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0060 - Der Geisterfahrer

0060 - Der Geisterfahrer

Titel: 0060 - Der Geisterfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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unheimliche Atmosphäre war immer noch deutlich zu spüren.
    Das Burgtor stand offen. Im Burghof parkten zwei VW-Busse eines Bad Homburger Hoch- und Tiefbauunternehmens und der Lieferwagen einer Malerfirma. Außerdem drei Pkw. Eine Betonmischmaschine ratterte in einer Ecke des Hofes, und vor dem Hauptgebäude standen große Bottiche mit Kalk- und Gipsmasse. Auf dem Gerüst beim Hauptgebäude war eine Verputzerkolonne am Werk.
    Ein magerer Mann mit dunklem Anzug, einer Aktentasche und einer Brille, die auf seiner spitzen Nase weit vorgerutscht war, unterhielt sich mit einem der Arbeiter. Den großen, wuchtigen Mann mit dem roten Gesicht, der in einer Verputzerkluft steckte, hielt ich gleich für den Polier der Kolonne.
    Auf dem gepflasterten Burghof lagen breitgefahrene Kalk- und Erdbrocken. Kommissar Mallmann stoppte in der Nähe des Söllers. Hinter uns hielt das Taxi, und jetzt sahen wir, daß Roxane von Felseneck und Gisela Malthus im Fond saßen.
    Als wir ausstiegen und Roxane und Gisela begrüßten, kam der Burgverwalter und Herbergsleiter Dietrich Künzler aus der Tür des Wirtschaftsgebäudes. Er zog ein mürrisches Gesicht.
    »Da sind Sie ja wieder«, brummte er »Ich habe vor einer halben Stunde einen Anruf vom Ministerium erhalten. Sie können hier wohnen, wenn Sie unbedingt wollen. Aber Sie sehen wohl selber, daß hier gearbeitet wird und daß Sie im Weg sind.«
    Kommissar Mallmann hatte sich übers BKA ans zuständige Landesministerium gewendet, das Dietrich Künzler eine klare Anweisung erteilte. Roxane von Felseneck sprach ihn an.
    Sie wurde sehr energisch, sie sagte, daß die Burg immer noch ihrer Familie gehöre, und daß sie sich nicht noch einmal abwimmeln lassen würde. Sie wollte ein paar Tage auf Burg Felseneck verbringen und ließ sich nicht davon abbringen.
    »Wenn Sie diese Herren hier einquartieren können, dann auch mich und meine Freundin«, sagte sie. »Falls Sie es ablehnen, fahre ich sofort nach Wiesbaden und mache einen gehörigen Wirbel bei den zuständigen Stellen.«
    Künzler zuckte nur mit den Achseln.
    »Mir soll es recht sein. Wenn der Lärm, der Dreck und der Staub Sie nicht stören, dann bleiben Sie eben ein paar Tage.«
    Roxane und Gisela bezahlten den Taxifahrer, der ihnen half, ihr Gepäck auszuladen. Vier Koffer und zwei Reisetaschen waren es, für einen Aufenthalt von einigen Tagen nicht gerade wenig.
    Dietrich Künzler schlurfte davon und schickte uns einen seiner Burgarbeiter, der uns die Quartiere anwies. Burg Felseneck war von wuchtigen Mauern mit Wehrgängen umgeben und hatte eine annähernd quadratische Grundfläche.
    In der Mitte des Burghofes stand der viereckige Söller, der freistehende Hauptturm. Zwischen ihm und dem Hauptgebäude lag der Ziehbrunnen mit der Seilwinde, den ich mir später genauer ansehen wollte. Das Hauptgebäude oder der Palast schloß mit der Burgmauer ab. Es enthielt Schlafsäle für die Herbergsgäste, den Speiseraum, die Küche, Verwaltungszimmer und ein Burgmuseum.
    Rechtwinklig zum Hauptgebäude stand das Wirtschaftsgebäude, in dem Dietrich Künzler und die anderen Angestellten wohnten. In dem Bau daneben hatten sich in früheren Jahren Ställe, Remisen und Lagerschuppen befunden.
    An der Vorderfront der Burg stand die Kemenate, das Frauenhaus, in dem in früheren Zeiten die Rittersfrauen und Edelfräulein untergebracht waren. Vor diesem Bau hatten Walther von der Vogelweide und andere Vorläufer moderner Popstars nächtlich ihre Minnelieder gesungen.
    Seitlich an die Kemenate war die Schloßkapelle angebaut, ein schmales, frisch verputztes Häuslein. Der Eingang war mit einem Vorhängeschloß abgesperrt. Dann gab es noch den viereckigen Torturm und drei runde, kleine Ecktürme. Über die Geschichte von Burg Felseneck wußte ich so gut wie nichts, danach wollte ich später Roxane fragen.
    Unsere Zimmer lagen in der Kemenate, sie waren eng und spartanisch eingerichtet. Wer hier gediegene altdeutsche Möbel erwartete, der täuschte sich. Man hatte einige Kemenatenzimmer mit billigen Stücken eingerichtet, die vermutlich aus einer Konkursmasse stammten.
    Die Toilette lag auf dem Flur und war kalt und zugig. Immerhin gab es fließendes heißes und kaltes Wasser in den möblierten Zimmern. Die restlichen Kemenatenzimmer waren abgeschlossen.
    Dem Staub in den Gängen nach zu urteilen, nahmen die Putzfrauen ihre Arbeit nicht allzu ernst. Ich teilte ein etwas größeres Zimmer im Erdgeschoß mit Suko. Kommissar Mallmann wohnte nebenan, und Roxane

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