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0054 - Wir und der Hellseher

0054 - Wir und der Hellseher

Titel: 0054 - Wir und der Hellseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir und der Hellseher
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ihn und entdeckte eine Toreinfahrt, die auf eine Straße führte.
    Mit einem Klimmzug kletterte ich in das Zimmer zurück.
    »Welchen Wagen fahren Sie?«, fragte ich den Geschäftsführer, oder was immer er sein mochte.
    »Einen Lincoln.«
    »Den Schlüssel!«, forderte ich und streckte die Hand aus.
    »Ich… äh… ich… Der Wagen befindet sich in Reparatur.«
    Kurzerhand griff ich ihm in die Brusttasche seiner Jacke, nahm die Brieftasche heraus und fand darin die Zulassung, die auf die Nummer NYC 438 lautete.
    »Wir sprechen uns noch!«, rief ich dem völlig verdatterten Burschen zu, sprang zum zweiten Mal aus dem Fenster, spurtete über den Hof und durch die Toreinfahrt und rief auf der Straße nach Cashman und Trevor. Trevor tauchte neben mir auf, und ich merkte erst jetzt, dass die Toreinfahrt auf die Third Avenue mündete, allerdings drei Häuser Weiter rechts, als die Royal Bar ihren Eingang hatte.
    »Haben Sie aus der Einfahrt einen Lincoln kommen sehen?«
    »Einen Wagen jedenfalls, Cotton. Ich bin aber nicht sicher, ob es ein Lincoln war.«
    »In welche Richtung fuhr er?«
    »Dorthin die Avenue hinunter.«
    Ich fasste seinen Ärmel und zog ihn mit zu meinem Wagen. In den paar Sekunden des Weges pumpte ich ihn mit Anweisungen voll.
    »Holen Sie sich den Burschen, der in der Royal Bar den Geschäftsführer spielt. Lassen Sie sich eine Beschreibung des Lincoln geben, den er fährt. Der Wagen hat die Nummer NYC 438. Geben Sie Beschreibung und Nummer dem Streifendienst durch. Der Wagen soll gestellt werden.«
    Die letzten Worte schrie ich bereits vom anfahrenden Wagen aus.
    Ich fuhr die Third Avenue hinunter. Ich fuhr so schnell, als befände ich mich auf einer Rennstrecke und nicht mitten in New York. Trotzdem war ich mir darüber im Klaren, dass meine Chancen, den Lincoln zu erwischen gleich null waren, wenn die Leute nicht auf der Straße geblieben waren.
    Zwei- oder dreimal sah ich Lincoln-Limousinen vor mir, aber als ich nahe genug herangekommen war, stimmte die Nummer nicht. Eine volle Viertelstunde fuhr ich immer geradeaus. Längst hatte ich das Zentrum hinter mir gelassen und fuhr durch die Wohnviertel. Die Third Avenue war in die 80. Straße übergegangen. Die Fahrbahn war nicht mehr sehr belebt. Mein Wagen hatte kein Sprechfunkgerät, sodass ich mich nicht in den Funkverkehr der Streifenwagen einschalten konnte. Vielleicht hatten sie den Lincoln längst an anderer Stelle gesichtet, während ich hier sinnlos geradeaus in die Nacht hineinfuhr. Ich beschloss umzukehren, nur den einen Wagen, dessen Rücklichter vor mir funkelten, wollte ich noch überholen oder wenigstens soweit herankommen, dass ich das Modell erkennen konnte.
    Das Auto vor mir fuhr zügig, aber nicht sehr schnell. Als ich die Umrisse sehen konnte, erkannte ich, dass es ein Lincoln war. Ich fuhr noch näher auf und sah im Licht meiner Scheinwerfer die Nummer: »NYC 438.« Ich hatte sie.
    Um nicht aufzufallen, überholte ich den Wagen, nahm die nächste Querstraße, schaltete die Lichter aus und drehte. Unterdessen brauste der Lincoln an mir vorbei. Ich ließ ihm dreißig Sekunden Vorsprung und setzte mich mit ausgeschaltetem Licht wieder auf seine Fährte. Ich konnte die Rücklichter sehen und das genügte mir.
    Die Fahrt dauerte noch runde zehn Minuten. Dann ganz plötzlich verschwanden die Rücklichter.
    Ich versuchte, mir die Stelle ihres Verschwindens zu merken, und als ich diese Stelle passierte, sah ich, dass es hier nur eine einzige Abzweigung zwischen zwei hohen, abbröckelnden Fabrikmauern gab, und dieser Weg war außerdem als Sackgasse gekennzeichnet.
    Ich fuhr ein gutes Stück weiter, vergewisserte mich, dass es nur diese einzige Möglichkeit des Verschwindens für den Lincoln gab, stellte den Motor ab und stieg aus. Vorher nahm ich aus dem Handschuhfach eine Taschenlampe und zwei Reservemagazine.
    Langsam ging ich an der hohen Mauer vorbei, hinter der kein Licht schimmerte. Die Fabrik musste seit langer Zeit stillliegen.
    Ich bog in die Sackgasse ein. Es gab kein Licht hier. Warum soll man eine Gasse beleuchten, die keine Bewohner hat?
    Ich ging langsam und so lautlos wie nur möglich. Ganz allmählich hielt ich es für ratsam, die Smith & Wesson in die Hand zu nehmen, und als ich vor einem schief in den Angeln hängendem Tor auf den leeren Lincoln traf, hielt ich es ferner für ratsam, den Sicherungshebel zurückzuschieben.
    ***
    Die schwere Hand des Mannes, die sich auf Irene Cresbyls Mund gelegt hatte, als sie das Büro

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