0055 - Wir, Mr. Unbekannt und das Gold der Diane
eine ganze Menge Wagen - und nicht nur die billigsten!« belehrte er mich. »Auch Chrysler!«
»Aber… wie kommen Sie darauf, dass ausgerechnet Sie den Wagen verkauft haben sollen, um den es sich handelt?«
Er strahlte jetzt förmlich.
»Das kann ich Ihnen schnell verraten! Die Begleitumstände, die mit diesem Kauf zusammenhingen, kamen mir etwas mysteriös vor. Ich hätte Ihnen schon eher die Auskunft gegeben, aber ich kam erst heute von Sun-Valley zurück. Hatte da Ferien gemacht! Aber nun zur Sache! Vor gut vierzehn Tagen, es kann auch etwas länger her sein, kam bei mir ein Anruf an, ob ich das ausgestellte Chrysler-Coupe im Schaufenster verkaufen wollte. Ich sagte natürlich zu, denn der Wagen wirft allerhand ab und kostet gut und gerne achttausend!« Er machte eine Kunstpause, um die Höhe des Preises gebührend auf uns wirken zu lassen. »Außerdem hatte er Schlafsitze und verschiedene Extras, die nochmals an die tausend kamen. Einen Wagen zu neuntausend Dollar verkauft man nicht jeden Tag!« Er stieß eine gewaltige Rauchwolke von sich. »Well! Ich fragte selbstverständlich sofort, wie es mit der Bezahlung wäre. ›Wird sofort bar bezahlt! ‹ wurde mir berichtet. Das, meine Herren, ist etwas besonders Erstaunliches! Barzahlung gibt es so gut wie nie… und wenn die Leute noch so viel Geld haben! Ich tat natürlich so, als wäre das von vornherein klar gewesen, und fragte, ob ich die Zulassung vornehmen sollte. Das wäre nicht nötig, das wolle man selbst erledigen, wurde mir gesagt. Dann hing man ein, und ich hatte das Gespräch bereits vergessen, als sich bei mir ein Mann melden ließ, der den Wagen abholen sollte.«
»Wie sah der Mann aus?« fragte ich schnell.
Mr. Skipper schüttelte den Kopf.
»Er hatte eine dunkle Brille vor den Augen und eine Lederkombination an. Kam mit einem schweren Motorrad, einer Indian-Scout! Er legte mir neuntausend Dollar bar auf den Tisch des Hauses, nahm die Papiere an sich und fuhr den Wagen mit zwei mitgebrachten und provisorisch festgemachten Nummernschildern davon. Eine Stunde später war er wieder da und brachte sein Motorrad fort. Das wäre alles! Sagen Sie selbst… ist das nicht seltsam?«
Wir mussten ihm Recht geben. Zweifellos war der Mann mit der Lederkombination einer jener Leute, die es darauf abgesehen hatten, Balcroft-Wynen mithilfe des nagelneuen Wagens in die Luft zu jagen. Es beruhigte mich nur, dass selbst die gefälschten Nummernschilder und die wirklich ausgezeichnet entfernten Wagennummem am Fahrgestell und im Motor nicht ausgereicht hatten, uns die Herkunft des Wagens für alle Zeiten zu verschleiern. Leider hatten wir die Käufer noch nicht.
So viel jedenfalls stand fest, dass es irgendwelchen Herrschaften sehr darum zu tun war, Mr. Balcroft-Wyen und später auch mich so schnell es ging aus dem Wege zu räumen. Bei mir konnte ich das verstehen - ich hatte in Unterweltkreisen mit Phil einen zu »schlechten« Ruf, als dass ich mich über die Anschläge noch gewundert hätte. Doch jetzt galt es, herauszubekommen, warum man es auf unseren »Mister Unbekannt« abgesehen hatte.
Wir verabschiedeten uns von Mr. Skipper, der sichtlich stolz darauf war, seiner Pflicht als amerikanischer Staatsbürger in so hervorragender Weise Genüge getan zu haben.
Anschließend veranlassten wir sofort, dass an sämtliche Pass- und Zollkontrollen der Staaten, ob es nun Flughäfen oder Häfen waren, ein Hinweis erging, uns sofort zu melden, falls ein Passagier mit Namen Wynen die Staaten verlassen wollte. Wir versprachen uns davon ebenfalls nicht viel - eher dachten wir, dass Mr. Wynen sich irgendwo verkrochen habe, nachdem er davon gehört hatte, dass der gewonnene Wagen der ihm unserer Meinung nach bewusst zugespielt worden war, mit einem Polizisten am Steuer in die Luft geflogen war!
Doch wir täuschten uns! Es dauerte kaum den halben Nachmittag, als vom La-Guardia-Flugplatz die Nachricht kam, dass vor vierundzwanzig Stunden der bewusste Mr. Wynen mit der fahrplanmäßigen Maschine der »Panair do Brazil« Nordamerika verlassen hatte. Ziel der Reise sei Bogota. Mr. Wynen hatte eine Einfuhrlizenz für Rohsmaragde mit sich geführt und sie beim Zoll hinterlegt.
»Ob er wohl jemals von Bogota zurückkommt?« fragte Phil ungläubig. »Sicherlich hat er sich abgesetzt, weil ihm der Boden in den Staaten zu heiß geworden ist!«
Ich zuckte die Schultern.
»Aus den Papieren geht hervor, dass die Einfuhrlizenz bis zum Ende des nächsten Jahres befristet ist.
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