Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0061 - Der Hexenberg

0061 - Der Hexenberg

Titel: 0061 - Der Hexenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
Vom Netzwerk:
sagte Nicole. »Du weißt, ich habe schon zehn Männer umgebracht. Soll mir auf einen elften gar nicht ankommen.«
    Er zitterte vor Angst, nahm ihre Worte offenbar für bare Münze.
    Als einfacher Dorfpolizist hatte er es wahrscheinlich bisher nur mit Wirtshausschlägern, Landstreichern und… Hühnerdieben zu tun gehabt. ›Mörder‹ waren eine Dimension zu groß für ihn.
    »Machen… machen Sie sich nicht unglücklich, Mademoiselle Godeau«, stammelte er.
    »Liegt nur an dir, Alterchen. Wenn du tust, was ich dir sage, passiert dir nichts. Sonst…« Nicole hob die Pistole etwas an.
    »Was… was soll ich tun?«
    »So ist’s brav«, lobte Nicole seine Bereitwilligkeit. »Du nimmst jetzt das Telefon und rufst den Comte d’Aragnan an. Sag ihm, meine Verhaftung sei ein großer Irrtum gewesen, da sich inzwischen ergeben hat, dass ich gar nicht Françoise Godeau bin. Dann kündigst du weiterhin meinen Besuch auf dem Schloss an und bittest den Comte, mich nett zu empfangen. Hast du alles verstanden?«
    Immer noch schlotternd bestätigte er die Anordnung und griff eilig nach dem Telefonhörer. Er war ganz gewiss nicht aus dem Holz gemacht, aus dem man Krieger schnitzt.
    »Und lass dir ja nicht anmerken, dass irgend etwas nicht stimmt«, wies Nicole ihn noch an. Dann setzte sie sich und verfolgte aufmerksam das Telefonat.
    Der Gendarm machte seine Sache recht ordentlich. Das leichte Schwanken in seiner Stimme fiel kaum auf.
    Als er fertig war, fragte ihn Nicole, ob er stolzer Besitzer eines PKW sei. Leider nannte er nur ein Leichtmotorrad sein eigen.
    Nun ja , dachte Nicole, immer noch besser als ein Fahrrad.
    Sie ließ sich den Zündschlüssel aushändigen und erkundigte sich dann nach dem Verbandskasten. Er beeilte sich, ihr dienlich zu sein, machte auch keine Schwierigkeiten, als sie ihn anschließend mit Hilfe von Heftpflastern und Binden in ein schweigsames Paket verwandelte, das sie in der Zelle ablegte.
    Wenig später verließ Nicole die Polizeistation und schwang sich auf das Motorrad.
    ***
    »Eins muss man den Burschen lassen«, sagte Bill Fleming mit einem Anflug von Galgenhumor. »Sie haben einen ausgeprägten Sinn für geschichtliche Realitätsbezogenheit.«
    Er als Historiker musste es wissen. Und Zamorra blieb nichts anderes übrig, als ihm voll und ganz zuzustimmen.
    Man hatte sie in ein Verlies geschleppt, das in jeder Beziehung der Kellergruft einer mittelalterlichen Ritterburg entsprach. Schwaches Licht, das von irgendwoher einfiel, ermöglichte es ihnen, sich ein gutes Bild von der Lokalität zu machen. Die Wände waren aus schweren Quadern zusammengefügt worden. Austretendes Wasser sorgte für einen sinistren, dumpfen Glanz. Auch die schweren Steinplatten des Bodens waren von Feuchtigkeit durchsetzt wie ein Schwamm. In einer Ecke fielen mit nervtötender Regelmäßigkeit Wassertropfen auf den Stein herab. Die Luft war modrig und klamm. Ständiger Zug verursachte Gänsehaut und Frösteln.
    Zamorra und Bill hingen wie Fragezeichen an einer Wand, mit schweren Eisenketten gefesselt. Jedes Mal wenn sie sich bewegten, klirrten die Glieder der Ketten. Drückend lastete das Gewicht des Metalls auf ihnen, schnitt grausam in Hand- und Fußgelenke ein.
    Die Lage war absolut hoffnungslos.
    Eine nicht messbare Zeiteinheit verging. Stunden? Tage? Wochen?
    Sie wussten es nicht, und es war im Grunde genommen auch gleichgültig. Beide fanden sich langsam aber sicher damit ab, hier elend umkommen zu müssen ohne Nahrung, ohne Wasser, ohne Aussicht auf Rettung.
    Es war wohl doch etwas vermessen gewesen, nur mit ein paar Silberkugeln bestückt die Dämonen in ihrem eigenen Reich herauszufordern. Trotzdem bedauerten die beiden ihre Aktion nicht. Sie waren es Nicole schuldig gewesen, alles Menschenmögliche zu versuchen. Und auch das Menschenunmögliche zu versuchen. Dass sie gescheitert waren, war bitter. Für Nicole vielleicht noch bitterer als für sie selbst.
    Dann – ganz überraschend – bekamen sie Besuch.
    Ein Wandsegment klappte zur Seite, schuf eine Öffnung.
    Eine Gestalt betrat das Verlies.
    Ein Dämon. Er sah einem normalen Menschen ziemlich ähnlich.
    Nur die riesigen, wie Feuer glühenden Augen verrieten seine wahre Identität, die Augen und der goldene Federkamm der ihm bis in die Stirn wuchs.
    Professor Zamorra kannte diesen Dämon aus uralten, überlieferten Schriften.
    Hamaroth, der Dämon der Hinterlist und Heimtücke.
    Er galt als einer der einflussreichsten Ratgeber des Höllenfürsten.
    Die

Weitere Kostenlose Bücher