0056 - Der Mörder stand neben uns
nun langsam die Nase vollhabt!«
Das war ja ein verheißungsvoller Anfang. Am liebsten hätte ich sie noch weiter aufgezogen, aber ich wollte doch, daß sie ihre Katze aus dem Sack ließen, deshalb ging ich zum Schein auf seine Äußerung ein:
»Schön«, brummte ich mit einer Miene, der man ansehen mußte, daß ich Schmerzen hatte. »Nehmen wir mal an, du hättest recht. Was ergibt sich daraus?«
Er grinste. Siegessicher.
»Daraus folgt, daß ihr uns wohl keine Schwierigkeiten mehr machen werdet, das versteht sich doch von selbst, nicht?«
Ich stellte mich dumm.
»Erklär das mal genauer!«
»Jeder von euch Schnappsäcken erhält pro Woche zwanzig Dollar Taschengeld, hab‘ ich recht?«
»Leider«, seufzte ich.
»Du wirst aber zugeben, daß die Gesundheit gut und gern jede Woche zehh Dollar wert ist, nicht?«
Er sah mich lauernd an. Ich hatte bereits begri/fen, wohin der Hase laufen sollte. Aber ich wollte es gern von ihm selber hören.
»Wie meinst du denn das?« fragte ich möglichst naiv.
»Stell dich doch nicht dämlicher als du bist!« fauchte er. »Wenn ihr beide pro Woche zehn Dollar an unseren Vertrauensmann abliefert, lassen wir euch in Ruhe!«
Ich griente, weil ich ihn herausfordern wollte.
»Und wieviel zahlt ihr uns, wenn wir euch nicht wieder so zusammenhauen, wie wir's immerhin schon zweimal fertiggebracht haben?«
Er schnapüte nach Luft. Dann beugte er sich vor und flüsterte so leise, daß es die anderen nicht hören konnten:
»Werd‘ nicht größenwahnsinnig! Ihr seid zwei gute Schläger, gut, zugegeben. Aber darauf fallen wir nur zweimal rein. Beim nächsten Mal haben wir eudi am Boden, ehe ihr ,Maff' sagen könnt.«
»Dann bin ich direkt gespannt, wie ihr das anfangen werdet. Wenn du glaubst, du allein hast die Geduld verloren, dann irrst du dich, mein Junge. Bisher waren wir nämlich auch geduldig. Wir haben uns zurückgehalten und mit einigermaßen fairen Mitteln gekämpft. Aber damit ist auch bei uns jetzt Schluß. Beim nächsten Mal kämpfen wir mit allen Tricks und Mitteln, die uns zu Gebote stehen. Und das darfst du mir glauben, mein Süßer: Wenn wir alle Mittel einsetzen, über die wir verfügen, dann geht es für jeden von euch nur noch mit gebrodienen Knochen ab!«
Er hatte genug Erfahrung mit uns gesammelt, daß er meine Worte nicht allein als pure Angabe werten konnte. Verdutzt sah er sich um. Mit so viel Widerstand hatten die sauberen Herrschaften offenbar nicht gerechnet.
Aber ich hatte jetzt genug Widerstand geleistet. Ich konnte jetzt ruhig ein bißchen nachgeben, ohne ihr Mißtrauen zu erregen.
»Wir könnten uns allenfalls auf einer Basis verständigen«, lockte ich.
Er hakte sofort ein.
»Nämlich?«
Ich schob die Unterlippe vor und musterte ihn- wie ein Geschäftsmann, der überlegt, was er aus dem Partner vielleicht herausholen könnte.
»Wir zahlen jede Woche einen Dollar und werden dafür in Ruhe gelassen«, schlug ich vor.
»Du hast wohl die Prügel vergessen, die wir dir verpaßt haben? Wie gesagt, beim nächsten Mal fängst du dir die dreifache Portion!« konterte ich.
Es war reichlich frech, als wehrloser Invalide ihnen solche Brocken zu bieten. Aber wir hatten uns ihnen gegenüber bisher so hartnäckig gezeigt wie vermutlich noch nie jemand im ganzen College. Diesen Ruf mußten wir uns wahren, wenn sie nicht auf den Gedanken kommen sollten, daß wir nur mit ihnen spielten.
»Also ein Dollar ist keine Diskussionsbasis«, murrte er. »Damit macht der Boß niemals mit.«
Holla! Jetzt hatten wir zum ersten Mal genau gehört, daß es also tatsächlich einen Boß gab. Einen Drahtzieher im Hintergrund.
»Dann sag ihm doch mal, er soll sich die zehn Dollar von uns persönlich abholen!« hetzte ich. »Nach dem ersten Versuch wird ihm sicher der Appetit vergangen sein. Aber euer Boß ist ja sowieso zu feige, um sich selber mal blicken zu lassen! Ihr Idioten holt für ihn die Kastanien aus dem Feuer, und er speist euch garantiert mit einem dreckig kleinen Anteil ab.«
Der Hieb hatte gesessen, das sah man ihren Gesichtern an. Ich nutzte die Chance und hieb weiter in die gleiche Kerbe.
»Wer muß sich denn immer die Visage polieren lassen — ihr oder euer Boß? Ihr doch! Wer muß den Schädel hinhalten? Ihr! Und wer kassiert den Löwenanteil? Der Boß!«
An ihren Mienen konnte man erkennen, daß ich den richtigen Nagel getroffen hatte. Sie dachten über meine Worte nach. Dabei mußten sie ja zu dem Ergebnis kommen, daß ich recht hatte.
»Warum
Weitere Kostenlose Bücher