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0056 - Der Mörder stand neben uns

0056 - Der Mörder stand neben uns

Titel: 0056 - Der Mörder stand neben uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mörder stand neben uns
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auf den Weg. Zuerst zogen wir uns soweit zurück, daß wir nicht aus der Richtung der Buschgruppe kamen. Dann marschierten wir auf dem Kiesweg bas an den Rasen und von da schnurgerade auf die Palmen zu.
    Die Soldaten, die einen unregelmäßigen Kreis um die Palmen bildeten, grinsten uns an, ließen uns aber wortlos passieren.
    So ganz paßte es mir nicht. Ich habe ungern jemand in meinem Rücken, von dem ich annehmen muß, daß er zu meinen möglichen Gegnern gehört. Aber wir konnten uns dagegen nicht sichern.
    An den Palmen angekommen, blickten wir in ein Gesicht, das wir schon kannten. Es war der Boxer.
    Neben ihm saß der Sergeant unseres Zuges. Derselbe Bursche, der sich die witzige Parole .alle gegen alle' hatte einfallen lassen.
    Wir setzten uns ebenfalls ins Gras.
    »Was soll die Kamera?« fragte der Sergeant.
    »Geht es dich etwas an, solange ich dich nicht damit fotografiere?« fragte Phil.
    Der Sergeant wurde rot.
    »Schnappsack«, brummte er böse, »werde nicht patzig!«
    »Boß!« erwiderte Phil, »nimm dir nicht zu viel raus. Ich trage mit mir herum, was mir paßt!«
    Ich schaltete mich dazwischen.
    »Wollen wir uns über eine lausige Kamera streiten?« sagte ich. »Dann können wir gleich wieder gehen.«
    »Cotton hat recht«, nickte der Sergeant. »Wir wollen miteinander verhandeln.«
    »Dafür sind wir da«, nickte ich. »Los!«
    »Ihr habt für eure Mitarbeit zehn Dollar wöchentlich verlangt?«
    »Stimmt.«
    »Das zahlen wir aber nur an erprobte Leute.«
    »Wir sind erprobt.«
    »Nicht für uns.«
    »Doch, auch für euch.«
    »Wieso?«
    »Frag doch die Leute, die von uns Prügel gekriegt haben. Die werden dir gern bestätigen, daß wir nicht so schlecht waren.«
    Das hatte man ihm vermutlich schon mitgeteilt. Er verfiel in ein schweigsames Grübeln.
    »Also, was ist nun?« fragte ich, als es mir zu lange dauerte.
    »Okay«, nickte er. »Zehn Dollar wöchentlich. Wenn ihr gut arbeitet.«
    »Wird sich ja heraussteilen.«
    »Eben«, grinste der Sergeant.
    »Dann können wir ja gehen«, schlug ich vor. »Oder liegen schon bestimmte Aufträge für uns vor?«
    »Ja, Aber davon sprechen wir später. Zuerst eines: Bedingung ist bei uns widerspruchsloser Gehorsam!«
    Ich kratzte mich hinter den Ohren.
    »Da werden wir schlecht miteinander auskommen.«
    »Wieso?«
    »Ich gehorche nur, wenn ich einsehe, daß es vernünftig ist.«
    »Unsere Befehle sind immer vernünftig.«
    »Ich weiß das Gegenteil.«
    »Woher?«
    »Aus eigener Erfahrung.«
    »Wieso?«
    »Der Befehl, zwei Leute mit Bajonetten in unsere Zelle zu schicken, damit man uns endgültig umlegen konnte, war das Dümmste, was mir je vorgekommen ist. Nachdem erst einmal ein Mord passiert ist, muß jedes Aufsehen strengstens vermieden werden. Statt dessen hättet ihr mit unserer Ermordung erst öl ins Feuer gegossen. Die Mordkommission hätte überall herumgeschnüffelt. Und dabei wäre vermutlich einiges ans Tageslicht gekommen, was für euch bestimmt nicht angenehm gewesen wäre. Beispielsweise die Fingerabdrücke auf den Bajonettgriffen.«
    »Aber die Leute sollten doch Handschuhe-—«
    »Haben sie aber nicht«, grinste ich. »Denn wir haben uns sofort danach, kaum daß sie unsere Zelle verlassen hatten, ihre Fingerabdrücke auf den Kunststoffgriffen der Bajonette gesichert. Wir können ihnen jederzeit den Mordversuch nachweisen. So dummes Zeug gibt es bei euch, und wir sollen widerspruchslos gehorchen? Ist nicht. Nur wenn ich einsehe, daß es vernünftig ist.«
    »Na, da bin ich gespannt, wie oft wir Differenzen haben werden.«
    »Das hängt nur davon ab/ wie vernünftig eure Befehle sind.«
    »Schön, dann wollen wir das gleich mal ausprobieren. Ihr kennt den kleinen Baker?«
    Baker war ein Soldat aus dem ersten Jahrgang unserer Kompanie. Er war klein und schwächlich, aber hochintelligent.
    »Klar«, nickte ich. »Was ist mit ihm?«
    »Er weigert sich, weiter seinen Anteil von seinem Taschengeld abzugeben.«
    »Wieviel gibt er denn ab?«
    »Achtzehn Dollar.«
    Das war der Gipfel! Von zwanzig Dollar mußte der Kleine achtzehn an die Gangster abführen, weil er zu schwach war, sich gegen diese Strolche zu wehren.
    »Und warum will er nicht mehr?«
    »Er sagt, seine Mutter wäre sehr krank geworden, und er müßte ihr das Geld schicken.«
    »Stimmt es nicht?«
    »Keine Ahnung. Kann schon sein, wie er sagt. Aber wo kämen wir hin, wenn wir erst mal Ausnahmen einführten? Dann hätte bald jeder eine andere Ausrede.«
    Sieh an, dachte ich. Selbst eine

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