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0059 - Hexenverbrennung

0059 - Hexenverbrennung

Titel: 0059 - Hexenverbrennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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rings um den Marktplatz waren nicht beleuchtet. Wie sollten sie es auch sein, gab es doch damals keine Straßenbeleuchtung. Jane rechnete jedoch nicht damit. Sie blieb einen Moment verwirrt stehen, weil sie kaum etwas erkennen konnte. In die engen Straßen fiel auch nicht mehr genügend Licht von der Abenddämmerung herein.
    Diese wenigen Sekunden machten ihren Vorsprung zunichte. Schreiend drängte die Menge hinter ihr her. Diese Leute kannten sich in ihrer Stadt sehr genau aus.
    Jane wirbelte herum und lief weiter. Jetzt konnte sie keine Rücksicht auf die Dunkelheit nehmen. Blieb sie stehen, war sie jetzt schon so gut wie tot.
    Ihre Flucht endete nach wenigen Schritten sehr abrupt. Sie trat plötzlich ins Leere, warf aufschreiend die Arme hoch und fiel in ein riesiges Loch in der Straße.
    Jane rollte sich während des Sturzes zusammen, aber sie hatte Glück im Unglück.
    Sie fiel weich und blieb reglos liegen.
    Als sie die Augen wieder aufschlug, blinkten über ihr rings um den Rand des Loches gelbe Punkte auf und vergrößerten sich. Die Menschen hatten sich mit Fackeln versorgt und gaben den Feuerfunken von einem zum anderen weiter. Die Flammen flackerten höher und leuchteten bis zu Jane herunter.
    Es war einfach ein Loch in der Straße. Jane erkannte den Zweck nicht. Doch darauf kam es auch nicht an. Sie hatte sich in einer tückischen Falle gefangen und konnte auf nichts anderes mehr warten als auf den Tod.
    Oder auf Hilfe von John und Suko. Aber wie sollten die beiden sie finden? Sie war zwar nicht räumlich, wohl aber zeitlich unendlich weit von ihnen weg.
    Ein paar Männer sprangen zu Jane herunter, packten sie und zogen sie hoch. Mit einer gewissen Befriedigung stellte sie fest, daß die Leute Angst vor ihr hatten. Das lag sicherlich hauptsächlich an ihren Kleidern und ihrer Schminke. Für diese Menschen mußte sie fast wie ein Wesen von einem anderen Stern wirken.
    Diese Fremdartigkeit half ihr dennoch nichts. Unter wütenden Rufen der Menschenmenge wurde sie auf den Marktplatz zurückgezerrt und immer näher an den Scheiterhaufen herangeschoben.
    Mara Lacatte bäumte sich in ihren Fesseln auf, als sie Jane entdeckte. »Wie kommen Sie hierher, Miß Collins?« schrie die ehemalige Hexe. »Um alles in der Welt, ist John Sinclair auch bei Ihnen? Seid ihr gekommen, um mich zu retten?«
    »John ist nicht da, er…!« rief Jane zurück.
    Der Mönch trat mit flackernden Augen auf sie zu, hob die Fackel und schlug damit nach ihr…
    ***
    Ich griff nach dem gegenüberliegenden Geländer. Meine Finger prallten gegen das Gitter, rutschten ab.
    Suko schrie auf. Er sah mich schon stürzen.
    Ich blieb ruhig. Meine Hände schrammten über die eisernen Stäbe. Noch einmal griff ich zu. Diesmal klappte es.
    Aber der Ruck war so hart, daß ich fast wieder abrutschte. Ich krallte mich verzweifelt fest, meine Beine schwangen frei hin und her. Noch immer hing ich über dem drei Stockwerke tiefen Abgrund.
    »Warte, John, ich komme!« schrie Suko.
    »Bleib wo du bist!« Ich biß die Zähne zusammen. »Ich schaffe es!«
    Jemand mußte leuchten. Suko durfte seinen Platz nicht verlassen.
    Mit aller Kraft zog ich mich hoch. Es riß mir fast die Arme ab. Ich war sportlich durchtrainiert, aber ich hatte keinen festen Halt.
    Mit einem Ruck schnellte ich mich ein Stück höher. Sofort griff ich nach. Jetzt ging es besser. Trotzdem mußte ich mich beeilen. Meine Hände erlahmten.
    »Vorsicht, John!« schrie Suko entsetzt.
    Ich rutschte wieder tiefer. Mit einem letzten, verzweifelten Schwung zog ich mich nach oben. Ich schob einen Arm durch das Gitterwerk des Geländers, stemmte einen Fuß auf die überragenden Stufen und schwang mich auf die Treppe.
    Aufatmend und am Ende meiner Kräfte ließ ich mich auf die Stufen sinken. Erst jetzt fiel mir ein, daß die ganze Zeit über eine zusätzliche Gefahr gedroht hatte.
    Der Dämonenbote!
    Kein Zweifel, hätte er mich berührt, wäre ich wie ein Stein in die Tiefe gestürzt.
    Daß er es nicht getan hatte, verdankte ich bestimmt nur meinen geweihten Waffen, die das Böse zurückdrängten.
    Ich hatte keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Ich sah mich um.
    Wo war dieses häßliche, abstoßende Wesen, daß sich nur als schleimige Masse präsentierte?
    »Es ist hier zu dunkel, Suko!« rief ich zu meinem Freund hinunter.
    Suko stand jetzt eine Treppe unter mir. »Fang!« rief er mir zu und warf eine der Stablampen zu mir herauf. Ich fing sie mitten im Flug auf und richtete den Lichtstrahl auf

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