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0059 - Der Dämon aus der Tiefe

0059 - Der Dämon aus der Tiefe

Titel: 0059 - Der Dämon aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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Ende, wie wir es uns vorgestellt haben.«
    Granger schlug dem Kunstexperten auf die Schulter. »Bravo, Mario. Bravo. Und nun zu Ihnen, Miss Duval. Wie stehen Sie unserem Problem gegenüber? Sollen wir aufgeben oder weitermachen? Sollen wir Sarra unten lassen oder heraufholen, damit ihn die Menschheit im Museum bewundern kann?«
    Nicole lächelte. »Ich habe dazu zweierlei Meinungen.«
    »Lassen Sie beide hören«, verlangte Granger.
    »Als gefühlsbetonte Frau bin ich eher dafür, dass Sie Sarra da lassen, wo er jetzt ist. Hundert Jahre haben bewiesen, dass er da recht gut aufgehoben ist und keinen ernsthaften Schaden anrichten kann. Als Professor Zamorras Assistentin bin ich jedoch dafür, dass Sie den steinernen Götzen aus seinem nassen Grab holen. Es ist nämlich zu befürchten, dass es sonst jemand anders tut, wenn Sie es bleiben lassen. Und wenn die anderen Leute dann nicht auf die Hilfe eines Mannes wie Professor Zamorra hoffen können, kann es zu einer Katastrophe kommen.«
    »Na, dann ist ja alles klar!«, rief Granger aus und klatschte erfreut in die Hände. »Gleich morgen beginnen wir mit Sarras Bergung.«
    ***
    Auch Angel Kovacs war aufgefallen, dass mit Mick irgend etwas nicht stimmte. Er aß keinen Bissen, hockte nur auf der Terrasse, starrte vor sich hin und sagte keinen Ton. Angel kannte ihren Bruder. Wenn sie ihm Fragen gestellt hätte, hätte sie entweder keine oder bloß bissige Antworten erhalten. Sie zog es vor, ihn in Ruhe zu lassen. Er hatte Vertrauen zu ihr. Wenn er sich mit einem Problem an sie wenden wollte, würde er dies schon allein tun.
    Der Tag verging, ohne dass Mick ein einziges Wort an seine Schwester gerichtet hätte.
    Erst als es Zeit fürs Zubettgehen war, sagte er: »Gute Nacht, Angel.« Ohne ihre Antwort abzuwarten, zog er sich zurück. Als er die Tür erreichte, rief Angel ihn. Er blieb stehen, drehte sich aber nicht um.
    »Ich denke, dass zwischen uns immer alles klar war, Mick«, sagte Angel ernst. »Deshalb glaube ich, dass es eigentlich nicht nötig wäre, darüber zu sprechen. Trotzdem tu’ ich es nun: Ich möchte, dass du weißt, dass ich immer für dich da bin, kleiner Bruder.«
    »Danke, Angel«, sagte Mick krächzend. »Danke. Aber ich brauche niemandes Hilfe.«
    »Um so besser.«
    »Gute Nacht, Angel«, sagte er noch einmal.
    »Gute Nacht, Mick. Und… schlaf gut.«
    Er nickte und schloss gleich darauf die Tür hinter sich. Im Bad rumorte er nur wenige Minuten. An anderen Tagen war er da eine halbe Stunde drinnen. Angel hörte Mick auf sein Zimmer gehen. Dann hielt die Stille Einzug in das Haus.
    Das Mädchen erhob sich.
    Sie begab sich zu ihrer Schallplattensammlung, ihre schlanken Finger tänzelten über die zahlreichen, alphabetisch geordneten LPs. Bei Chopin blieb sie hängen. Nachdenklich legte sie die Platte auf den schwarzen Teller. Der Tonarm setzte automatisch auf. Ein kurzes leises Knacken in den Stereoboxen. Dann erfüllte herrliche Klaviermusik das Wohnzimmer.
    Angel dachte an Mick. Sie nahm sich einen Drink. Ihr war heiß, deshalb drückte sie das kühle Glas an ihre Wange.
    Bisher hatte sie immer gedacht, in Mick wie in einem offenen Buch lesen zu können.
    Auf einmal klappte das nicht mehr. Das Buch hatte sich selbst geschlossen. Und Angel machte sich irgendwie Sorgen wegen des nächsten Kapitels.
    Hatte Mick etwas mit Phils Verschwinden zu tun? Angel konnte sich das nicht vorstellen. Ihr Bruder war zwar für jeden Lausbubenstreich zu haben, aber bei solchen Dingen setzte sein Gewissen ein.
    Da machte er bestimmt nicht mit.
    Angel trank, hob den Kopf und blickte zur Decke. Dort oben lag jetzt Mick in seinem Bett. Zusammengerollt wie ein junger Kater. Ob er schlafen konnte? Oder ob der Kummer es ihm unmöglich machte, die Augen zuzumachen?
    Angel liebte ihren Bruder. Sie hätte ihm gern geholfen. Aber wie kann man jemandem helfen, der sich nicht helfen lassen will?
    Sie spielte beide Plattenseiten ab. Dann löschte sie das Licht im Livingroom, um ebenfalls zu Bett zu gehen.
    Angel entkleidete sich im Bad. Sie betrachtete sich im Spiegel. Kein Gramm Fett war an ihr. Die Brüste waren nicht sonderlich groß, aber das waren sie bei allen Ballettratten nicht. Sie war mit ihrer schmalen Taille und den vollen Schenkeln zufrieden. Lächelnd sagte sie leise zu ihrem Spiegelbild: »Der Mann, der das alles einmal kriegt, kann sich dazu gratulieren.«
    Nun streckte sie sich die Zunge heraus.
    »Eingebildet bist du wohl gar nicht was?«, fragte sie sich. Nackt

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