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0061 - Kino des Schreckens

0061 - Kino des Schreckens

Titel: 0061 - Kino des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Shao.«
    »Bleibt mir wohl nichts anderes übrig«, murmelte die Chinesin und näherte sich dem zweiten gelandeten Vogel.
    »Keine Angst!« schallte die Stimme des kleinen Mädchens herüber. »Sie tun dir nichts. Ich habe mit Ihnen gesprochen. Sie sind auch deine Freunde.«
    Als hätte der Geier die Worte verstanden, drehte er den Kopf und blickte Shao an.
    Die Chinesin zuckte zurück, riß sich dann zusammen und kletterte ebenfalls auf den Vogelrücken.
    »Bravo, gut gemacht!« rief Caroline. »Jetzt kann nichts mehr schiefgehen. In die Lüfte, meine Freunde. Erhebt euch und fliegt der Stadt entgegen!«
    Und die beiden Riesenvögel starteten. Hastig beugte Shao ihren Oberkörper nach vorn, um sich festzuhalten, dann verlor sie bereits den Kontakt mit dem Boden und befand sich wenige Sekunden später hoch oben in der Luft.
    Immer höher flogen die Tiere. Sie stießen der grauen Wolkendecke entgegen. Beide flogen dicht nebeneinander, und Shao hörte das Lachen des Mädchens.
    Caroline hatte ihren Spaß.
    »Ist es nicht herrlich, Shao?« rief sie. Der Wind riß ihr die Worte von den Lippen, so daß die Chinesin nur einzelne Silben verstand.
    Nun gewöhnte sich Shao langsam an den Flug. Es machte ihr nichts mehr aus, und der Wind strich wie mit langen Geisterfingern über ihre erhitzte Haut und kühlte das fein geschnittene Gesicht.
    Die anderen drei Vögel begleiteten sie. Sie überquerten den Fluß, dann lag wieder das öde, verbrannt wirkende Land unter ihnen.
    Die Stadt rückte näher.
    Shao starrte geradeaus und versuchte, etwas zu erkennen. Es war schwer, doch von Sekunde zu Sekunde sah sie mehr. Sie unterschied mehrere Türme von verschiedener Höhe, die sie an Schornsteine erinnerten. Auch diese Türme waren braun und wirkten ebenso verbrannt wie das Land.
    Zwischen den Türmen waren die Wege schmal, und Staub hing schleierartig darüber.
    Aber wo waren die Menschen?
    Die Vögel gingen tiefer. Shao und das Mädchen glitten dicht über die ›Schornsteine‹ hinweg.
    Gähnende Finsternis drängte ihnen aus den Schloten entgegen.
    Die Chinesin schauderte.
    Ohne Übergang erfolgte die Landung. Die Tiere sackten ab wie ein Flugzeug, das in ein Luftloch gerät.
    Unwillkürlich schrie Shao auf. Doch bald beruhigte sie sich, denn die Riesenvögel hatten trotz der ungewohnten Anflugtechnik eine sanfte Landung hingekriegt.
    Shao und Caroline stiegen ab. Die Augen des kleinen Mädchens blitzten. »Na, wie hat es dir gefallen?«
    »Es geht.«
    Das Mädchen lachte. »Keine Angst, ich bin bei dir.«
    Wie sich das anhörte, aber es stimmte. Die Kleine war Shaos Beschützerin.
    »Ich danke euch«, sagte Caroline. Die Vögel schienen die Worte verstanden zu haben. Sie erhoben sich und flogen davon.
    »So«, sagte das Kind, »jetzt bist du in der Stadt.«
    »Ja, jetzt bin ich in der Stadt«, wiederholte Shao die Worte. »Aber wo sind die Menschen?«
    »Du willst sie sehen?«
    »Natürlich.«
    »Dann komm bitte mit.«
    Caroline führte die Chinesin auf einen der Türme zu. Von unten wirkten sie noch gewaltiger als aus der Luft. Und Shao sah, daß jeder Turm einen schmalen Eingang besaß.
    Carolines Gesicht war ungewöhnlich ernst, als sie Shao an einen der Eingänge bat. »Sie leben in diesen Türmen«, erklärte sie.
    Die Chinesin verspürte plötzlich eine ungeheure Nervosität. Sie rechnete damit, etwas Schreckliches vor die Augen zu bekommen, trat einen halben Schritt über die Schwelle und schaute sich um.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis sich ihre Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten.
    Dann aber konnte sie sehen – und erkennen.
    Sechs Menschen befanden sich in diesem Turm. Aber es waren keine lebenden Menschen mehr.
    Man hatte sie in Mumien verwandelt.
    Da wußte Shao, welches Schicksal auch ihr bevorstand…
    ***
    Ich mag Krankenhäuser nicht. Mich stören die hohen, langen Gänge, der eigentümliche Geruch, die ernsten Gesichter der Ärzte, die Hektik der Krankenschwestern und manchmal die verweinten Augen der Besucher.
    All diese Dinge trugen nicht gerade dazu bei, meinen Optimismus zu steigern.
    Schon an der Anmeldung wollte man Suko und mich zurückhalten. Doch mit meinem Spezialausweis verschafften wir uns Einlaß.
    »Ja, ich weiß von wem Sie reden, Sir«, sagte er und strich über seine wenigen Haare. »Das ist sicher Dr. Flaherty, der ihn unter seine Fittiche genommen hat. Und da ist er sehr gut aufgehoben, Sir.«
    »Wo finden wir ihn?«
    »Ich kann ihn rufen lassen.«
    »Nein, wir wollen zu Ihrem

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