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006 - In der weißen Hölle

006 - In der weißen Hölle

Titel: 006 - In der weißen Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
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Handgelenke zusammengebunden und sich ihre Arme wie eine Schlinge um den Hals gelegt. So hatte er sie festgehalten und gewärmt, hatte immerzu beruhigend auf sie eingeredet, während sie durch die bizarre Eislandschaft geritten waren.
    Antwort bekam er schon lange nicht mehr. Vor etwa einer Stunde war Aruula ohnmächtig geworden und seitdem nicht wieder aufgewacht. Matt befürchtete das Schlimmste.
    Er passierte den Eingang des Dorfes. Wachtposten mit Fackeln kamen heran, die sich um den Efranten kümmerten, während sich Matt mit Aruula aus dem Sattel gleiten ließ und sie zur Hütte des Ältesten trug.
    Als Yorl, der die ganze Nacht über wach geblieben und auf Maddrax' Rückkehr gewartet hatte, die bewusstlose Frau erblickte, wies er Matt sofort an, Aruula auf ein Lager aus Heu zu betten, das dem Alten normalerweise als Schlafstatt diente.
    »Was ist passiert?«, erkundigte er sich bestürzt.
    »Ein Pfeil«, sagte Matt nur. Er legte Aruula nieder und machte sich daran, den blutdurchtränkten Verband zu wechseln.
    Die Kriegerin atmete kaum mehr. Ihre Züge waren blass und eingefallen, ihr Pulsschlag ging holpernd. Sie hatte viel Blut verloren; krampfhafte Zuckungen durchliefen ihren ausgezehrten Körper. Unter Yorls besorgten Blicken säuberte Matt die Wunde, obwohl er wusste, dass es nichts helfen würde. Sam trat ein und sah, was geschehen war. Sie wirkte nicht weniger betroffen als ihr Vater.
    Die Narka konnten sich gut vorstellen, was in Maddrax vorgehen musste - ihr entbehrungsreiches Leben in den Bergen hatte sie gelehrt, was Verlust bedeutete…
    »Komm schon Mädchen, du schaffst es«, sprach Matt beschwörend auf Aruula ein. »Du musst es schaffen, hörst du? Ich brauche dich, verdammt noch mal…«
    Die junge Frau reagierte nicht. Matt ballte die Fäuste, stieß einen Laut der Verzweiflung aus. Er gab sich die Schuld an allem, was geschehen war. Wäre er nicht in Aruulas Leben getreten, hätte sie ihn nie auf seiner Suche begleitet. Hätte er sich nicht von Alcam täuschen lassen, wäre Aruula noch unverletzt und wohlauf. Es war seine Schuld. Allein seine Schuld - und es gab nichts, was er für sie tun konnte…
    Aruula öffnete ihren Mund zu einem leisen Stöhnen. Ihre Haut war wie Wachs, Blut rann unaufhörlich aus ihrer Nase und den Mundwinkeln. Und mit jedem Tropfen wich das Leben aus ihre Körper.
    »Nein!« Matt schüttelte trotzig den Kopf. »Tu mir das nicht an…«
    Er war gestrandet in dieser fremden Welt, hatte keine Freunde, keine Verbündeten. Aruula war die einzige Gefährtin, die er hatte. Sie durfte nicht sterben! Nicht wegen eines Fehlers, den er gemacht hatte…!
    Plötzlich merkte Matt, dass ihn eine Hand sanft an der Schulter berührte. Es war Sam.
    »Komm«, sagte sie nur und bedeutete Matt, ihr mit Aruula zu folgen.
    Matt war zu müde und zu verzweifelt, um lange zu fragen. Kurzerhand lud er sich Aruulas fast leblosen Körper auf die Arme, folgte Yorls Tochter hinaus in die Morgendämmerung, die über dem Gebirge heraufzog.
    Sie durchquerten das Dorf, gingen zu der Felsspalte, aus der weißer Dampf an die kalte Luft drang. Sam entzündete eine Fackel und sie traten ein, folgten dem Wasserlauf, der sich brodelnd und plätschernd durch die Grotte wand und in den grünlich schimmernden See mündete.
    »Leg deine Gefährtin in das heilige Wasser«, forderte sie Matt auf.
    »Aber…« Matt schüttelte zweifelnd den Kopf. Eine Schnittwunde zu heilen war eine Sache - Aruula hingegen hatte innere Verletzungen, einen durchbohrten Lungenflügel. Sie hatte zu viel Blut verloren…
    »Leg sie hinein«, wiederholte Sam eindringlich, und Matt kam der Aufforderung nach. Weder er noch Aruula hatten etwas zu verlieren…
    Sanft ließ er seine Gefährtin nieder, legte sie in das sprudelnd warme, phosphoreszierende Nass. Sam trat vor, formte ihre rechte Hand zu einer Kelle, schöpfte damit Wasser über Aruulas Augen, ihren Mund und ihr Haar. Dazu murmelte sie leise Beschwörungsformeln, die Matt nicht verstand.
    Das Wasser begann noch stärker zu sprudeln, schien zu kochen. Irgendetwas passierte - wenngleich sich Matt nicht erklären konnte, was genau das war. Offenbar fand irgendeine Reaktion statt. Matt hielt den Atem an, starrte gebannt auf Aruula und Sam, schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Dann, nach endlos scheinenden Minuten, begann sich Aruula plötzlich zu regen.
    »Was…?«
    Matt traute seinen Augen nicht. Zuerst durchlief ein elektrisierendes Zucken Aruulas Körper, dann bewegten sich ihre

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