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0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis

0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis

Titel: 0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir sprangen in den Teufelskreis
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Sie Verständnis für unsere Lage aufbringen würden. Der letzte Grund, warum ich Ihnen das erzählt habe, ist nämlich der: Uns haben Spitzel einen Tipp gegeben, der nicht mehr und nicht weniger besagt, als dass Sie Verbindung mit Gangstern hätten!«
    »Nein«, rief die Frau entrüstet aus.
    Ihre Entrüstung war eine Idee zu gut gespielt und vor allem zu schnell ausgerufen, als dass sie vollkommen echt hätte sein können. Phil aber behielt sein biederes Gesicht und nickte.
    »Ja, doch! Es tut mir leid, aber es ist nun einmal so. Regen Sie sich darüber bloß nicht auf. Meine Güte, wenn Sie wüssten, was uns jeden Tag so zugetragen wird. Wissen Sie, Madam, ich gehöre sonst wirklich nicht zu denen, die irgendwie nach dem äußeren Eindruck gehen oder sich etwa von Gefühlen lenken lassen, aber bei Ihnen genügt wirklich ein Blick, um diese sogenannten Informationen als himmelschreienden Blödsinn abzutun.«
    Laura Reastray beeilte sich, Phils Glas zu nehmen und damit zur Hausbar zu gehen, um es von Neuem zu füllen.
    »Sie sind sehr freundlich«, sagte sie von der Hausbar her. »Ich habe mir die G-men eigentlich gar nicht so taktvoll vorgestellt.«
    »Ich weiß«, nickte Phil betrübt, »alle Welt hält uns immer für so eine Art Gangsterfresser. Dabei sind wir Menschen wie alle anderen auch. Aber ich glaube, ich rede viel zu viel, wie?«
    »Aber nein, Mr. Decker!«, rief Laura Reastray und brachte Phils Glas zurück.
    »Das dürfen Sie nicht denken. Ich habe selten eine so interessante Unterhaltung geführt wie mit Ihnen. Das ist ja alles so überaus aufregend und interessant - ich glaube, ich könnte Ihnen stundenlang zuhören.«
    Sie sagte es mit einem derart entwaffnenden Ausdruck schlichter Ehrlichkeit, dass Phil sich bedankte.
    »Sie sind etwas, was mir in den letzten fünf Jahren in New York nicht begegnet ist«, sagte er nachdenklich. »Sie sind eine vollendete Dame.«
    »Mr. Decker, jetzt fangen Sie aber an, sehr schmeichelhafte Komplimente zu machen. Und es gibt eine Faustregel für Frauen, die sagt: Je schöner die Komplimente, desto mehr Vorsicht ist angeraten!«
    Sie drohte schelmisch mit dem Finger, während sie ihm mit einem langen Blick zuprostete. Phil griff nach seinem Glas. Laura Reastray hatte noch nicht einmal die Hälfte ihres ersten Glases getrunken.
    Jetzt hat sie höchstens noch ein Viertel Soda reingetan, dachte Phil. Beim nächsten wird sie mir den Whisky pur bringen.
    »Möchten Sie noch eine Zigarette?«, fragte Laura Reastray und streckte die Hand aus, um ihm das Kästchen hinzuhalten.
    Phil beugte sich vor, um sich zu bedienen. Einen Augenblick waren ihre Köpfe einander so nahe, das es Phil war, als sprängen elektrische Funken über. Er spürte den diskreten, aber dennoch schweren Duft ihres Parfüms.
    »Wenn ich wüsste, dass alle G-men so gebildete Menschen sind wie Sie, Mr. Decker, dann würde ich versuchen, beim FBI eine Stellung zu bekommen.«
    »Vielen Dank«, murmelte Phil. Man sah ihm an, dass das Lob seiner Persönlichkeit und seines Charmes ihn ein bisschen verlegen machten.
    »Aber sie sagten, dass Sie jedem Hinweis nachgehen müssen«, fuhr Laura Reastray mit ihrer dunklen, volltönenden Stimme fort. »Bitte, ich möchte nicht, dass Sie glauben, ich wolle Sie in irgendeiner Weise zu meinen Gunsten beeinflussen.«
    »Aber davon kann doch überhaupt keine Rede sein!«, rief Phil entrüstet.
    »Nein, nein, ich bestehe darauf, dass Sie Ihre Pflicht tun.«
    Phil zögerte, trank einen tüchtigen Schluck Whisky, als müsse er sich ein wenig ermutigen, setzte das Glas eine Spur zu abrupt zurück auf den Tisch und sagte hastig: »Ich danke Ihnen! Wissen Sie, ich muss ja meinem Chef Bericht erstatten, und ich kann schlecht lügen. Ich werde rot dabei, das ist aus meiner Jugendzeit hängen geblieben. Es bringt mich fast zur Raserei, aber ich kann’s nicht ändern.«
    »Stellen Sie Ihre Fragen, Mr. Decker«, sagte Laura Reastray. »Sie müssen Ihre Pflicht tun. Das bedarf keiner Begründung. Ich bin Ihnen ohnehin dankbar, dass Sie es auf eine so taktvolle Weise tun.«
    Oder du bist einfach neugierig und möchtest, dass ich endlich die Katze aus dem Sack lasse, dachte Phil. Aber in seinem Gesicht stand noch immer die biedere Ehrlichkeit, mit der er das ganze Gespräch geführt hatte.
    Er griff in seine Brieftasche, als ihm einfiel, dass ich das Foto von James Henry Wadder, dem weibischen Burschen, eingesteckt hatte.
    »Ärgerlich«, murmelte er. »Jetzt hat mein Kollege das Bild in

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