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0060 - Der Geisterfahrer

0060 - Der Geisterfahrer

Titel: 0060 - Der Geisterfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Warentermingeschäft. Dabei kam ihm das Felsenecksche Räuberblut gut zupaß.
    Ich äußerte mich nicht allzu ausführlich über meine Studienzeit in London, wo ich Jura und Psychologie studiert hatte. Daß mein besonderes Augenmerk der Parapsychologie galt, verschwieg ich nicht.
    Über meine derzeitige Arbeit bei Scotland Yard äußerte ich lediglich, daß ich mich mit ungewöhnlichen und übernatürlichen Fällen befaßte.
    »Ein Geisterjäger also?« fragte Roxane von Felseneck.
    Laute Rufe vom Wirtschaftsgebäude her ließen uns aufschrecken. Da war etwas im Gange. Eilig marschierte ich los, und Roxane, Will Mallmann und Gisela Malthus schlossen sich an. Im frisch getünchten Flur standen mehrere Verputzer und Maurer.
    Die restlichen Männer von den beiden Kolonnen waren im Keller unten. Ich hörte ihre aufgeregten Stimmen, auch das fistelige Organ Dietrich Künzlers erklang. Ich drängte mich durch, die, andern folgten.
    Im vorderen Kellerraum debattierten der Maurerpolier und der Verputzerpolier mit dem Burgverwalter und Herbergsleiter. Die zwei Arbeiter, die auf der Burg beschäftigt waren, standen bei ihm.
    Ein blasser Mann im blauen, mit Mörtel verspritzten Arbeitsanzug lehnte an der Wand und hielt sich den Hals. Weitere Maurer und Verputzer waren Zeugen der Szene.
    Ich drängte mich vor. Den Reden der aufgeregten Männer entnahm ich, daß der Mann mit dem blassen Gesicht, ein Maurer, als erster an seine Arbeitsstelle in diesem Kellerraum zurückgekehrt war. Zur Restaurierung gehörte nämlich auch, daß die Fundamente unterfangen, das heißt schadhafte Stellen ausgebessert und Schwachpunkte verstärkt wurden.
    Ein Horrorwesen hatte jenen Maurer im düsteren Kellerraum angefallen. Der Mann wehrte sich und schrie um Hilfe. Als seine Kollegen herbeieilten, flüchtete das Monster.
    »Moment«, sagte ich. »Wir sind Kriminalbeamte. Wie sah dieses Monster aus?«
    »Groß, dürr und blaß«, stammelte der Mann, der gebissen worden war. »Ein länger schwarzer Umhang umschlotterte die Gestalt. Die Kreatur stank wie eine verwesende Leiche. Das Gesicht sah aus wie ein mit Haut überzogener Totenschädel, die Eckzähne waren lang und dolchspitz. Die Augen glühten. Das Monster stürzte sich auf mich und biß mich in den Hals.«
    Er nahm die Hand weg. Ich erkannte die Bißmale von zwei Vampirzähnen. Als die Kollegen des Maurers herbeieilten, verschwand das Monster im dunklen Nebenkeller.
    Die Maurer hatten dort nachgesehen und nichts entdeckt.
    »Das reicht mir jetzt, Herr Künzler«, sagte der Polier der Verputzerkolonne zu dem fetten Burgverwalter. »Das war nicht der erste Vorfall dieser Art. Die unheimlichen Geräusche, die hier manchmal zu hören sind, der penetrante Gestank, darauf haben wir Sie schon früher hingewiesen.«
    »Ich selbst habe ein behaartes Ungeheuer auf allen vieren über den Hof huschen und hinter der Burgkapelle verschwinden sehen«, sagte der Maurerpolier, ein stämmiger, grauhaariger Mann. »Das geschah letzte Woche.«
    »Alles Hirngespinste«, erwiderte der fette Künzler. »Alte Gemäuer riechen – manchmal eigenartig. Das ist alles, was ich dazu sagen kann.«
    Die beiden Poliere erzählten von einem Leuchtzeichen, das sie an einem trüben Gewittertag über dem Söller gesehen hatten. Von einer dumpfen Grabesstimme aus dem Burgbrunnen und von der Krötenplage in der Umgebung von Burg Felseneck.
    Letzteres war mittlerweile soweit abgestellt worden. Dietrich Künzler wies das alles von sich.
    »Hirngespinste und Sinnestäuschungen«, behauptete er. »Sie sind hier, um Ihre Arbeit zu erledigen, und nicht um zu fantasieren und sich Gespenstererscheinungen einzubilden.«
    Zu dem Vampirangriff meinte er nur, vielleicht habe der Mann sich an einem Nagel gerissen.
    »Ihre Leute sollten weniger Bier trinken«, sagte er zu den beiden Polieren.
    Die Maurer und Verputzer waren drauf und dran, Künzler zu verprügeln. Der Verputzer- und der Maurerpolier wollten sofort ihre Chefs anrufen. Die Leute weigerten sich weiterzuarbeiten. Künzler führte die beiden Poliere in sein Büro, er grinste hämisch.
    Ich untersuchte unterdessen die Bißwunden am Hals des Maurers. Sie waren tief, aber sie bluteten kaum. Der Vampirbiß lag genau neben der Halsschlagader, der Maurer hatte großes Glück gehabt.
    »Halten Sie einen Moment still«, sagte ich zu dem noch immer leichenblassen Mann.
    Ich holte mein silbernes Kreuz hervor und preßte das untere Ende gegen die Wunden. Es zischte, Rauch stieg auf. Der Maurer

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