0055 - Wir, Mr. Unbekannt und das Gold der Diane
Herren vorgestellt, die uns an verschiedene Abteilungen weiter verwiesen, und endlich landeten wir im Archiv. Es war ein riesiger, mit Neonröhren erhellter Raum, dessen Wände mit Regalen bis unter die Decke bestellt war. In jedem Regal standen dicht an dicht gewichtige Ordner. Es gibt kein Schiff auf der Welt, das nicht bei »Lloyds« registriert ist… und das hier in New York war nur eine Filiale der Hauptversicherung in London.
»Diane?« fragte uns ein kleines, bebrilltes Männchen. »Gewiss, da werden wir etwas finden! Warten Sie einen Moment, bitte!«
Sofort erklomm der kleine Mann eine Leiter, drückte auf einen Knopf und fuhr automatisch die langen Aktenreihen ab. Mit einem weiteren Knopfdruck verhielt er die Leiter, griff mit traumwandlerischer Sicherheit in das Regal und kletterte dann geschickt zu Boden.
»Bitte, wenn Sie einen Blick hineinwerfen wollen?«
Al, Phil und ich vertieften uns in die Akten, während das kleine Männchen, Mr. Sullivan, geheimnisvolle Telefongespräche führte.
Die Akte über die ›Diane‹ enthielt alles, was wir schon wussten. Die Versicherungssumme war nicht allzu hoch gewesen. Ein Sachverständigengutachten, das anlag, wies aus, dass die wahren Kosten für den Neubau eines Schiffes in der Art und in den Abmessungen der ›Diane‹ ein Mehrfaches des Betrages ausmachen würde, als an Versicherungssumme gezahlt worden war.
Jetzt konnten wir auch feststellen, warum die Akten des FBI mit dem Jahre 1926 abschlossen. Die ›Diane‹, nachdem sie unter dem Kommando eines Chinesen-Schmugglers gesunken war, hatte man wieder flott gemacht und, endgültig an den bekannten Hotelbesitzer Hep Wilbur verkauft. Der Hotelkönig hatte sie lediglich für ein oder zwei Fahrten versichert und bei der letzten Fahrt, im Frühjahr 1927, war die ›Diane‹ vor Coney Island gesunken. Mr. Wilbur erhielt eine kleine Abfindung und damit schlossen sich die Akten über das Segelschiff. Ich sah Phil an.
»Merkst du etwas, Phil?« fragte ich aufgeregt.
»Ja, Jerry! Der Name Wilbur taucht auf! Das ist doch auch der Besitzer des ›Tabarin‹, nicht wahr? Ob da Zusammenhänge bestehen?«
»Sicherlich!« meinte ich nachdenklich. Für mich stand es fest, dass es dort Zusammenhänge geben musste, und ich nahm mir sofort vor, in dieser Richtung endgültig weiterzubohren. Wir bedankten uns, nachdem wir wortwörtlich abgeschrieben hatten, was wir über die ›Diane‹ Neues erfahren hatten. Al gähnte und meinte, ob wir jetzt zum Office zurückwollten? Er solle nämlich abgelöst werden…
Also taten wir ihm den Gefallen. Stokes, ein anderer Kamerad von uns, nahm seinen Platz ein. Dann setzten wir uns in Richtung Hafen in Marsch und waren nach einer knappen halben Stunde vor den Trümmern des Lagerhauses, dessen Brandfoto wir aus der Zeitung erkannt hatten.
Ein sich sehr wichtig nehmender Feuerwehrmann hielt uns zurück.
»Unbefugten ist der Zutritt zur Brandstätte verboten!« bellte er.
Wir zeigten ihm unsere Ausweise, die wieder einmal Wunder wirkten und wurden nun von dem Mann zu einem Herrn geführt, der gegen eine Kiste lehnte und einer reizenden kleinen Sekretärin Anweisungen gab.
»Holwyne!« stellte er sich vor und schüttelte uns die Hand. »Ich bin hier der Sachverständige der Union-Versicherung! Sie haben Fragen, meine Herren?«
»Cotton, Decker und Stokes vom FBI!« stellten wir uns vor. »Was hat es hier gegeben?«
Mr. Holwyne zeigte sich nicht beeindruckt. Ein Versicherungsmann mit seinen Erfahrungen kannte nur Zahlen… alles andere war ihm uninteressant.
»So so!« sagte er nur und zerrte sich den Schal vom Hals.
»Ist der Brand schon bis zu Ihnen vorgedrungen?«
»Warum fragen Sie? Gäbe es einen Anlass, den FBI einzuschalten?«
Mr. Holwyne lächelte flüchtig und nahm seine abgekaute Pfeife aus dem Mund.
»Einwandfreier Fall von Brandstiftung!« meinte er knapp. »Wir haben die Überreste eines Benzinfasses gefunden. Ebenfalls Teile einer Kerze und Pulverrückstände .«
Wir sahen ihn verständnislos an. Er lächelte etwas überlegen.
»Ich will es Ihnen erklären!« ließ er sich endlich herab, unsere unausgesprochene Frage zu beantworten. »Es ist einer der billigsten Tricks - so alt, wie Methusalems Bart! Man sollte es nicht für möglich halten, dass es noch Leute gibt, die so stümperhaft arbeiten! Also: Man nimmt ein Benzinfass, stellt es schräg hin, sodass laufend, jedoch nicht zu viel, Benzin heraussickert und baut etwas weiter von der sich langsam ausdehnenden
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