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0061 - Der Hexenberg

0061 - Der Hexenberg

Titel: 0061 - Der Hexenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Anweisung, das Zimmer wieder zu verlassen. Diese kamen seinem Befehl sichtlich widerwillig nach.
    Trotzdem wusste Nicole, dass die eingekehrte Ruhe nicht ewig währen würde. Die Leute dort draußen würden sich etwas einfallen lassen. Der Zeitpunkt des Interviews mit dem Comte war denkbar ungünstig geworden. Und es erschien höchst zweifelhaft, ob es ihr gelingen würde, ungeschoren wieder davonzukommen.
    Plötzlich kam ihr ein Gedanke. Der Stab der tausend Reisen!
    »Monsieur«, sagte sie. »Sie haben noch etwas in Ihrem Besitz, das mir gehört. Meinen… äh … Symbolstab.«
    D’Aragnan sträubte sich ein wenig, erklärte sich dann aber bereit, den Gegenstand zurückzugeben.
    »Wo haben Sie ihn?«, fragte Nicole.
    »In meinem Safe.«
    »Wenn ich bitten dürfte…«
    Nicole trat drei Schritte zurück, um dem Comte das Aufstehen zu ermöglichen. Argwöhnisch die Pistole anstarrend, erhob sich d’Aragnan und ging auf ein wuchtiges Landschaftsbild zu, das fast eine ganze Wand des Zimmers bedeckte. Er rückte das Bild ein Stück beiseite. Die Stahlplatte eines Tresors wurde sichtbar.
    Nicole ließ ihn nicht aus den Augen und sah, wie er eine Zahlenkombination einstellte. Sie konnte die Reihenfolge der Ziffern nicht feststellen, da sich d’Aragnan größte Mühe gab, sich nicht in die ›Karten‹ gucken zu lassen. Nicole lächelte dazu nur. Sie hatte kein Interesse an dem Code. Schließlich wollte sie den Freund Zamorras nicht berauben.
    Die Safetür sprang auf. Nicole drängte den Comte mit sanfter Pistolengewalt zur Seite. Manche Leute bewahrten Waffen in ihren Safes auf. Und sie wollte kein Risiko eingehen.
    Es lag keine Waffe in dem Tresor. Papier, Banknoten, der Stab aus dem Zwischenreich und… das Amulett ihres Chefs!
    Sie erkannte es sofort, hatte es oft in aktivem oder auch inaktivem Zustand an Zamorra gesehen. Jetzt erstrahlte es nur ganz matt.
    Nicole stutzte. Sie verstand nicht, wieso Zamorra das Amulett zurückgelassen hatte. Unter normalen Umständen trennte er sich nie von seinem metallenen Schutzengel. Was mochte ihn diesmal dazu bewogen haben? Sie zweifelte nicht daran, dass er es freiwillig in die Obhut des Comte gegeben hatte. Die Frage war nur, warum.
    Ihr war klar, dass sie jetzt keine Antwort auf diese Frage finden würde. So vertagte sie das Problem auf einen späteren Zeitpunkt und griff nach dem Stab der tausend Reisen.
    Keine Sekunde zu spät!
    Der Comte hatte ihre momentane Unaufmerksamkeit ausgenutzt und war mit zwei, drei schnellen Schritten zur Tür gesprungen.
    Nicole hätte noch die Möglichkeit gehabt, auf ihn zu schießen.
    Aber dies lag ihr natürlich fern. Der Mann hielt sie für eine Verbrecherin, für eine Komplizin Fabienne Duquesnes, jener Frau, die seine Ländereien verhext hatte. Konnte sie ihm seine Handlungsweise verübeln?
    Flucht – das war der einzige Ausweg.
    ›Château Montagne!‹ sagte sie in Gedanken und konzentrierte sich auf den magischen Stab.
    Es geschah nichts.
    Der Stab in ihrer Hand blieb inaktiv wie ein erloschener Vulkan.
    Maurice d’Aragnan hatte jetzt die Tür aufgerissen und stürzte nach draußen.
    »Feuer frei!«, hörte sie ihn rufen.
    Sekunden später pfiff die erste Kugel haarscharf über Nicoles Kopf hinweg.
    ***
    Hamaroth, der Dämon mit dem menschlichen Aussehen und der teuflischen Seele, hatte sich wieder entfernt.
    Die beiden Freunde, nach wie vor mit schmerzhaft verrenkten Gliedern an die feuchte Wand gefesselt, unterhielten sich leise.
    »Es war nicht Nicole«, sagte Zamorra zum wiederholten Male.
    Bill widersprach. »Es hat keinen Zweck, sich etwas vorzumachen, Freund. Sie war es. Ich kenne sie zwar nicht so gut wie du, aber immerhin noch gut genug. Auch wenn ihr Verhalten… hm … absto- ßend war, für mich gibt es keinen Zweifel an ihrer Identität.«
    Trotz der misslichen Lage, in der sie sich befanden, musste der Professor lächeln. »Du hast recht, wenn du sagst, dass du sie nicht so gut kennst wie ich«, meinte er. »So sind dir sicherlich einige Teile ihrer Anatomie nicht so vertraut wie mir.«
    Er berichtete von seiner Entdeckung des verräterischen Muttermals.
    »Meinst du wirklich?«, staunte der Historiker. »Aber was sollte dann diese ganze Aktion gerade?«
    »Ich weiß es nicht, Bill. Wenn mich nicht alles täuscht, hält auch Hamaroth – das ist der Name des Dämons, der uns soeben die Ehre seines Besuchs gegeben hat – diese Frau für die richtige Nicole. Was wirklich vorgeht… Tut mir leid, ich kann es dir auch

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