0060 - Der Geisterfahrer
dem nächstbesten Werwolf über den Kopf, daß sie zerbrach. Das Monster heulte auf.
Aber dann hatten die Höllenwesen Bernard und Jean gepackt und niedergerissen. Sie hätten sie umgebracht, aber das Flammenzeichen in Künzlers Handfläche glühte auf.
»Tötet sie nicht!« befahl der Burgverwalter. »Bringt sie in ein Verlies. Der Schwarze Tod soll entscheiden, was mit ihnen geschieht.«
Eiskalte Hände schnürten Jean und Bernard die Luft ab. Sie wußten von nichts mehr.
***
Beim BKA in Wiesbaden wurden Kommissar Mallmann und ich sehr freundlich und zuvorkommend empfangen. Bald sprachen wir mit einem Polizeioberrat und weiteren leitenden Beamten. Wegen der Zeugenaussagen über die letzte Geisterfahrt brauchten wir uns nicht zu bemühen.
Wir erhielten die Informationen frei Schreibtisch geliefert. Zwei Nachfragen gingen über Funk hinaus. Polizisten suchten die betreffenden Leute auf, bald lagen uns die Antworten vor.
Danach hatten Augenzeugen beobachtet, wie Holger Redloff kurz hinter Oberursel abrupt beschleunigte und wenig später mit überhöhter Geschwindigkeit auf die Autobahnzufahrt raste.
Die zwei Zeugen hatten sich gewundert, daß der dunkelbraune Ford 20 M bei der hohen Geschwindigkeit und der nassen Fahrbahn nicht aus der Kurve flog. Diese Zeugen und noch einige andere sahen vor dem Ford einen dunklen Schemen.
Undeutlich nur und verzerrt. Was auch immer den Geisterfahrer Redloff wie die vorigen in seinen Bann geschlagen und hinter sich hergezogen hatte, es befand sich teilweise in anderen Dimensionen.
Mein Abenteuer mit dem Horror-Taxi von New York fiel mir ein. [2] Damals hatte der Spuk am Steuer gesessen. Wendete der Schwarze Tod diesmal einen ähnlichen Trick an, um seinen Opfern den Tod zu bringen?
Ich hielt es für sehr wahrscheinlich. Der Zweck der Geisterfahrten war mir noch nicht ganz klar. Der Schwarze Tod, ein mächtiger Dämonenfürst, gab sich nicht damit ab, ein paar unbedeutende Menschen ohne besonderen Effekt umzubringen.
Bei den Geisterfahrten, durch das Grauen und die Todesangst der Opfer, den Schrecken der anderen Verkehrsteilnehmer und schließlich die furchtbaren Unfälle, wurden metaphysische Energien frei.
Der Schwarze Tod nutzte sie für seine dämonischen Pläne.
Die Einrichtung einer Sonderabteilung für übersinnliche Fälle war beim BKA ernsthaft im Gespräch. Namhafte Gelehrte sollten als Berater engagiert und besonders geeignete, bewährte Beamte für ihre speziellen Aufgaben als Geisterjäger geschult werden.
Als Leiter der PSI-Abteilung, wie sie zunächst provisorisch hieß, war Kommissar Mallmann im Gespräch. Ich hörte noch, daß mein Freund Professor Zamorra in zwei Wochen nach Deutschland kommen wollte, um eine Vorlesung über Schwarze Magie und Dämonologie in unserer Zeit zu halten.
Leider würde ich dann wohl nicht mehr da sein, ich hätte ihn gern begrüßt. Beim Mittagessen sprach ich eine Bitte aus. Bisher stand uns nur Kommissar Mallmanns Wagen zur Verfügung. Das war etwas wenig, es konnte sich ergeben, daß wir einen weiteren fahrbaren Untersatz brauchten.
Ich wollte einen Leihwagen. Aber Will Mallmann hatte eine andere Idee.
»Suko ist doch passionierter Motorradfahrer?« fragte er. »Da wäre eine schnelle Maschine mit eingebautem Funkgerät und allem Drum und Dran viel geeigneter. Ein Motorrad ist beweglicher und viel schneller im Start. Es läßt sich vielseitiger einsetzen.«
»Das ist eine gute Idee, Will.«
Beim BKA war das kein Problem. Eine schwere BMW R 90/S sollte zur Verfügung gestellt werden.
Diesen heißen Ofen sollte ich nach Burg Felseneck kutschieren. Ein Motorrad-Dreß wurde mir zur Verfügung gestellt, den für Suko sollte Will Mallmann im Wagen mitnehmen. Kurz vor 17 Uhr verabschiedeten wir uns beim BKA.
Ich legte den Lederanzug, Handschuhe, Schutzbrille und den Sturzhelm an. Die BMW wartete draußen auf dem Hof. Ich schob die aufgebockte Maschine an. Ein Kripobeamter wollte mir die Handhabung erklären.
Aber ich winkte ab.
»Danke, ich kann Motorradfahren. Auf einer BMW dieses Typs habe ich zwar noch nicht gesessen, aber sie wird sich wohl nicht wesentlich von anderen Fabrikaten der gleichen Klasse unterscheiden.«
»Nein, Sir.«
Ich fand den Anlasser nicht gleich, bei Sukos Kawasaki lag er woanders. Doch dann röhrte der Motor los. Ich brauste ab, zunächst hinter Kommissar Mallmanns Opel Manta her. Nach ein paar Ecken fühlte ich mich schon wesentlich sicherer auf dem Motorrad, und ich rief Will über
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