Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
006 - Der Fluch der blutenden Augen

006 - Der Fluch der blutenden Augen

Titel: 006 - Der Fluch der blutenden Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
Tempel der Toten , der sein Grab werden sollte!
     
    ●
     
    Zeitgleich, einige Meilen vom Airport entfernt.
    Über die dunkle, einsame Asphaltstraße jagte ein einzelner Wagen, ein neuer
Jaguar, silbergrau, mit vielen kostspieligen Extras, die das Gefährt um gut
1000 Pfund verteuerten.
    Hinter dem Steuer saß Valmiki Rasmandah. Das Gesicht wie in Stein
gemeißelt, stolz, markant, einen grausamen Zug um die Lippen. Die Augen des
geheimnisumwitterten Mannes glühten und starrten gebannt auf das graue, feuchte
Band der Theydon Road, die völlig verlassen und leer vor ihm lag. Valmiki
Rasmandah fuhr stur nach Südwesten, um den äußersten Zipfel des Epping Forests
zu erreichen. Von dort aus würde er auf die Seven Sisters Road überwechseln,
schließlich über die Great West Road den Flugplatz erreichen. London Airport
lag gerade am anderen Ende, doch der Fahrweg würde sich dennoch in zeitlich
kurzer Spanne schaffen lassen. Mit dem Jaguar konnte er etliche Meilen pro
Stunde mehr als sonst fahren, da sich kein anderes Fahrzeug auf den nächtlichen
Straßen befand; Lkw-Kolonnen waren bequem zu überholen.
    Rasmandah sah müde und abgespannt aus. Man sah ihm an, dass er während der
letzten Tage kaum ein Auge geschlossen hatte, und dass gerade die letzten
Stunden das Äußerste von ihm verlangt hatten. Zweimal war er bereits vom Kensington House weggefahren. Einmal, um
den fluchbeladenen Robertson wegzuschaffen, jetzt zum zweiten Mal, um zum
Airport zu gelangen. Telefonisch hatte er bereits alles geregelt. Er besaß eine
zweistrahlige Düsenmaschine, die ihn unabhängig vom normalen Flugplan machte,
und unterhielt sein eigenes Pflege- und Wartepersonal und zwei Piloten. Das
Flugzeug war so geräumig, dass sechs Personen darin Platz hatten. Wichtig für
eventuelle geschäftliche Besprechungen, die sich nebenbei während des Fluges
erledigen ließen. Wenn er auf dem Airport ankam, brauchte er nur noch seine
Papiere überprüfen zu lassen, die notwendigen Formalitäten zu erledigen,
Flugziel und Flugzeit anzugeben. Dann konnte er starten.
    Diesmal ganz allein, denn es war keine Geschäftsreise mit Freunden und
Partnern.
    Nur eine einzige Begleitperson gab es. Rasmandah warf unwillkürlich einen
Blick in den Rückspiegel, um die beiden Sitze hinter sich zu überblicken. Im
Fond des Wagens saß eine reglose Gestalt, bläulich, starr, die Hände auf die
muskelbepackten Schenkel gelegt, im Gürtel des spärlichen, reich verzierten Lendenschurzes
steckte ein rasiermesserscharfer, geflammter Dolch.
    Es war Swomi, der unheimliche Hausgott des Magiers.
     
    ●
     
    Er fragte sich seit Stunden, warum er eigentlich nach Indien geflogen war.
    Ein Telegramm des Freundes hatte ihn gerufen. Und er war gekommen. In Delhi
hatte er kurze Rast gemacht, ehe er mit einem Flugzeug nach Jaipur
weitergeflogen war. Von dort aus brachte ihn ein alter, klappriger Bus in eine
Ortschaft in der Nähe von Abu, einer Stadt am Rande der Wüste. Hier
übernachtete er und wartete auf eine Nachricht, auf ein Zeichen seines
indischen Freundes.
    Oliver Sholtres, der Journalist, sah abgespannt und übernächtigt aus. Die
Strapazen der überstürzt angetretenen Reise waren ihm deutlich anzusehen.
    Er stand am Fenster des kleinen Gasthauses, in dem er seit gestern Abend
wohnte. Er war in demselben Ort, in den Shena ihn gebeten hatte. Hier lebte und
arbeitete der junge Schriftsteller. Hier hatte er sich ein altes, abseits
gelegenes Bauernhaus gemietet.
    Oliver Sholtres wusste nicht genau, wo es lag, doch er hätte es sicher
gefunden, wenn er es darauf angelegt und sich erkundigt hätte. Aber er wagte es
nicht. Shena hatte ihm schon in den vorangegangenen Briefen einen genauen Fahrplan geschickt, nach dem er sich
richten sollte, falls jemals ein unerwartetes Treffen möglich würde.
    »... dann musst du wissen, wie du dich zu verhalten hast. Es kann dann Tod
und Leben von der richtigen Entscheidung abhängen, Oliver«, hatte er kürzlich
geschrieben. »Die Blutenden Augen –
vorausgesetzt, dass sie keine Legende sind, stammen aus dem Tempel der Toten . Man sagt den Augen
nach, dass ihnen ein Fluch anhafte. Dieser trifft auch die, die den Ort
aufsuchen, den diese Augen einst sahen. Ich glaube, dass ich den Dingen auf der
Spur bin, über die wir so oft in London diskutierten. Wenn ich einmal den
Beweis habe, hörst du von mir. Aber bitte: Unternimm nichts auf eigene Faust!
Ich werde mich umgehend nach deiner Ankunft bei dir melden.«
    Oliver Sholtres

Weitere Kostenlose Bücher