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0059 - Der Dämon aus der Tiefe

0059 - Der Dämon aus der Tiefe

Titel: 0059 - Der Dämon aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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glitt sie unter die nadelfeinen Strahlen der Dusche. Anschließend schlüpfte sie in einen flauschigen Frotteemantel. Das Abreiben belebte sie. Mit einemmal hatte sie nicht mehr den Wunsch, zu Bett zu gehen.
    Auf dem Weg zu ihrem Zimmer kam sie an Micks Tür vorbei. Sie blieb stehen, neigte sich vor, lauschte. Da war ihr, als hörte sie Mick schwer atmen. Dann keuchte er. Plötzlich vernahm sie ein tiefes Schluchzen.
    Besorgt öffnete sie die Tür.
    Sie machte kein Licht. Mick warf sich in seinem Bett hin und her.
    Sein Gesicht war klatschnass. Ein furchtbarer Traum schien ihn zu quälen.
    Angel wollte ihn von dieser Folter erlösen, wollte ihn wecken.
    Hastig huschte sie auf Micks Bett zu. Aus Micks geschlossenen Augen quollen dicke Tränen. Sein Gesicht war verzerrt. Jetzt öffnete sich sein Mund. Er begann unverständliches Zeug zu brabbeln, wurde immer lauter, immer unruhiger.
    Er schlug um sich, als müsse er sich eines Angreifers erwehren.
    Zitternd ballte er die Fäuste.
    »Phil!«, sagte er mit einemmal deutlich.
    Angel stutzte. Ob sie nun erfuhr, was Mick am Tag nicht erzählen wollte?
    »Phil, komm wieder!«, stöhnte Mick verzweifelt. »Die fünfzehn Minuten sind um. Was machst du noch in diesem verdammten Haus? Phil? Phil, wo bist du? Was tut er mit dir? Warum lässt er dich nicht mehr fort?«
    Mick warf sich herum. Er boxte das Kissen, rollte sich auf den Bauch, keuchte, jammerte, stöhnte.
    »Ich hab’ das nicht gewollt, Phil!«, kam es später aus Micks Mund.
    »Wenn ich das gewusst hätte… Und ich hätte dich nicht im Stich gelassen. Bestimmt nicht!«
    Was war vorgefallen? Angel erschauerte. Sie setzte sich auf die Bettkante. Ihr besorgter Blick ruhte auf dem rastlosen Bruder. Kein Zweifel, Mick machte sich schwere Vorwürfe. Was war geschehen?
    Mick seufzte: »Ich gebe auf, Phil. Du hast die Wette gewonnen… Ja, du bist mutiger als ich. Lach mich aus. Es stört mich nicht. Komm endlich aus diesem verfluchten Haus, Phil. Bleib nicht mehr länger im Haus des Henkers. Komm heraus. Sie suchen dich alle. Deine Eltern. Die Polizei. Komm, Phil. Komm doch endlich wieder heraus!«
    Angels Augen weiteten sich mit einemmal.
    Jetzt begriff sie, was passiert war, und warum Mick so große Angst hatte, darüber zu sprechen. Offenbar hatten es die beiden Freunde auf eine Mutprobe angelegt. Phil hatte das Haus des Henkers betreten und war nicht mehr zurückgekommen.
    Angel erhob sich.
    Sie fühlte sich plötzlich von einem seltsamen Wunsch beseelt.
    Rasch verließ sie Micks Zimmer. Vorsichtig schloss sie die Tür hinter sich. Sie wusste, wo sich das Haus des Henkers befand. Fast jeder in Auckland kannte das Gebäude. Die meisten Leute machten einen großen Bogen darum herum.
    Angel klemmte ihre Unterlippe zwischen die regelmäßigen Zahnreihen. Phil hatte also Elias Keenes Haus betreten. Ein Haus, in dem es angeblich spukte. Was war danach mit Phil Casa geschehen? Was war ihm zugestoßen? Eine unbändige Neugier packte das Mädchen, das sich zu spiritistischen und okkulten Dingen so intensiv hingezogen fühlte.
    Angel begriff, dass es unvernünftig war, was sie plötzlich vorhatte. Aber sie vermochte dagegen nicht anzukämpfen. Sie wollte das Geheimnis um Phil Casas Verschwinden lüften. Jetzt. Sofort. Polizei anrufen, irgendwelche Bekannte belästigen, das kam für sie nicht in Frage. Sie selbst wollte erfahren, was mit Phil passiert war. Als erste wollte sie es wissen. Nervös horchte sie in sich hinein. Furcht? Nein, so etwas konnte sie in ihrem aufgewühlten Inneren nicht feststellen.
    Da war nur eine enorme Wissensgier, die sich nun nicht mehr verdrängen ließ.
    Es war beinahe so, als würde jemand anders für sie entscheiden.
    Was sie tat, machte sie mechanisch.
    Schon war sie angekleidet und ausgehfertig. Nachdem sie das Haus verlassen hatte, fiel ihr ein, dass es besser gewesen wäre, eine Nachricht auf einem Zettel zu hinterlassen. Damit Mick Bescheid wusste, wenn er aufwachte und sie vielleicht noch nicht wieder zurückgekehrt war.
    Sie blieb stehen, kehrte dann aber nicht um, sondern lief in die Nacht hinein. Einem gefährlichen Abenteuer entgegen.
    ***
    Da war das Haus, groß, schwarz, drohend. Angel fröstelte schon beim bloßen Hinsehen. Es gab wohl nur wenige Mädchen, die soviel Mut hatten wie Angel. Sie schlich über das von Unkraut bestandene Grundstück.
    Das Gebäude übte eine unheimliche Anziehungskraft auf sie aus.
    Unwillkürlich fragte sie sich, wieso sie nicht schon viel früher hierher

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