0056 - Die Toten leben
selbst? Wäre das nicht einfacher?“
„Nein“, sagte Rhodan und folgte seinem Blick. Bis jetzt bewegte sich nichts in dem hohen Gras. „Sie kennen den Wald nicht und wissen auch nicht, mit wem sie es zu tun haben. Sagten Sie nicht auch, daß die Gehirne der Verfolger nur an ihre Aufgabe dächten und wie konditioniert schienen? Na also, da haben wir es schon. Man hat die Katzen - wenn es wirklich welche sein sollten - auf ihre Aufgabe dressiert. Nun, wir werden ja sehen.“
Gucky richtete sich plötzlich auf ohne eine Erlaubnis abzuwarten, teleportierte er mit einem kurzen Satz auf den dicken Ast des hinter ihm befindlichen Baumes. Aus vier Metern Höhe blickte er nun auf die Lichtung hinaus. Sein Fell war immer noch gesträubt. Schrill rief er: „Sie kommen! Es sind wahrhaftig Katzen - aber was für Biester! Zwei Meter lang, anderthalb hoch!“
Rhodan und Noir erfaßten nur die Bewegung des Grases. Sie standen zu niedrig, um mehr erkennen zu können. Ohne viel zu überlegen, kletterten auch sie auf den Baum und waren bald neben Gucky. Der Ast war dick genug, um sie alle zu tragen.
In der Tat waren es fünf riesenhafte Katzen, die keine zweihundert Meter entfernt über die Lichtung streiften, die Nase dicht am Boden und von einem untrüglichen Instinkt geleitet. Rhodan erschrak, als er daran dachte, daß sie keine Waffen besaßen. Einfach mit Hilfe Guckys zu fliehen war ebenfalls nicht ratsam. Die Katzen würden wohl intelligent genug sein, ihren Auftraggebern das Unerklärliche zu berichten, und genau das war es, was Rhodan vermeiden wollte.
„In drei Minuten stehen sie unter dem Baum“, zischte Gucky empört. „Wir müssen etwas unternehmen.“
„Vielleicht können sie nicht klettern“, tröstete Noir.
„Die können!“ gab Gucky wütend zurück. „Eins verspreche ich euch: Wenn sie das tun, verschwinde ich! Ihr könnt sehen, wie ihr mit den Viechern fertig werdet. Ich will mich nicht von ihnen zerreißen lassen!“
So hatten sie Gucky noch nie sprechen hören - den tapferen und vor nichts zurückschreckenden Gucky. Was war nur in ihn gefahren? War es wirklich die instinktive Angst seiner Rasse vor den Katzen?
„Wer sagt denn, Gucky, daß wir uns nicht wehren wollen?“
Rhodan ließ die fünf Katzen nicht aus den Augen. „Du kannst ja von mir aus den Anfang machen. Aber bitte, keinen Verdacht erregen.“
Guckys Nackenhaare legten sich wie auf Kommando. Der Nagezahn machte einen schüchternen Versuch, ans Tageslicht zu gelangen, aber der Versuch mißglückte. Rhodan und Noir sahen plötzlich, wie sich keine zwanzig Meter entfernt ein lose herumliegender Felsbrocken schwerelos in die Luft erhob und steil nach oben stieg. Er stieg so hoch, daß sie ihn kaum noch erkennen konnten, glitt ein wenig seitlich davon und begann dann, in die Tiefe zu stürzen.
Die kleine Korrektur, die Gucky noch vornahm, fiel nicht weiter auf.
Der Felsen kam aus heiterem Himmel wie ein stürzender Meteor und war genau gezielt. Ehe zwei der Raubkatzen überhaupt wußten, was geschehen war, wurden sie von der Wucht des aufschlagenden Brockens tief in den weichen Boden gepreßt und getötet.
Mit einem erschreckten Satz stoben die drei restlichen Katzen auseinander, faßten sich aber erstaunlich schnell. Der Vorfall blieb für ihre Gehirne unbegreiflich, und so versuchten sie auch nicht erst, eine Erklärung zu finden. Klar jedenfalls schien ihnen, daß der stürzende Stein in keinem Zusammenhang mit den Verfolgten stand. Die beiden Gefährten waren tot. Aber auch drei Purrer würden genügen, um die Fremden aufzuspüren und unschädlich zu machen.
Sie nahmen die frische Spur wieder auf.
„Das war nicht notwendig“, raunte Rhodan dem Mausbiber zu. „Warum gleich töten?“
„Wäre der Felsen langsamer gefallen, hätte das sicher ihren Verdacht erregt“, fand Gucky schnell eine Ausrede. „So denken sie vielleicht, es handelte sich um eine Sternschnuppe.“
„Du hast schon faulere Witze gemacht“, gab Rhodan zurück und beobachtete die drei restlichen Katzen, die zielstrebig auf den Waldrand zuschlichen. „Aber ich muß zugeben, daß ich auch Angst vor ihnen bekäme, wenn ich eine Maus wäre.“
„Ich bin keine gewöhnliche Maus“, verteidigte sich Gucky und setzte zu einer längeren Rede an, wurde aber von Noir unterbrochen.
„Jetzt haben sie uns gewittert. Sie wissen, daß wir auf dem Baum sitzen.“
Die drei Purrer waren am Ziel angelangt. Mit ihren grünschillernden Augen sahen sie zu den
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