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0055 - Die Nacht der gelben Kutten

0055 - Die Nacht der gelben Kutten

Titel: 0055 - Die Nacht der gelben Kutten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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Augen nur noch begehrenswerter.
    Mit einer graziösen Handbewegung lud sie Batak zum Sitzen ein.
    Er nahm auf dem Rand des Diwans Platz.
    Vor ihm stand ein Tischchen mit allerlei Porzellan und silbernem Geschirr. Der Große Shuri war nicht kleinlich, was seine Tänzerinnen anging.
    Sita hatte eine silberne Kanne mit köstlichem Tee zubereitet. Sie schenkte sich und Batak ein. Dann setzte sie sich ihm gegenüber in einen Sessel und schlürfte behaglich ihren Tee.
    Batak fiel es schwer, es ihr gleichzutun. Er war ungeduldig. Er verschlang das Mädchen mit seinen Augen. Aber es gelang Sita, ihn noch ein wenig hinzuhalten.
    Schließlich hielt Batak es nicht mehr aus.
    »Komm, Sita, wir wollen zum Ziele kommen«, sagte er, und sein Atem kam schwer und stoßweise.
    »Wir wollen uns Zeit lassen«, erwiderte das Mädchen.
    Aber da war er schon bei ihr und packte sie. Wild und stürmisch riß er Sita in seine starken Arme. Sie spürte, daß er nicht gewillt war, sie wieder loszulassen.
    »Du bist schön«, sagte sein Mund an ihrem Ohr. »Schön wie die Blüte der Orchidee. Du bist wie ein Zauber und wie ein Märchen, Sita: Ich brenne nach dir, und du sollst spüren, wie ich dich begehre und dich liebkose.«
    Der Druck seiner Arme wurde immer stärker. Vergeblich suchte Sita, sich seinem Griff zu entwinden.
    »Willst du nicht?« fragte er enttäuscht.
    Schnell sah Sita zur Seite. Die Gier in Bataks Augen war unverkennbar. Dieser Mann würde sie nicht schonen, wenn sie sich ihm verweigerte. Sita mußte zusehen, daß sie ihren Plan durchführen konnte.
    »Warum glaubst du, daß ich nicht mehr will?« sagte sie mit warmer Stimme. »Aber wenn du mich liebkosen willst, wird es so nicht gehen, Batak.«
    Sie zeigte an ihren Kleidern hinunter. Sofort wurden Bataks Augen noch wilder, noch fordernder.
    Er riß sie erneut in die Arme, strich ihr mit plumpen Fingern ungeschickt übers Haar, ließ seine Hände um ihren Hals spielen.
    »Du hast recht, Sita. Zeige mir deine ganze Schönheit. Lege dein Gewand ab und laß mich dich sehen.«
    »Du darfst nicht zuschauen, wenn ich mich entkleide«, sagte sie, und ihre Schamhaftigkeit wirkte sofort auf Batak.
    »Bleibe so stehen«, sagte sie. »Ich rufe dich, wenn ich soweit bin.«
    »Ja«, sagte Batak mit belegter Stimme. »Beeile dich, meine Schönheit. Ich kann nicht mehr warten.«
    Sita richtete es so ein, daß ihre linke Hand durch die Falten ihres Gewandes fuhr. Die raschelnden Töne des Stoffes ließen Batak glauben, daß sie sich entkleidete.
    Aber da hatte Sitas rechte Hand bereits nach dem schweren Leuchter aus purem Gold gegriffen. Sie mußte sich anstrengen, den mächtigen Gegenstand mit einer Hand hochzuheben und in der Balance zu halten.
    »Was machst du so lange?« fragte Batak ungeduldig.
    »Der Stoff«, sagte Sita schnell. »Er hat sich hinter dem Hals verknotet.«
    »Warte, ich helfe dir«, meinte Batak. Erschreckt ließ Sita den Leuchter sinken.
    »Nein, nicht! Bleib stehen, wie du bist! Ich habe den Knoten gleich gelöst.«
    Bange Sekunden für Sita vergingen. Von neuem mußte sie das massige Gerät aus edlem Metall anheben. Sie durfte keine Zeit mehr verlieren.
    »Ich bin gleich so weit«, sagte sie, um keinen neuen Verdacht bei dem Wächter aufkommen zu lassen. »Eine Frage mußt du mir noch beantworten, bevor du mich nackt sehen darfst.«
    »Frage nur«, brummte Batak ungeduldig.
    »Was tust du, wenn ich dir nicht gehören will?«
    »Treibe keine bösen Scherze mit mir!« fauchte Batak. »Du gehörst mir, und du wirst es nicht verhindern. Wenn du dich weigerst, wirst du mir trotzdem gehören. Und hinterher bringe ich dich um, Tamilentochter.«
    »Ich dachte es mir«, sagte Sita leise.
    Dann nahm sie alle Kraft zusammen. Hob den schweren Leuchter.
    Sie hatte noch nie Gewalt angewendet. Nur ihre Todesangst verlieh ihr die Kräfte, die sie jetzt brauchte.
    Sie war sicher, daß ihr Los besiegelt sein würde, sobald sie sich dem Anführer der Shuris verweigerte.
    Schnell und hart schlug sie zu. Mit ganzer Gewalt traf der schwere Leuchter den Hinterkopf Bataks. Der Schlag war so stark, daß Sita mit nach unten gezogen wurde. Der Leuchter rutschte über die rechte Ohrpartie des Gegners, entglitt den Händen des Mädchens und fiel dumpf zu Boden.
    Eine Sekunde später stürzte Batak betäubt neben der seltsamen Waffe Sitas hin und blieb regungslos liegen.
    Sita handelte schnell. Der goldene Schlüssel steckte an einer kleinen Kette in einer von Bataks Seitentaschen. Flink hatte das

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