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0061 - Der Hexenberg

0061 - Der Hexenberg

Titel: 0061 - Der Hexenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Gefühl kommenden Unheils lastete schwer auf seinen Schultern.
    »Was willst du von uns?«, fragte er. »Und wieso zeigst du dich hier in der Maske meiner Freundin Nicole? Ich habe sofort erkannt, dass es nur eine Maskerade ist.«
    Der Mädchenkopf hüpfte nickend auf dem sich windenden Schlangenkörper. »Ich weiß! Und beinahe wäre es dir gelungen, Hamaroth mit Misstrauen zu erfüllen. So etwas darf sich nicht wiederholen und deshalb…« Der angefangene Satz blieb drohend in der Luft hängen.
    »Und deshalb?«, fragte der Professor.
    »Und deshalb muss ich dafür sorgen, dass ihr mich nicht verraten könnt!«
    Zamorras Herzschlag ging etwas schneller. »Und wie willst du das anstellen?«
    »Ich werde euch töten!«
    Bill Fleming ächzte. »Das wirst du nicht wagen, nichtsnutziges Weib«, warf er ein. »Der Verdacht könnte auf dich fallen.«
    Nicoles ebenmäßiges Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse, die die rechtmäßige Trägerin dieses Gesichts niemals zustande bringen würde.
    »Ich glaube nicht, dass ein Verdacht auf mich fallen wird«, sagte die Hexengestalt. »Es wird nämlich nicht die geringste Spur von euch übrigbleiben.«
    »Wie?«
    »Ich werde euch einfach auffressen«, sagte die Hexe.
    Die Konturen des Gesichts wurden schemenhaft. Der dreieckige Schlangenkopf nahm wieder Gestalt an.
    ***
    Nicole hatte sich schnell von ihrer Überraschung erholt. Der Stab funktionierte nicht! Das war eine Tatsache, mit der sie sich abfinden musste.
    Nicht abfinden hingegen konnte sie sich mit der Rolle als menschliche Zielscheibe für Revolverkugeln, in die man sie hier gedrängt hatte.
    Mit einem schnellen Schritt hatte sie notdürftigen Schutz hinter der aufstehenden Tür des Wandtresors gefunden.
    Zwei weitere Kugeln prallten gegen das Metall, wurden abgelenkt und surrten als Querschläger durch das Zimmer.
    Nicole schoss zurück. Sie zielte hoch unter den Türrahmen, denn es lag nicht in ihrer Absicht, jemanden zu treffen. Ihre Schüsse sollten lediglich der Abschreckung dienen.
    Und mit dieser Maßnahme hatte sie zuerst einmal Erfolg. Draußen auf dem Flur trat eine Feuerpause ein. Offenbar handelten auch die Leute des Comte nach der Devise ›Sicherheit zuerst‹.
    Sie konnte ein wenig Atem schöpfen.
    Aber wie lange? Auf Dauer konnte sie dieser Belagerung hier nicht widerstehen. Und es war sicherlich auch nur eine Frage der Zeit, bis auch die Gendarmen wieder eingriffen. Wahrscheinlich war der Polizist, den sie in die Zelle gesperrt hatte, inzwischen längst von seinem Kollegen gefunden worden.
    Wie konnte sie sich aus dieser Lage befreien, die ihr immer mehr vorkam wie die Szene eines absurden Theaterstücks?
    Ihr Blick fiel wieder auf das Amulett des Chefs. Ob es sie schützen konnte? Wahrscheinlich nicht. Soweit sie informiert war, beschränkte sich seine Wirkungsweise allein auf magische Phänomene. Und an Bleikugeln aus einem herkömmlichen Revolver war nun wirklich nichts Magisches.
    Dennoch – der leichte Silberglanz des Amuletts übte eine ungeheure Anziehungskraft auf sie aus. Sollte sie es an sich nehmen? Sie konnte jetzt noch nicht wissen, was noch auf sie zukommen würde.
    Und Zamorra würde sicherlich nicht böse auf sie sein.
    Zwischen ja und nein schwankend streckte sie eine Hand in den Safe. Zögernd näherten sich ihre Fingerspitzen dem Zaubermetall.
    Eine merkwürdige Scheu erfüllte sie jetzt. Merlin selbst hatte das Amulett geschmiedet, Merlin, der Herr aller Zauberer und Magier.
    Würde auch er damit einverstanden sein, dass sie sein Werkzeug in Besitz nahm?
    Draußen krachte wieder ein Schuss. Die Kugel schlug neben ihr in das schiefhängende Landschaftsbild und radierte fetzend eine Bergspitze aus.
    Der Schuss wirkte auf Nicole wie ein verschlüsseltes Kommando.
    Ihre Hand schloss sich um das Amulett des Professors.
    Da packte sie das Entsetzen.
    Ein greller Blitz zuckte, und ein stechender Schmerz fuhr durch ihren Körper. Ihr war, als wäre sie von einer feurigen Lanze durchbohrt worden. Das Amulett in ihrer Hand glühte wie Holzkohle in einem Grill.
    Ihr Gesicht brannte, als habe sie es in Salzsäure getaucht. Die Haut schien zu kochen, und die Knochen kamen ihr vor, als würden sie aus formbarem Knetgummi bestehen.
    Dann – keine zwei Sekunden später – spürte sie nichts mehr. Auch das Amulett fühlte sich nicht anders an als ein x-beliebiger Haushaltsgegenstand.
    Eine plötzliche Ahnung packte sie. Sie fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht, tastete Lippen, Nase und Stirn

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