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0059 - Hexenverbrennung

0059 - Hexenverbrennung

Titel: 0059 - Hexenverbrennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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die Treppe unter mir.
    Da war sie, diese schleimige Masse, die menschliches Leben vernichten konnte!
    Es war mir gelungen, den Todesboten zu überholen. Jetzt mußte ich ihn aufhalten.
    Das silberne Kreuz! Es war meine wirksamste Waffe gegen dieses Wesen der Finsternis!
    Ich ließ mich auf die Steinstufen sinken und reckte der Dämonenschöpfung das Kreuz entgegen. Die Wirkung zeigte sich sofort. Der Todesbote wich zurück, aber ehe ich etwas dagegen unternehmen konnte, teilte er sich.
    Ich sah mich plötzlich vier einzelnen Wesen gegenüber, von denen jedes die Form eines langen, dünnen Schlauches annahm. Eines schlängelte sich links, das andere rechts von mir vorbei. Eines schnellte sich blitzschnell zwischen meinen Füßen hindurch.
    Zwar schlug ich hastig mit dem Silberkreuz nach dem geteilten Dämonenwesen, doch ich traf nur ganz kleine Teile der langen Schläuche. Es war, als würden sich Giftschlangen auf mich stürzen. Ich spürte grauenhafte Todesangst in mir, ein Gefühl, das mir von diesen Geisterwesen aufgezwungen wurde. Aber ich wußte, mich durch das Silberkreuz mit den Symbolen des Guten geschützt.
    Eigentlich mußten alle Bewohner des Hauses fühlen, was hier vor sich ging. Die Ausstrahlung der tödlichen Masse, die sich unaufhaltsam höher schob, war ungemein groß. Hätte ich nicht mein Kreuz gehabt, wäre ich rettungslos verloren gewesen. Ich hätte dieser Belastung nicht standgehalten.
    Suko drängte sich hinten nach. Er folgte der schleimigen Masse, obwohl ich an seinem Gesicht erkannte, daß auch er unter der Ausstrahlung litt.
    »Wir können Mara nicht helfen!« rief er keuchend. »Dieses Biest ist nicht zu fassen!«
    Ich schlug und hackte auf das gestaltlose Scheusal ein, als wäre das Kreuz ein Dolch oder ein Beil. Immer wieder trennte ich kleine Teile der Masse ab, die sich sofort in Staub auflösten, doch das beendete die Spukerscheinung keineswegs. Unmittelbar hinter mir vereinigten sich die einzelnen Teile des Todesboten, und die schleimige Masse glitt mit erhöhter Geschwindigkeit in die vierte Etage hinauf.
    »Mara, Vorsicht!« brüllte ich und hoffte, die ehemalige Hexe würde mich hören und sich rechtzeitig auf den unheimlichen Angriff einstellen.
    Noch drei Stufen, dann hatte auch ich die vierte Etage erreicht. Ich brauchte nicht erst nach Maras Wohnungstür zu suchen. Der Dämonenbote glitt auf eine Tür zu, formte eine lange, armdicke Schlange und bohrte sich mühelos durch das Holz.
    Jetzt wußten wir, woher die Löcher in den Türen der Mordvilla von Kensington und in der Eingangstür dieses Hauses stammten.
    Der Todesbote glitt in Maras Wohnung und verschwand darin. Im nächsten Moment gellte Maras Entsetzensschrei durch das Haus.
    Und wir standen auf dem Korridor und waren ausgesperrt! Mara schwebte da drinnen in höchster Lebensgefahr!
    Wir nickten einander zu und warfen uns mit aller Kraft gegen die Tür.
    Hoffentlich kamen wir nicht zu spät!
    ***
    Die Fackel des Mönchs zischte auf Janes Gesicht zu. Sie wollte zurückweichen, aber zwei Männer hielten sie eisern fest. Sie konnte nicht mehr ausweichen.
    Im nächsten Moment schrien die Umstehenden entsetzt auf. Die Fackel traf nicht!
    Sie ging durch Jane hindurch, als ob sie gar nicht vorhanden wäre.
    Jane Collins taumelte. Sie war auf den Zusammenprall mit der brennenden Fackel eingestellt gewesen, und da er nicht erfolgte, verlor sie das Gleichgewicht. Sie verstand! Dieser Mönch aus einem anderen Jahrhundert konnte sie nicht verletzen.
    Offenbar existierte sie sozusagen nur ›zur Hälfte‹ in dieser Zeit. Die Menschen konnten sie sehen und berühren, ihr jedoch nichts antun.
    Das stärkte Janes Mut. Sie richtete sich hoch auf und drehte sich einmal im Kreis.
    Überall sah sie ängstliche Gesichter. Diese Stimmung wollte sie ausnutzen. Sie hoffte nur, daß die Leute sie verstanden.
    »Hört mir zu!« rief sie betont langsam und überdeutlich. »Ihr seid verblendet! Ihr wollt eine Unschuldige töten!« Dabei zeigte sie zu Mara hinauf. »Gebt sie sofort frei! Und wagt euch nicht mehr in meine Nähe!«
    Sie hoffte, daß die Menschen ihre Befehle befolgen würden, und es sah auch ganz so aus, als würden sie sich nach Janes Wünschen richten.
    Schon näherten sich zwei Männer mit einer Leiter, lehnten diese gegen den Scheiterhaufen und wollten hinaufsteigen.
    Doch da trat der alte Mönch vor, der alte Mann mit der brennenden Fackel. Er streckte gebieterisch den Arm auf und rief den Männern auf der Leiter etwas zu. Sie

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