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0061 - Der Hexenberg

0061 - Der Hexenberg

Titel: 0061 - Der Hexenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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der Dämon. Und wenn es auch nur unter großen Einschränkungen möglich war, die Empfindungsäußerungen eines Dämonen mit denen eines Menschen zu vergleichen, so glaubte Zamorra doch erkennen zu können, dass Hamaroth selbst von der Gefühlskälte des Mädchens überrascht war. Der Professor nahm sich jetzt jedoch nicht die Zeit, über diese Erkenntnis nachzudenken. Etwas anderes nahm seine Sinne weitaus mehr in Beschlag.
    Er starrte auf den wohlgeformten Rücken der jungen Frau. Unterhalb des rechten Schulterblatts war ein großes Muttermal sichtbar.
    Plötzlich hatte er eine Erklärung für das ungewöhnliche Verhalten des Mädchens. Ein solches Muttermal hatte er bei Nicole noch nie gesehen.
    Diese Frau war nicht Nicole.
    Es war eine Fremde.
    ***
    Maurice d’Aragnan empfing Nicole sehr frostig. Die telefonische Rehabilitierung durch den Gendarmen schien sein Misstrauen ihr gegenüber kaum eingedämmt zu haben.
    Er saß in seinem Arbeitszimmer hinter einem großen Eichenschreibtisch und ließ sie auf einem davor stehenden Stuhl Platz nehmen.
    »Was wollen Sie von mir, Mademoiselle Godeau?«, fragte er unfreundlich.
    »Ich heiße nicht Godeau«, gab Nicole zurück. »Mein Name ist Duval, Nicole Duval!«
    »Ja, ja – das hatten wir schon. Aber Sie gestatten wohl, dass ich meine eigene Meinung von den Dingen habe.«
    »Parbleu, sind Sie ein hartnäckiger Zweifler«, entrüstete sich Nicole. »Passen Sie auf! Ich will Ihnen einen hundertprozentigen Beweis liefern, dass ich wirklich Nicole Duval bin. Kurz nach unserer Ankunft hier im Schloss, im Gelben Salon! Sie haben versucht, mit mir anzubändeln, wissen Sie noch? ›Sie erinnern mich stark an meine verstorbene Frau, Mademoiselle‹ , das haben Sie gesagt. Na?«
    Der Comte verzog das Gesicht. »Das bestätigt nur meine Meinung«, sagte er.
    »Wieso?«
    »Sie sind mit übernatürlichen Mächten im Bunde. Sie wissen Dinge, die sie eigentlich gar nicht wissen können. Die Art und Weise, in der Sie hier zuerst erschienen sind… Und dann dieser Symbolstab! Ich kenne noch jemanden, der einen solchen Stab besitzt.«
    Nicole nickte. »Fabienne Duquesne!«
    Der wachsame Ausdruck in den Augen d’Aragnans verstärkte sich. »Eine Kollegin von Ihnen?«, fragte er lauernd.
    Nicole gab es auf. Es würde ihr nicht gelingen, den Mann von der Wahrheit zu überzeugen. Und vielleicht war das auch zuviel verlangt. Es gab manches, was gegen sie sprach.
    Dennoch – sie brauchte Informationen von dem Comte. Es ging um Zamorra und Bill. Und da sie sich vollkommen im klaren darüber war, dass er freiwillig nichts sagen würde, musste sie andere Saiten aufziehen, um ihn zum Sprechen zu bewegen.
    »Also gut«, sagte sie. »Wenn Sie mir partout nicht glauben wollen… Kommen wir zur Sache. Erzählen Sie mir etwas über die Abreise von Professor Zamorra und Mister Fleming. Wohin wollten sie?«
    Der Comte lachte. »Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich Ihnen das sage?«
    Nicole seufzte. Der Mann zwang sie zu Dingen, die ihr innerlich widerstrebten. Aber sie hatte keine andere Wahl.
    Ihre Hand fuhr in den Ausschnitt des schillernden Gewands, das sie noch immer trug. Als sie wieder zum Vorschein kam, hielt sie die Dienstwaffe des Gendarmen umklammert.
    »Tut mir leid, Comte«, sagte sie und zielte auf seine Stirn. »Sie lassen mir keine andere Wahl.«
    D’Aragnan schien nicht einmal überrascht zu sein.
    »Dachte ich mir doch, dass etwas Derartiges kommen würde«, meinte er mit ziemlich ruhiger Stimme. Mit der Rechten, die auf der Schreibtischplatte lag, machte er eine schnelle Bewegung. Er drückte auf einen roten Knopf am Telefon. Ein Summton wurde hörbar.
    Im gleichen Augenblick wurde in Nicoles Rücken die Zimmertür aufgerissen, mehrere Männer stürmten herein. Bedienstete des Comte. Einer von ihnen, der Verwalter, hielt ebenfalls eine Pistole in der Hand.
    »Keine Bewegung, Mademoiselle!«, stieß er hervor, »der…«
    Die Drohung hätte er sich sparen können, denn sie kam viel zu spät. Nicole hatte bereits gehandelt.
    Sie stieß sich von der Stuhlkante ab, gelangte unter die Schreibtischplatte und wuchs dann förmlich neben Maurice d’Aragnan aus dem Boden. Hart stieß sie ihm den Pistolenlauf in die Rippen.
    »Lassen Sie Ihre Gorillas abschwirren, Monsieur«, forderte sie ihn auf. Und dann nicht so ganz der Wahrheit entsprechend – fügte sie noch hinzu: »Sonst sind Sie ein toter Mann!«
    Der Comte zögerte nur kurz. Dann gab er seinen Leuten zähneknirschend die

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