006 - In der weißen Hölle
fellbesetzte Rüssel des Tieres schnellte empor und ließ ein ohrenbetäubendes Schmettern ertönen - im nächsten Moment setzte sich der Efrant in Bewegung.
Es wurde ein verdammt holpriger Ritt.
***
Schwerfällig setzte das riesenhafte Tier eines seiner mächtigen Beine vor das andere, schien dabei den Erdboden erzittern zu lassen. Dann kam der Efrant langsam in Fahrt. Matt dirigierte ihn auf die Schranken des Pferchs zu, die das mächtige Tier wie Streichhölzer zerbrach.
Dann zog er an den Zügeln, lenkte den Efranten auf die Palisadenmauer zu. Das Tier gehorchte bereitwillig. Gewohnt, die Befehle seiner Reiter ohne Widerstand auszuführen, rannte es auf die Palisaden zu, stur und unbeirrbar wie ein Panzer und dabei immer schneller werdend.
»Runter!« schrie Matt - und im nächsten Moment brach der Efrant durch das Holz. Seine mächtigen Stoßzähne bahnten den Weg; ächzend gaben die Palisaden nach und zerbarsten. Mit seinem tonnenschweren Gewicht trampelte der Efrant die Umzäunung nieder, stampfte alles kurz und klein - und hatte im nächsten Moment die Mauer durchbrochen.
Sie waren frei!
Matt warf einen Blick über die Schulter zurück, sah, dass ihre Flucht nicht unentdeckt geblieben war. Krieger kamen herangeeilt, wütende Schreie auf den Lippen. In hilflosem Zorn warfen sie den Flüchtlingen ihre Speere nach - doch keines der Geschosse erreichte sein Ziel.
»Schneller! Schneller!«
Matt und Aruula trieben den Efranten zur Eile an jagten hinaus in die Dunkelheit. Schon glaubten sie, Alcam und seinen Leuten entkommen zu sein
***
»Was ist hier los?«
Der Mann, dessen Gesicht von den Flammen grässlich entstellt war, erklomm den Wehrgang der Palisadenmauer. Die Posten erschraken, als sie unter all dem Ruß, dem Blut und den verbrannten Fleisch ihren Anführer Alcam erkannten.
»Sie haben einen Efranten gestohlen und fliehen«, verkündete einer der Männer und zeigte hinaus auf die Ebene, wo Maddrax und die Frau dabei waren, in der Dunkelheit zu verschwinden.
»Dann schießt!« brüllte Alcam außer sich vor Zorn, Schmerz und Hass. »Hört ihr nicht? Schieeeßt…!«
Hastig kamen die Posten dem Befehl ihres Anführers nach. Flirrend jagten die Pfeile in die Nacht hinaus, schimmerten im fahlen Mondlicht - ehe sie sich wirkungslos in der Dunkelheit verloren.
»Versager!« brüllte Alcam zornig ; auf, riss dem Mann, der ihm am nächsten stand, Pfeil und Bogen aus den ; Händen und versetzte ihm einen so harten Stoß, dass er rücklings vom Wehrgang fiel und in die Tiefe stürzte.
Rasch legte der General einen Pfeil auf, zog die Sehne des Bogens zurück und zielte. Nur noch schemenhaft konnte er den Efranten und die beiden Reiter in der Dunkelheit erkennen.
»Orguudoo«, flüsterte er leise, »steh mir bei…«
Dann ließ er die Sehne los - und der gefiederte Tod ging auf Reisen…
***
»… ichhh… getroffen…«
»Verdammt!«
Während er den Efranten weiter in halsbrecherischem Tempo durch die Senke trieb, griff Matt hinter sich. Sein Arm ertastete Aruulas Rücken, den hölzernen Schaft, der darin steckte, das Blut, das aus der Wunde quoll. Er merkte, dass Aruula kraftlos wurde und Schwierigkeiten hatte, sich im Sattel zu halten. Er stützte sie mit einer Hand, während seine andere die Zügel umklammert hielt.
Matt warf flüchtige Blicke zurück. Am liebsten hätte er angehalten und sich um Aruulas Wunde gekümmert, doch wenn Alcam und seine Leute sie zu fassen bekamen, war es in jedem Fall vorbei…
»Aruula?«
Es war ein gefährliches Zischen, das die Luft erfüllte - im nächsten Moment gab es ein sattes hässliches Geräusch. Matt merkte, wie sich Aruula hinter ihm verkrampfte.
»Arrrgh…«
»Aruula?«
»M… Maddrax?«
»Halt durch, Mädchen«, rief er beschwörend über die Schulter, »halt durch…«
Aruula murmelte etwas zur Bestätigung, doch sie war schwer getroffen. Schlaff und kraftlos hing ihr Körper im Sattel, gehalten nur von Matts starker Hand. Matthew Drax fühlte, sie sich der Ärmel seines Overalls mit Aruulas Blut tränkte. Seine Augen begannen zu tränen - und es lag nicht an dem eisigen Nachtwind lag, der durch die Senke fegte.
Erst als sie Alcams Lager weit hinter sich gelassen und die ersten Höhenzüge genommen hatten, gönnte Matt sich und Aruula eine kurze Rast. Er zog den Pfeil heraus und versuchte die Wunde mit dem Medikit zu versorgen, das er in der Beintasche seines Overalls bei sich trug. Die junge Frau hatte viel Blut verloren, ihr Atem
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