach unserem Besuch hatte Toretti nur noch mit dem Wirt gesprochen. Der Schuss, den er abgefeuert hatte, bewies, dass er seinen Mörder gesehen hatte, obwohl es fast unverständlich war, wie der Mörder so nahe an ihn hatte herankommen können, wenn er ein Schießeisen in der Hand hielt.
    Wir hofften, in diesem Punkt Aufklärung durch den Arzt zu erhalten. Darum standen wir hier.
    Der Doktor kam und hatte den Operationskittel noch an.
    »Tolle Sache«, sagte er und schüttelte den Kopf.
    »Können Sie uns sagen, wie es geschehen ist, Doc?«
    »Ziemlich genau, obwohl es fast unglaublich klingt. Er hatte eine Menge Fingerabdrücke am Hals, aber was für Abdrücke, Cotton! Sie scheinen eher von einem Gorilla als von einem Menschen zu stammen. Immerhin beweisen sie, dass sein Mörder ihn von hinten angefallen hat.«
    »Er ist also tatsächlich erwürgt worden?«
    »Nein. Es ist praktisch unmöglich, einen Menschen zu erwürgen, wenn man seinen Hals von hinten umklammert.

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