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0056 - Der Mörder stand neben uns

0056 - Der Mörder stand neben uns

Titel: 0056 - Der Mörder stand neben uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mörder stand neben uns
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hat man eigentlich diesen armen Lansman umgebracht?« fragte ich mit möglichst gleichgültiger Stimme, als ob es mich nicht sonderlich interessiere.
    Das war eine kleine Bombe. Sie fuhren hoch wie von Skorpionen gebissen.
    »Warum fängst du damit an?« fauchte der Boxer.
    Ich zuckte mit den Achseln, soweit ich das unter meinen Verbänden konnte.
    »Ich wollte es nur wissen«, sagte ich. »Ich hatte geglaubt, ihr hättet es auf mich abgesehen gehabt.«
    »Dich wollten wir durch die Mangel drehen.«
    »Aber Lansman sollte ins Gras beißen. — Warum?« widerholte ich meine Frage.
    Sie sahen sich an. Als ob sie überlegten, ob man es mir wohl sagen dürfte. Schließlich zuckte der Hecht mit den Achseln und sagte:
    »Was kann es schaden? Er kann es nicht gegen uns verwenden. Wir sind sechs Zeugen.«
    Ich wußte schon, was er meinte. Er wollte sagen, daß sie alle sechs zur Not einen Meineid auf sich nehmen würden, falls es Phil und mir einfallen sollte, den Inhalt dieses Gespräches -in einem für sie nachteiligen Sinne auszuwerten. Notfalls würden sie vermutlidi alle Mann beschwören, daß sie mit uns nur übers Wetter und über den Fußballclub gesprochen hätten. Alles andere müßten wohl so eine Art Fieberphantastereien sein.
    Die Burschen hatten eines für sich: ihre große Zahl. Sie waren immer eine Masse, die wie Pech und Schwefel zusammenhielt. Man konnte als einzelner nicht gegen sie an. Ein Wort zählt nicht soviel wie die übereinstimmende Aussage von acht oder noch mehr Leuten.
    Immerhin halten wir jetzt einen kleinen Einblick in ihren Gang tun dürfen.
    Sie terrorisierten die ganze Kompanie, damit sie von jedem einen Anteil am Taschengeld abbekamen.
    Außerdem waren Marihuana- Zigaretten irgendwie mit im Spiel.
    Und immerhin hatte es bereits den ersten Mord gegeben.
    »Nun seid mal schön freundlich und erklärt mir, warum Lansman umgelegt wurde«, fing ich wieder an. »Ich habe nun mal ein neugieriges Gemüt!«
    Der Hecht beugte sich ein wenig vor und dämpfte unwillkürlich seine Stimme:
    »Lansman hat gegen uns ausgesagt.«
    »Ach, die Geschichte mit dem Buch, in dem die Marihuana-Zigaretten waren?«
    »Ja. Er sagte, er hätte es auf dem Wachtisch liegen gesehen.«
    »Wenn Lansman es sagte, wird es auch so gewesen sein. Lansman gehört nicht zu denen, die sich etwas erfinden.«
    »Sicher nicht. Deswegen mußte ein Exempel statuiert werden. Wenn wir einen gegen uns aussagen lassen —«
    »Tun es morgen schon mehrere. Das könnt ihr euch natürlich nicht bieten lassen«, nickte ich.
    »Eben.«
    »Na, schön«, brummte ich. »Ich mache euch einen Vorschlag. Ob ihr ihn annehmt oder nicht, das ist eure Sache. Jedenfalls müßtet ihr schon gemerkt haben, daß ihr mit uns nicht so leicht fertigwerden könnt wie mit anderen Rekruten. Deshalb überlegt euch meinen Vorschlag gut.«
    »Und zwar? Wie lautet dein Vorschlag?«
    Ich zögerte einen Augenblick. Ich war mir durchaus darüber im klaren, daß ich ein sehr gewagtes Spiel vorschlug. Aber ich sah keine andere Möglichkeit, hinter ihre Schliche zu kommen.
    »Sobald wir beide wieder auf den Beinen stehen, nehmt ihr uns in eure Gang auf. Wir machen mit. Davon habt ihr mehr, als wenn ihr euch dauernd mit uns rumprügeln müßt. Denn daß ihr dabei jedesmal auch eine gehörige Portion kriegt, das habt ihr ja nun schon zweimal erfahren.«
    Man brauchte nur die geschwollenen Augen, die blauen Flecke und die Beulen in ihren Gesichtern zu betrachten, um die Wahrheit meiner Worte bestätigt zu finden. Aber mein Vorschlag kam ihnen völlig überraschend.
    »Ihr wollt mitmachen?« fragte der Hecht entgeistert.
    »Ja«, nickte ich, als ob es die natürlichste Sache der Welt wäre, daß man sich einer Gangsterbande zur Verfügung stellt.'
    »Hm!«
    Sie waren alle miteinander ratlos.
    Endlich murmelte einer:
    »Das können wir nicht entscheiden. Das muß der Boß schon selber bestimmen.«
    »Na, dann sagts ihm!«
    Sie nickten unschlüssig.
    »Was anderes habt ihr nicht anzubieten?« fragte der Hecht abschließend.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Nichts zu machen. Mitarbeit oder gar nichts. Von uns ist jedenfalls kein Geld zu holen.«
    Sie gingen. Wir sahen ihnen nach, als sich die Tür hinter ihnen schloß. Erst da bemerkten wir, daß sie als Vor wand ihres Besuches ein paar Leckerbissen mitgebracht hatten.
    Wahrscheinlich auch von dem Gelde, das sie den anderen Leuten abpreßten.
    ***
    Am späten Nachmittag besuchte uns der Kommandant des College. Er war der einzige

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