0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis
feststellen, wer ihn getroffen hat«, sagte unser FBI-Doc eine Stunde später in seinem Behandlungszimmer, wo wir den Toten vorläufig hatten hinbringen lassen. »Es kann Ihre Kugel gewesen sein, Jerry, es kann genauso gut Phils gewesen sein.«
Wir nickten stumm. Mr. High war von zu Hause gekommen, nach dem wir mit ihm telefoniert hatten.
»Ihr solltet euch keine Vorwürfe machen«, sagte er leise. »Schließlich hat dieser Mann mit einer Maschinenpistole auf euch geschossen, und ihr habt euch verteidigt.«
»Klar«, brummte ich. »Aber angenehm ist’s mm mal trotzdem nicht, einen Mann erschossen zu haben. Lassen wir das. Können wir seine Sachen haben, Doc?«
Ich deutete auf den Haufen der Kleidungsstücke, der auf dem Schreibtisch des Arztes lag.
Unser Doc nickte. »Natürlich. Was soll ich mit dem Leichnam machen?«
»Lassen Sie ihn bitte von den Leuten der Lichtbildstelle fotografieren und anschließend ins Schauhaus bringen«, ordnete der Chef an. »Wir nehmen die Kleider mit.«
Phil nahm die Schuhe und einen Teil der Sachen, ich die andere Hälfte. In meinem Office machten wir uns an die übliche Arbeit. Natürlich fingen wir mit dem Inhalt der Taschen an.
Phil förderte aus den Hosentaschen ein Päckchen Papiertaschentücher, eine angebrochene Packung Pall Mall, zwei Schlüssel, sechzehn Münzen im Gesamtwert von vier Dollar sechzehn, ein Päckchen Streichhölzer, eine kleine Fingernagelfeile in einer schmalen Lederhülle und einen lederüberzogenen Totschläger.
»Das ist alles«, sagte er.
Ich fing mit dem Jackett an. In der linken äußeren Tasche lag etwas Schweres. Ich holte es heraus. Es war ein Schnappmesser mit einer Klinge von sechs Zoll. In der rechten Tasche lag ein schmutziger Kamm. Dazu kam aus der Innentasche noch seine Brieftasche. Wir schlugen sie auf. Ein paar Fotos der bei solchen Leuten üblichen Art kamen zum Vorschein. Wir sahen sie nicht einmal richtig an. Eine Quittung über zwölf Dollar achtzig aus einem Schuhgeschäft. Ein Zeitungsausschnitt, den ich zunächst beiseitelegte. Und ein Führerschein. Ausgestellt auf den Namen-Mock Ruster.
Unter den anderen Sachen, die noch auf meinem Schreibtisch lagen, befand sich auch eine Schulterhalfter mit einer 38er Pistole.
»Es ist vielleicht ratsam, die Waffe nach Washington einzusenden. Vielleicht gibt es irgendwo noch einen unaufgeklärten Mordfall, der auf das Konto dieser Pistole kommt«, meinte der Chef.
Ich nickte.
»Wir werden das morgen früh veranlassen, Chef. Jetzt wäre ich dafür, dass wir uns erst um den Namen kümmern. Wir werden jedenfalls mal nachsehen.«
»Gut. Sagen Sie mir Bescheid, sobald Sie etwas wissen. Ich bin in meinem Zimmer. Übrigens: Welcher Streifenwagen erschien beim Club nach der Schießerei?«
Ich zuckte die Achseln. »Genau weiß ich es nicht, Chef. Es war ein Wagen vom 31. Revier.«
»Dann werde ich dort anrufen und mit dem Revierleiter unseren Bericht für die Presse abstimmen.«
Wir verließen zusammen unser Office. Während der Chef in sein Zimmer ging, machten Phil und ich uns auf den Weg ins Archiv. Inzwischen war es fast Mitternacht, und bei uns im District-Gebäude herrschte die Ruhe, die wir uns tagsüber oft wünschen. Trotzdem saßen in jeder Abteilung ein paar G-men, die den Nachtdienst versahen. Natürlich auch im Archiv.
»Tag, Joe«, sagte ich zu dem Kollegen, der uns schläfrig entgegenkam. »Sieh mal nach, ob wir einen gewissen Mock Ruster in unserem Eamilienalbum haben.«
»Mock Ruster? Ruster? Augenblick, werden wir gleich haben.«
Er verschwand in den langen Gängen zwischen den einzelnen Regalen. Schon nach ziemlich kurzer Zeit kam er mit einer Karteikarte zurück.
»Ist es dieser Mann?«, fragte er und hielt uns die Karte hin.
Ein Blick auf sein Foto genügte. Er war es. Wir lasen die Karte. Ruster war alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. Er hatte bereits vier Mal gesessen. Das erste Mal hatten sie ihn bei einem Einbruch ertappt, die folgenden drei Pensionen hatte ihm der Staat wegen Beteiligung an Bandenverbrechen gewährt.
»Dreimal Bandenverbrechen«, sagte Phil nachdenklich. »Und heute Abend war er auch nicht allein. Zumindest muss noch ein Mann im Auto gesessen haben, der den Wagen steuerte. Jetzt müsste man nur wissen, zu welcher Bande Ruster bis vor wenigen Stunden gehörte.«
Unser Kollege vom Nachdienst im Archiv warf einen kurzen Blick auf die Karte. Er tippte mit dem Zeigefinger auf eine winzige Bleistiftnotiz in der linken unteren
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