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0061 - Kino des Schreckens

0061 - Kino des Schreckens

Titel: 0061 - Kino des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich.
    »Wobei?«
    »Es geht um die verschwundene Chinesin. Ich bin sicher, Mrs. Potter, daß Sie uns mit Informationen helfen können. Liege ich damit falsch?«
    »Nein.«
    »Und warum reden Sie nicht?«
    »Ich – ich kann nicht.«
    Ein viereckiger Tisch trennte uns. Ich hob den Kopf und schaute der Frau ins Gesicht. »Es geht um das Leben eines Menschen«, sagte ich ernst. »Sie haben es in der Hand, einen Teil des Rätsels zu lösen, Mrs. Potter.«
    »Wenn ich Ihnen die Wahrheit sage, sind meine Tochter und mein Mann verloren.«
    Ich sah plötzlich Tränen in ihren Augen schimmern, aber ich konnte jetzt nicht nachgeben. Nicht nur Shao war verschwunden, auch andere. Ted Summer hatte mir von seiner Freundin Linda Long erzählt. Mit Shao waren dies allein schon zwei Personen, die ich kannte. Wie viele kamen noch hinzu?
    »Bitte, Mrs. Potter, Sie müssen uns erzählen, was Sie wissen. Sie retten dann nicht nur sich, sondern auch andere.«
    »Und meine Tochter?«
    »Was ist mit ihr?«
    Sie schrie mich plötzlich an, und ihre Stimme hallte an den Wänden wider. »Auch sie ist drüben. Sie ist gefangen von diesen anderen, diesen…« Speichel sprühte mir ins Gesicht. Mrs. Potter sprach nicht mehr weiter. Sie schlug die Hände vors Gesicht und begann zu weinen. Ihre Schultern bebten.
    Suko und ich schauten uns an.
    Mein Freund nickte. »Das kleine Mädchen, das in dem verdammten Film mitspielt, ist ihre Tochter.«
    »Mein Gott«, flüsterte ich. Jetzt verstand ich die Frau. Irgend jemand übte einen gewaltigen Druck auf sie und ihren Mann aus. Mrs. Potter hatte Angst, etwas zu sagen.
    Aber ihr Schweigen brachte uns nicht weiter. Und ihrer Tochter half sie damit auch nicht. Das mußte ich ihr unbedingt klarmachen.
    Ich ließ einige Minuten verstreichen, bis sich die Frau wieder beruhigt hatte. Zwischendurch tauchte Doktor Flaherty auf. Er hatte das Schreien gehört, doch ich konnte ihn beruhigen. Er zog wieder ab, aber sein Gesichtsausdruck blieb skeptisch.
    Mit meinem Sessel fuhr ich ganz nahe an sie heran. Ich faßte nach ihrer Hand.
    Sie blickte mich an. Ihre Augen schwammen noch im Tränenwasser.
    Ich versuchte ein Lächeln. »Mrs. Potter«, sagte ich leise. »Springen Sie einmal über Ihren eigenen Schatten. Darum möchte ich Sie um alles in der Welt bitten. Tun Sie sich, Ihrer Tochter, mir und all den anderen Gefangenen, die ebenso unglücklich sind, den Gefallen und reden Sie. Es ist wichtig.«
    Meine eindringlichen Worte verfehlten die Wirkung nicht. »Meinen Sie, Sir?«
    »Ja, das meine ich. Und daran glaube ich auch fest, Mrs. Potter. Ich gebe Ihnen mein Wort.«
    »Aber die anderen sind stark und gefährlich.«
    »Auch wir sind nicht zu unterschätzen, Mrs. Potter. Mein Freund und ich haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Mächte, die Ihre Tochter geraubt haben, zu bekämpfen. Und wir haben bisher zahlreiche Erfolge errungen.«
    »Ich will versuchen, Ihnen zu helfen«, flüsterte sie.
    »Fein.« Ich lächelte.
    »Haben Sie eine Zigarette?« fragte sie mich.
    »Natürlich.« Ich klopfte ein Stäbchen aus der Packung und reichte es rüber.
    Sie nickte dankbar. Mein Feuerzeug schnickte auf. Ich selbst rauchte nicht. Ich war dabei, meinen Zigarettenkonsum zu reduzieren. Ein verbeulter Aschenbecher aus Blech stand auf dem Tisch.
    Mrs. Potter war aufgeregt. Die Hand, in der sie die Zigarette hielt, zitterte. Ihre Zungenspitze fuhr über die spröden Lippen. Tief sog sie den Rauch ein und ließ ihn dann aus den Nasenlöchern wieder ausströmen. Ich sah förmlich, daß es hinter ihrer Stirn arbeitete. Sie suchte den roten Faden, damit sie beginnen konnte.
    »Es war so«, fing sie an. »Mein Mann und ich leiteten das Odeon-Kino. Und Sie wissen selbst, Mr. Sinclair, daß das Fernsehen die Filmtheater in die Pleite getrieben hat. Wir blieben auch nicht verschont. Die Zuschauerzahlen wurden rückläufig. Immer weniger kamen, die Verleiher forderten mehr Geld, und schon bald mußten wir uns auf zweit- und drittklassige Filme beschränken. Von den Verleihern waren wir ganz unten eingeordnet worden. Den Kinos geht es jetzt besser, aber davon profitieren nur die großen Filmpaläste.«
    Sie nahm wieder einen Zug aus ihrer Zigarette und stäubte die Asche ab. Dann sprach sie weiter.
    »Eines Tages – es mag jetzt ungefähr ein halbes Jahr her sein? meldete sich ein Mann bei uns an. Er kam nach der Abendvorstellung und nannte sich Gray. Der Kerl kam mir komisch vor, aber da er James ein Geschäft vorgeschlagen hatte, ließen wir

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