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0060 - Der Geisterfahrer

0060 - Der Geisterfahrer

Titel: 0060 - Der Geisterfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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war ein grauenhaftes Heulen zu vernehmen.
    Mir war es, als ob ich einen Schatten oben sähe. War es der Werwolf vom vergangenen Abend?
    »Ich habe solche Angst«, stieß Gisela Malthus hervor.
    Roxane von Felseneck und Jean Arnois umklammerten das Kreuz, das ich ihnen gegeben hatte. Bernard Rogets Brillengläser spiegelten die zwei flackernden Kerzenflammen wider. Seine Hände waren zu Fäusten geballt.
    »Der Spuk beginnt«, flüsterte er.
    Ich schaute auf die Armbanduhr. Der Stunden- und der Minutenzeiger standen genau übereinander. Mitternacht! In Königstein schlug die Kirchturmuhr.
    Meine Sinne waren angespannt, die Nerven prickelten. Ich lauschte. Was würde in dieser Nacht geschehen?
    »Oramus ad Satanam!« schallte da ein dumpfer Gesang von der Schloßkapelle her.
    Laßt uns zum Satan beten! hieß das. Blasphemische Worte folgten. Ich glaubte, Dietrich Künzlers Fistelstimme zu hören. In den unheimlichen Gesang mischten sich dämonische Laute. Heulen, Wimmern, Stöhnen, ein grollendes Brummen wie von einem Untier.
    »Wir müssen da mal nach dem Rechten sehen, Suko«, flüsterte ich. »Will, du bleibst hier bei Roxane, Gisela, Jean und Bernard.«
    »Ich will Sie begleiten, Mr. Sinclair«, sagte Bernard Roget mit einem Mut, den ich ihm nicht zugetraut hätte. »Geben Sie mir eine Waffe.«
    »Bleiben Sie hier und passen Sie auf Roxane und Gisela auf«, antwortete ich. »Sie haben keine Kampferfahrung mit Dämonen und Geistern. Sie würden uns mehr schaden als nützen.«
    Bernard Roget schaute wütend drein. Er hatte es sich in den Kopf gesetzt, ein Held zu werden. Ich konnte mich nicht damit aufhalten, seine Seele zu trösten. Die Beretta und das Silberkreuz hatte ich, eine Gnostische Gemme, magische Kreide und ein Weihwasserflakon steckten in meinen Jackentaschen.
    Ich dachte an den Vampir, der am Mittag im Burgkeller den Maurer angefallen hatte, und nahm noch einen kurzen spitzen Holzpflock aus dem Einsatzkoffer. Suko schob den Silberdolch mit dem kreuzförmigen Griff in den Gürtel.
    Er nickte mir zu. Ich hieß die andern, auf uns zu warten, und nahm im Hinausgehen die Stablampe vom Tisch. Draußen war der Pech- und Schwefelgestank noch intensiver. Wir spähten umher.
    »Dominus Asmodis, spiritum malum da nobis hodie!« sang der unheilige Chor.
    Herr Admodis, deinen bösen Geist gib uns heute!
    Dann folgten scheußliche Töne, ein disharmonisches Gequäke und Spektakel. Eine Dämonenorgel spielte. Ich hatte in der Kapelle aber kein Musikinstrument gesehen. Aus dem Oberlicht und den Seitenfenstern der Kapelle sahen wir giftgrünes Licht strahlen.
    Ich warf Suko einen raschen Blick zu, wir rannten los. Wieder erscholl das Wolfsgeheule, hinter dem Hauptgebäude diesmal. Doch unser Ziel war die Kapelle. Wir erreichten sie, ich rüttelte an der schmiedeeisernen Türklinke.
    Der Riegel, an dem das von Suko geöffnete Vorhängeschloß hing, war zurückgelegt. Die Kapellentür war von innen verschlossen. Der unheilige, dumpfe Gesang dröhnte lauter, die Dämonenorgel spielte schriller. Gekreische und ein Schrei gellten drinnen in der Kapelle.
    Der Todesschrei einer Frau! Suko und ich warfen uns gleichzeitig mit der Schulter gegen die Kapellentür. Sie flog auf, und wir stolperten über die Schwelle mit dem Teufelsschlüssel. Ein schreckliches Bild bot sich uns.
    Rechts und links vom Altar, in dessen Tabernakel die gepfählte und angenagelte Fledermaus hing, standen zwei hochlodernde Feuerbecken. Um den Altarsockel herum tanzten anderthalb Dutzend Horrorgestalten einen scheußlichen Reigen. Im Satansreigen drehten sich Vampire mit rotglühenden Augen und spitzen Zähnen, behaarte Werwölfe mit mörderischen Klauen und Fängen, schleimige, quallige Ghouls, Wiedergänger in Leichengewändern und eigenartige Schattenwesen.
    Vor dem Altar aber stand der fette Burgverwalter, nackt bis zum Gürtel, ein langes Dolchmesser emporgereckt. Er hatte einen Helm mit zwei gewundenen Teufelshörnern aufgesetzt, sein Gesicht war zu einer Grimasse verzerrt.
    Vor ihm, auf zwei flache, x-förmige Gestelle gefesselt, lagen zwei junge Frauen, nur mit einem Slip bekleidet. Ihre Gesichter konnten wir nicht erkennen. Die Dämonenbande kreischte wie toll.
    Das Orgelspiel schien die entweihte Kapelle zu sprengen und uns alle in andere Dimensionen zu tragen. Im Gegensatz zu draußen herrschte in der Kapelle eine schwüle Hitze. Es stank noch schlimmer.
    Die Brust des einen Opfers war voller Blut. Künzler hob das blutige Messer über den Busen

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