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0060 - Der Geisterfahrer

0060 - Der Geisterfahrer

Titel: 0060 - Der Geisterfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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ab.
    »Bernard, Bernard, beruhigen Sie sich. Wir werden später noch einmal darüber reden.«
    Der kleine Franzose hatte nicht angenommen, Roxane im ersten Anlauf erobern zu können.
    »Sicher, Mademoiselle. Lassen Sie mich Ihre Hand küssen.«
    Roxane gab ihm die Rechte, an der ein schmaler Ring mit einem Beryll funkelte. Amüsiert sah sie, wie Bernard Roget leidenschaftlich seine Lippen auf ihren Handrücken preßte. Dann drückte er Roxanes Hand an sein Herz.
    »Ich werde Sie immer auf Händen tragen, Mademoiselle Roxane. Mein Lebensinhalt soll es sein, Sie glücklich zu machen. Ich hole Ihnen den Mond und die Sterne vom Himmel, wenn Sie es wollen.«
    »Versprechen Sie da nicht etwas zuviel?« fragte Roxane und klimperte mit den langen Wimpern. »Ein Zahnarzt als Himmelsstürmer, na, ich weiß nicht… Sind Sie denn immer so stürmisch?«
    »Nein, eigentlich bin ich schüchtern. Aber Ihr Anblick und Ihr Liebreiz haben mich völlig überwältigt, schönste Mademoiselle.«
    Der kleine Franzose küßte Roxanes Hand noch einmal. Dann kehrten sie zu den andern zurück, die sie bereits erwarteten und neugierig anschauten. Bernard hatte vor lauter Aufregung einen roten Kopf und atmete schwer.
    Roxane lachte innerlich über Bernard, aber sie fühlte sich auch geschmeichelt. Der kleine Franzose wußte, was er wollte, er hatte eine ritterliche Art gegenüber Frauen und würde sicher einmal einen guten und treuen Ehemann abgeben.
    Aber an einen Typ wie ihn hätte Roxane nicht gedacht. Sie hatte keinen Mangel an Verehrern. Ihr gefielen große, sportliche und männlich wirkende Männer, zum Beispiel John Sinclair.
    Bernard Roget erinnerte sie an einen fetten kleinen Kapaun. Bis sie sich ihm zuwendete, mußte schon allerhand geschehen.
    ***
    Der Polizeihubschrauber schwebte über der Burg Felseneck. Über die Sprechanlage konnten wir mit dem Piloten reden.
    »Landen Sie im Burghof!« forderte ich ihn auf.
    Der Hubschrauber schwebte nieder. Die Kabine war schallisoliert, trotzdem hörten wir den Motorenlärm und das Getöse des großen und des kleinen Drehflügels deutlich. Kommissar Mallmann und ich spähten aus den Kabinenfenstern nieder.
    Nur wenige Lichter brannten auf der Burg. Uns fiel nichts Ungewöhnliches auf, die düstere, unheimliche Atmosphäre war die übliche. Eine Minute später landeten wir vor dem Hauptgebäude. Der Motorenlärm des Hubschraubers wurde von den Mauern zurückgeworfen und dröhnte ohrenbetäubend.
    Ich entriegelte die Lukentür und schob sie zurück. Die Beretta mit den geweihten Silberkugeln in der Rechten, das silberne Kreuz in der Linken, sprang ich auf das Kopfsteinpflaster des Burghofs.
    Zwei Sekunden später stand Will Mallmann neben mir, die Walther PPK in der Faust.
    Suko, die beiden Mädchen und die zwei Franzosen eilten von der Kemenate herbei. Und Dietrich Künzlers fette Gestalt schob sich aus dem Eingang des Hauptgebäudes. Der magere Beamte vom Amt für Bau- und Denkmalspflege und einer der finsteren Arbeiter erschienen hinter ihm.
    Geduckt liefen der Kommissar und ich unter den rotierenden Drehflügeln weg. Der Luftzug zerrte an unseren Haaren. Der Pilot in der Kanzel hatte zwei Landescheinwerfer eingeschaltet. Er beobachtete uns.
    »Ist etwas passiert, John?« wollte Suko wissen.
    »Dasselbe wollte ich dich fragen«, entgegnete ich.
    Auf Burg Felseneck war bisher alles in Ordnung, wie ich erfuhr. Ich machte dem Piloten mit zwei Fingern das V-Zeichen, er winkte zurück und legte einen Hebel um. Die Rotoren wirbelten schneller, die Kufen des Hubschraubers lösten sich vom Boden. Etliche Sekunden später hob der Helikopter ab und flog den blassen Sternen entgegen.
    Dietrich Künzler trat hinzu und fragte barsch: »Was fällt Ihnen denn jetzt ein, Sinclair? Sind Sie von allen guten Geistern verlassen, hier mit dem Hubschrauber so einen Lärm zu veranstalten?«
    »Für Sie bin ich immer noch Herr oder Mr. Sinclair«, wies ich ihn zurecht. »Ich habe vor wenigen Minuten hier angerufen, eine merkwürdige Stimme antwortete mir. Da war ich in Sorge.«
    Künzler tippte an seine Stirn.
    »Hören Sie öfter merkwürdige Stimmen, Sinclair?«
    »Soll ich ihm Manieren beibringen?« fragte Suko und betrachtete den Fetten finster.
    »Laß ihn«, erwiderte ich. »Mach dir die Finger nicht an ihm schmutzig.«
    Normalerweise war es nicht meine Art, so zu reden. Aber Dietrich Künzler hatte ein besonderes Geschick, andere auf die Palme zu bringen. Der Spitzname, den die Maurer und Versputzer ihm

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