006 - In der weißen Hölle
nehmen.«
»Alcam«, riet Matt.
»So ist es. Rücksichtslos und ohne Skrupel hat er sich zum Kriegsherrn von Asmark aufgeschwungen und kennt nur ein Ziel: Die Quelle der Narka in seinen Besitz zu bringen.«
Matt begriff.
Für jeden Heerführer war die Quelle von unschätzbarem Wert, denn seine Soldaten würden nicht mehr an ihren Verwundungen sterben. »Wer die Quelle besitzt«, stellte Matthew schaudernd fest, »ist praktisch unbesiegbar…«
»Alcam träumt davon, mit seinem die Berge zu überwinden und Süden zu marschieren, um dort ein mächtiges Reich zu errichten, in dem nur er herrschen wird.«
»Ganz was Neues«, meinte Matt. Manche Dinge änderten sich eben nie… »Und das Einzige, was ihn noch hindert daran, ist der Narka-to.«
»Genau so ist es, Maddrax«, drang eine Stimme vom Eingang der Grotte her. Der alte Yorl war unbemerkt eingetreten. »Jetzt verstehst du auch, warum die Narka versuchen, die Legende um jeden Preis am Leben zu erhalten. Der Tag, an dem Alcam entdeckt, dass der Narka-to nicht mehr existiert, wird unser aller Untergang sein.«
»Aber dieser Tag steht unmittelbar bevor«, orakelte Matt düster. »Ich war in Alcams Lager und habe gesehen sein Heer. Gegen diese Übermacht ihr habt mit eurer Attrappe keine Chance.«
»Das weiß ich«, bestätigte der Alte, »und es macht mir Sorgen. Die Tage der Narka sind gezählt, wenn kein Wunder geschieht.«
»Hm«, machte Matt. Er legte die Stirn in Falten und dachte nach. Die letzten Stücke des Puzzles fügten sich zusammen.
Ihm wurde klar, warum ihm Alcam von dem schrecklichen Narka-to-Monster erzählt hatte. Der General hatte von Anfang an damit gerechnet, dass Matt losziehen würde, um das Biest zu erlegen.
Wahrscheinlich hatten Alcams Soldaten ihm von »Maddrax' Donnerhand« berichtet, und er hatte sich ausgerechnet, dass sich das Monster mit einer solchen Zauberwaffe leichter töten ließ. Also hatte er Matt quasi losgeschickt, damit er ihm die Arbeit abnahm. Sehr schlau!
Und Aruula?
Matt kam sich vor wie ein Idiot, als ihm klar wurde, dass er auch in diesem Punkt aufs Kreuz gelegt worden war. Nicht der Narka-to hatte Aruula verschleppt und auch nicht die Narka - sondern niemand anderer als Alcam selbst!
Wahrscheinlich war sie von seinen Männer auf der Flucht überwältigt worden, und er hatte sich das ganze Schmierenspiel ausgedacht, um auf bequeme Weise seinen Erzfeind loszuwerden - den Narka-to. Der General hatte sich das alles hübsch zurechtgelegt - nur mit einem hatte er nicht gerechnet: damit, dass die furchterregende Bestie bereits nicht mehr am Leben war… Wut begann in Matt zu brodeln; ein grimmiges Lächeln legte sich auf seine Züge.
»Wir müssen etwas unternehmen«, meinte er entschieden. »Alcam hat mich hintergangen. Er ist es, der Aruula gefangen hält.«
»Es ist seine Art«, bestätigte Yorl. »Nicht umsonst wird er Alcam der Schreckliche genannt. Ganz Asmark zittert unter seiner Herrschaft. Er ist schlau, verschlagen und hinterlistig…«
»… und er wird bestraft werden für das, was er getan hat«, versicherte Matthew.
»Wie?« Yorl schaute resigniert zu Boden.
»Seine Streitmacht ist groß und mächtig. Die Narka allein hätten gegen sie nicht die geringste Chance.«
»Aber ihr müsst euch zur Wehr setzen«, beharrte Matt. »Es ist eure einzige Chance zu überleben.«
»Wenn das die einzige Chance ist«, meinte der Alte mutlos, »haben wir keine Chance.«
»Aber…« Matt sandte Sam einen fragenden Blick und sah, dass sie die gleiche Resignation in den Augen hatte wie ihr Vater. Natürlich - was hatte eine Handvoll Jäger und Bauern auch auszurichten gegen eine geballte Streitmacht, die mit Kriegsmaschinen und Efranten aufzog?
Aber es musste eine Möglichkeit geben, das Dorf zu verteidigen und Alcam und seine Mordbande zum Teufel zu schicken. Und Aruula zu befreien…
Suchend schaute sich Matt um, starrte zum gewaltigen Gewölbe der Grotte hinauf. Schließlich blieb sein Blick an der Quelle haften, die sich plätschernd und sprudelnd in die Höhle ergoss.
»Ich glaube«, sagte er plötzlich, »ich weiß einen Weg…«
»Wirklich?«, fragte Sam hoffnungsvoll.
»Ich denke schon«, bestätigte Matt, »aber ich nichts versprechen kann. Es ist ein Risiko - und ihr müsst mir unbedingt vertrauen dabei.«
»Wir haben nichts zu verlieren«, versicherte Yorl.
»Gut.« Matt nickte. »Ich habe einen Plan. Zuerst werde ich Aruula befreien, und dann…«
»Und… wenn sie nicht mehr am Leben ist?«,
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