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0058 - Meer der mordenden Hände

0058 - Meer der mordenden Hände

Titel: 0058 - Meer der mordenden Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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hat sich den Überfall eingebildet. Er ist ein verrückter alter Narr, der schon lange nicht mehr allein aufs Meer hinausfahren sollte. Eines Tages wird er die Orientierung verlieren und nicht mehr nach Hause zurückfinden.«
    Zamorra fand es merkwürdig, dass der Zauberer eine Tatsache so energisch wegzuleugnen versuchte. Welchen Grund hatte er, das zu tun? Zauberer stehen manchmal sowohl mit den guten wie auch mit den bösen Geistern in Verbindung. Und es gab Fälle, da zogen die bösen Geister einen solchen Mann vollends auf ihre Seite. Dann wurde er eine Gefahr für sein Dorf, denn er spielte dem Bösen seine Brüder und Schwestern in die Hände. Wie war es mit Tevita Ti’o?
    Auf welcher Seite stand er? Gehörte er bereits zu Vihambatas Gefolge?
    »Tumo ist ein Spinner!«, behauptete der Zauberer. »Wir werden künftig besser auf ihn aufpassen müssen.«
    Zamorra dachte, ein kleiner Test mit dem Amulett könne nicht schaden.
    Er holte den silbernen Talisman aus dem T-Shirt.
    Als Tevita Ti’os Blick darauf fiel, verzerrte große Furcht sein Gesicht. Er zuckte unwillkürlich zurück, wandte sich um, sagte, er würde Bil-Bil, den Sohn des alten Fischers, suchen und zu seinem verrückten Vater schicken und fegte dann wie der Teufel, der auf der Flucht vor dem Weihwasser ist, aus der Hütte.
    Zamorra nickte bedächtig.
    Nun konnte er sicher sein. Mit diesem Zauberer stimmte etwas nicht. Und er musste sich vor ihm in acht nehmen.
    ***
    Bil-Bils Mädchen hieß Ahao. Sie war erst sechzehn. Aber die Mädchen in der Südsee sehen mit sechzehn bereits wie erwachsene Frauen aus. Sie hatte eine weiche, zarte, sanft nachgebende kupferfarbene Haut, große feste Brüste und eine aufregend schmale Taille. Ihr langes jettschwarzes Haar umrahmte ein madonnenhaftes Gesicht.
    Sie lagen weit hinter den Hütten im Gras und träumten mit offenen Augen von einer gemeinsamen Zukunft.
    Bil-Bil war vollbepackt mit harten Muskeln. Sein Nasenbein war vor einem Jahr operativ entfernt worden. Das kam daher, weil Bil-Bil Boxer werden wollte. Ein Junge aus dem Dorf, der bereits Boxer war, hatte ihm das Nasenbein gebrochen.
    »Ich werde nach Australien gehen«, sagte Bil-Bil verträumt. »Ich werde noch in diesem Jahr unsere Insel verlassen. Australien ist ein gutes Land für mich, Ahao. Ich werde da ein großer Boxer werden. Und wenn ich das geschafft habe, werde ich hierher kommen mit einem großen weißen Boot. Ich werde dich abholen, du wirst mit mir nach Australien gehen, wir werden heiraten und viele Kinder miteinander haben. Willst du das, Ahao?«
    Das Mädchen nickte begeistert. »Ja, Bil-Bil. Ja, das will ich. Ich will alles, was du willst, denn ich möchte, dass du glücklich bist.«
    »Du machst mich glücklich, Ahao. Du allein.«
    Er streichelte zärtlich ihre Brüste.
    »Bil-Bil!«, rief jemand.
    »Pst!«, machte Bil-Bil. Er legte Ahao den Finger auf die vollen Lippen. »Keinen Ton. Wir sind einfach nicht hier.«
    »Bil-Bil!«, rief die Stimme wieder.
    »Das ist Lapi«, sagte Ahao leise. »Er sucht dich.«
    »Er soll mich suchen. Ich möchte nicht, dass er mich findet.«
    »Lapi ist dein Freund, Bil-Bil.«
    »Ich habe keine Freunde, wenn ich mit dir zusammen bin, Ahao. Dann gibt es nur dich. Sonst gar nichts.«
    »Bil-Bil!«, rief Lapi schon wieder.
    »Vielleicht ist es etwas Wichtiges, Bil-Bil«, flüsterte Ahao.
    Der Junge richtete sich seufzend auf. »Hier bin ich, Lapi. Hier! Was willst du von mir?«
    Lapi, ein schmaler Bursche mit tiefliegenden Augen, kam angekeucht. »Endlich!«, sagte er aufgeregt. »Das ganze Dorf sucht dich, Bil-Bil.«
    »Weswegen?«
    »Es ist etwas mit deinem Vater.«
    Bil-Bil federte auf die Beine. Er packte den kleineren Lapi an den nackten Schultern und schüttelte ihn.
    »Was ist mit Tumo?«
    »Es geht ihm nicht gut. Zwei Männer und eine Frau haben ihn nach Hause gebracht.«
    »Bring Ahao in ihre Hütte!«, sagte Bil-Bil schnell. Dann rannte er los.
    »Bil-Bil!«, rief ein zahnloses Weib. »Du sollst nach Hause kommen.«
    »Ich weiß!«, gab der Junge nervös zurück. Mit besorgter Miene erreichte er die Hütte, in der er mit seinem Vater wohnte. Mehrere Dorfbewohner hatten sich davor versammelt. Bil-Bil stieß sie aufgeregt beiseite und stürzte in die Hütte.
    Die Eingeborenen, die draußen blieben, hörten den Jungen einen schmerzlichen Schrei ausstoßen: »Vater!«
    Und dann hörten sie Bil-Bil schluchzen.
    ***
    Lapi lieferte Ahao in der Hütte ihrer Eltern ab. »Möchtest du, dass ich bei dir

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