0061 - Kino des Schreckens
Wunderdoc.«
»Fahren Sie mit dem Lift in den dritten Stock. Wenden Sie sich dann nach links, und gehen Sie auf die Glastür zu, wo Abteilung C beginnt. Dahinter liegen auch die Zimmer von Doc Flaherty und seinen Mitarbeitern.«
»Wir danken Ihnen.«
Ich holte den Aufzug nach unten.
Suko zog die Tür auf. Wir betraten den Lift und stiegen wenig später in der dritten Etage aus.
Hier roch es auch nicht besser. Vielleicht kam noch der Geruch von Bohnerwachs hinzu. Die Gänge waren kahl. Unter der Decke schaukelten Kugellampen. Es herrschte Nachtruhe. Wir hatten die Glastür längst aufgestoßen und suchten jetzt das Zimmer von Doktor Flaherty.
Wir fanden es drei Türen weiter.
Ich klopfte.
»Come in.«
Der Arzt stand neben einem Waschbecken und rieb sich die Hände trocken. Er war ziemlich groß, hatte ein hageres Gesicht und dunkle Bartschatten. Der Mund wirkte verkniffen, die Augen blickten etwas kalt.
»Sie sind Oberinspektor Sinclair?« fragte er mich.
»Ja.« Ich stellte Suko vor.
Der Arzt verzog das Gesicht, sagte aber nichts, und ich merkte, wie Suko anfing zu kochen. Vielleicht wunderte sich Doktor Flaherty, daß ich Suko als meinen Mitarbeiter vorgestellt hatte.
»Sie wissen, weshalb wir hier sind?« fragte ich.
»Ja, es geht um Potter.«
»Genau.«
Flaherty erfrischte sich mit einem herben Männerparfüm und sagte dabei: »Ich habe ihm die Kugel herausgeholt. Sie ist aus Silber, und ich möchte sie gern als Andenken behalten. Also wie gesagt, ich habe ihn operiert, und meiner Meinung nach hat er eine Überlebenschance. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Können wir mit Potter reden?« fragte ich.
Der Arzt drehte die Flasche zu. »Ausgeschlossen, Mr. Sinclair. Er liegt im Tiefschlaf. Wir müßten ihn künstlich erwecken, und so etwas könnte katastrophale Folgen haben.«
»Aber ich muß mit ihm reden.«
»Nein.«
Ich warf Suko einen Blick zu. Er schaute betreten zu Boden. Schließlich ging es um seine Shao. Ich konnte verstehen, wie es in Suko aussah.
»Hat er in Narkose geredet?« wollte ich von dem Arzt wissen. »Hat er irgend etwas gesagt, das vielleicht wichtig sein könnte?«
»Nein.«
»Denken Sie nach.« Meine Stimme klang schärfer. Ich ärgerte mich darüber, wie wenig kooperationsbereit sich dieser Mann zeigte.
»Ich habe Ihnen doch schon gesagt, daß er nichts erzählt hat. Warum reicht Ihnen das nicht?«
»Nun gut, Herr Doktor. Sie bleiben dabei, daß ich ihn nicht sprechen kann?«
»Ja, dabei bleibe ich.«
»Kann ich ihn sehen?«
»N – Nein!«
Diese Antwort kam mir nun ein wenig zu zögernd. »Also ja«, sagte ich und ging schon zur Tür. »In welchem Zimmer liegt er?«
»Ich habe doch nein gesagt!« schrie der Doc mich an.
»Wirklich?« Wir schauten uns ins Gesicht. Dann senkte Doktor Flaherty die Augenlider. »Okay, Sie können ihn sehen.«
Wir verließen den Raum.
Potters Zimmer lag auf dem gleichen Gang. Allerdings auf der anderen Seite.
Der Arzt klopfte an. Schritte näherten sich, und eine Schwester öffnete. Sie hielt Wache.
»Alles in Ordnung, Herr Doktor«, meldete sie und bedachte uns mit einem fragenden Blick.
Für eine Sekunde konnte ich in das Zimmer sehen.
Außer dem Kranken und der Nachtschwester war noch jemand anwesend: Mrs. Potter.
Sie saß neben dem Bett, schaute aber jetzt zur Tür, sah mich und erschrak.
Ich aber hatte eine Idee. Wenn der Mann mir schon keine Auskünfte geben konnte, dann vielleicht die Frau.
»Mrs. Potter«, rief ich leise. »Darf ich Sie kurz sprechen.«
»Was wollen Sie von ihr?« fragte Flaherty.
»Ein paar Fragen stellen.«
Mrs. Potter kam. Sie hatte verweinte Augen und war in den letzten Stunden um Jahre gealtert. Sie tat mir plötzlich leid. »Kommen Sie«, sagte ich und legte eine Hand auf ihre Schulter. »Ich will nur einige Minuten mit Ihnen sprechen. Wo möchten Sie hin, Mrs. Potter? In ein Café? Oder sollen wir im Krankenhaus bleiben?«
»Ich muß im Hause bleiben.«
»Okay.«
Auf jeder Etage gab es Sitzecken oder Sitzgruppen. Wir ließen uns in einer nieder. Die Polster waren schon ausgesessen, und ich sank tief ein.
Mrs. Potter saß mir gegenüber. Schmal, verhärmt, die Hände gegeneinander gelegt.
»Ihr Mann wird durchkommen«, sagte ich.
»Das hat der Arzt auch gesagt«, erwiderte sie. »Aber ich kann noch nicht so recht daran glauben.«
»Warum nicht?«
»Wir haben bisher immer nur Pech gehabt«, gab sie zu. »Ein bescheidenes Leben.«
»Wollen Sie uns helfen, Mrs. Potter?« fragte
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