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0055 - Die Nacht der gelben Kutten

0055 - Die Nacht der gelben Kutten

Titel: 0055 - Die Nacht der gelben Kutten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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dieser Arme hatten zwei zarte, mädchenhafte Hände einen Schraubstock gebildet, dessen Umklammerung nicht mehr zu lösen war.
    Die Gelben Furien trauten ihren Augen nicht, als sie dieses seltsame Bild sahen.
    Da schien ein Koloß von männlichem Körper schräg in der Luft zu hängen. Sein Kopf wurde dadurch am Fallen gehindert, daß zwei Mädchenarme sich ihm entgegenstreckten. Und Bahilis Hals war zwischen Nicoles kraftvoll zupackenden Händen wie in einer ehernen Falle.
    »Warum kommst du nicht näher?« fragte Nicole spöttisch. Sie war sich ihres Sieges sicher.
    Bahili verdrehte immer mehr die Augen.
    »Wolltest du mich nicht küssen, du Fleischsack?« spöttelte Nicole weiter. Und ihre Hände drückten weiter zu. Bahili quollen die Augen schon fast aus ihren Höhlen.
    Röchelnd hing er in der ausweglosen Umklammerung von Nicoles Händen. Dann preßte Nicole ihre Hände so schwer um seinen Hals, daß sich alle Knöchel abzeichneten.
    Keine drei Minuten lang hielt sie ihn so. Dann ließ sie los, rollte sich auf den Diwan zur Seite und sprang auf.
    Bahilis Körper fiel schwer wie ein Felsblock nach unten. Mit dumpfem Poltern landete er auf dem Boden neben dem Diwan.
    Die Gelben Furien zeigten eine Mischung aus Bewunderung und Furcht, als sie auf das Mädchen sahen, das seelenruhig in der Mitte des Raumes stand.
    »Hast du noch mehr solche Halbwüchsige?« rief sie dem Großen Shuri zu. Aber der Herrscher der Gelben Furien dachte nicht daran, ihr eine Antwort darauf zu geben.
    ***
    Der Herrscher der Shuris winkte drei der Furien heran und besprach sich mit ihnen.
    Nicole spürte, daß sie über ihr eigenes Schicksal berieten. Würde man sie jetzt freilassen?
    Der Große Shuri trat einen Schritt auf Nicole zu.
    »Ich habe mit dem Rat der Gelben Furien beschlossen, dich freizulassen«, verkündete er mit rauher Stimme. »Du hast einen meiner stärksten und besten Sklaven überwunden und getötet. Wir erkennen deinen Mut und deine Stärke an. Du bist eine Fremde, und du darfst den Tempel eigentlich nicht lebend verlassen. Wir werden mit dir eine Ausnahme machen, weil du nicht unser Feind bist. Du gehörst nicht zu den verfluchten Tamilen, die uns einmal vernichtend geschlagen haben. Diese drei Frauen hier werden dich zu einem geheimen Ausgang bringen. Du wirst mir jetzt schwören, daß du unseren Tempel nie wieder suchen oder in diese Gegend am Wasserfall kommen wirst.«
    »Dann schwöre du mir zuerst, daß ihr keine Hintergedanken habt und mich wirklich freilassen werdet«, forderte Nicole ihn unerschrocken auf.
    »Du hast das Wort des Geistes des großen Königs Shuriwatha. Ich schwöre dir, daß du frei sein wirst.«
    »Gut«, sagte Nicole. »Dann kann ich dir schwören, daß ich mich für immer von deinem Tempel fernhalten werde. Schwur gegen Schwur, Großer Shuri.«
    »Du bist nicht nur stark und mutig, sondern auch vernünftig und klug«, lobte der Beherrscher der Gelben Furien Nicole.
    Auf einen Wink des Shuris nahmen die drei Gelben Furien das Mädchen in ihre Mitte und führten sie aus dem Raum.
    Der tote Bahili lag noch immer am Boden. Ärgerlich trat der Große Shuri mit dem Fuß nach dem Leichnam.
    »Erbärmlicher Hund!« knirschte er durch die Zähne. »Dich von einem Mädchen besiegen zu lassen!«
    Aber gleichzeitig frohlockte er. So billig, wie die Fremde glaubte, sollte sie ihm nicht davonkommen…
    Die drei Gelben Furien brachten Nicole Duval in den Flur mit den gleißenden Wänden aus purem Gold. Von dort ging der Weg auf die Treppe mit den vielen Stufen zu, die Batak mit ihr heruntergekommen war.
    Als sie das obere Ende der Treppe erreicht hatten, betraten sie den Hauptflur, der zum Ausgang führte.
    Wieder zählte Nicole die Schritte. Sie prägte sich jede Einzelheit ein, die ihr und Zamorra vielleicht einmal nützlich sein konnte.
    Sie schätzte Länge und Breite des goldenen Korridors ab.
    Dann achtete sie gespannt auf den Augenblick, da eine der Gelben Furien den geheimen Mechanismus bedienen würden, um das schwere Stahltor im Felsen zu öffnen. Dieser Mechanismus mußte irgendwo in diesem Flur untergebracht sein.
    Da sah sie schon, wie eine der verschleierten Furien an die Wand trat und nach einem Kästchen langte. Es war ein Schmuckkästchen, aus reinem Gold getrieben und etwa vierzig Zentimeter breit.
    Was Nicole mehr faszinierte als dieser wertvolle Schmuckgegenstand, der als Behälter von feinsten geschliffenen Diamanten diente, war das, was sich hinter dem Kästchen zeigte.
    Dort war ein

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