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0061 - Kino des Schreckens

0061 - Kino des Schreckens

Titel: 0061 - Kino des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ersten Augenblick verstand Shao das alles nicht. Sie sah die Mumien zwar an, aber sie setzte den Anblick nicht um.
    Als es dann soweit war, wurden ihr die Knie weich.
    Shao zitterte wie eine alte Frau. Ihr Kinn sank der Brust entgegen, ein tiefer Atemzug entrang sich ihrer Brust, dem ein schweres Seufzen folgte.
    Ihr schwindelte.
    Caroline schien zu merken, was mit Shao geschah. Plötzlich fühlte die Chinesin kleine Hände in ihrem Rücken, die sie abstützten und ihr Halt und Sicherheit gaben.
    »Komm, Shao«, sagte die Kleine, »das ist wirklich nichts für dich.«
    Aber Shao konnte sich von dem Anblick der Mumien nicht lösen. Sie stand wie unter einem Bann.
    Die Mumien waren häßliche Geschöpfe. Sie rollten mit den Augen, öffneten die trockenen, lappigen Lippen und zischten Shao an. Dann streckten sie ihre kleinen Arme aus.
    »Komm nur näher! Ah, eine Neue. Bald wirst du zu uns gehören. Bald… Belphegor wird sich ihrer annehmen. Nein, erst der Graue… wer weiß… Sie ist schön. Vielleicht will Belphegor sie allein haben. Unsinn, auch wir waren schön…«
    Die Worte wurden Shao von mehreren Mumien entgegengezischt. Sie hörte sie deutlich, und die Angst kroch wie schleichendes Gift in ihrem Innern hoch.
    Sie – als nächstes Opfer? Das durfte nicht sein. Nein, das war unmöglich. Sollte sie dann ebenso aussehen wie die schrecklichen Zwerge?
    Die kleinen Hände an ihren Hüften drückten stärker zu. »Komm, Shao, du darfst nicht auf sie hören…«
    Caroline mußte ziemlich viel Kraft aufwenden, um Shao wegzuziehen. Sie schaffte es kaum. Der Anblick dieser Mumien hatte Shao gebannt und abgestoßen zur gleichen Zeit.
    Sie torkelte vor den Eingang. Ihre Blicke flogen an dem Kind vorbei und waren in eine unauslotbare Ferne gerichtet. Shao konnte es nicht verarbeiten.
    »Diese Mumien«, sagte sie.
    Caroline berichtigte sie. »Es sind keine Mumien, Shao…«
    »Sondern?«
    »Es sind Zwerge, Shao. Bösartige, gemeine Kreaturen, die einmal Menschen waren.«
    »Warum wurden sie zu Zwergen?« fragte Shao flüsternd.
    »Ich weiß es nicht…«
    Shao atmete tief ein. »Aber es muß doch einen Grund geben«, murmelte sie.
    »Ja, den gibt es«, erwiderte Caroline ernst.
    »Und welchen?«
    »Ich weiß es nicht.« Caroline schaute Shao aus ihren großen Augen so unschuldig an, daß die Chinesin unwillkürlich lächeln mußte. Ob sie wollte oder nicht.
    Das Mädchen begriff noch gar nicht, was hier geschah. Es interpretierte all die Geschehnisse noch aus seiner kindlichen Welt, was völlig normal war.
    Aber was lief hier wirklich ab? In dieser schrecklichen Parallelwelt. Details wußte Shao nicht. Aber die Hauptsache war ihr klar. In diese Welt wurden Menschen verschleppt, um hier zu Zwergen gemacht zu werden. Wie auch immer.
    Und ihr stand das gleiche bevor!
    Über ihr weiteres Schicksal machte sich die junge Chinesin keinerlei Illusionen. Sie hatte gesehen, was mit den anderen geschehen war, und warum sollte man sie schonen.
    Aber da war noch die Kleine. Sie hatte offenbar Narrenfreiheit. Ihr tat niemand etwas. Warum? Wieso bewegte sich dieses Kind völlig normal in dieser Welt?
    Shao fragte Caroline danach.
    Sie hob nur die schmalen Schultern. »Ich weiß es auch nicht«, erwiderte sie. »Der Graue ist mein Freund.«
    »Das… das Monster?«
    »Ja.«
    »Und du hast keine Angst?«
    Jetzt lächelte das Kind. »Nein. Ich komme gut mit ihm aus.«
    Ja, Caroline kam gut mit diesem grauen Riesen aus. Bisher hatte Shao ihn nur auf der Leinwand gesehen, aber sie war sicher, daß er ihr irgendwann einmal begegnen würde. Und davor hatte sie jetzt schon schreckliche Angst. Allein der Gedanke daran erzeugte bei ihr eine Gänsehaut und ließ ihre Knie weich werden.
    Wann fand die Begegnung statt?
    »Wird der graue Riese kommen?« erkundigte sie sich.
    Caroline nickte ernst. »Bestimmt sogar.«
    »Heißt er Belphegor?« fragte Shao weiter.
    »Nein, das ist ein anderer. Sie sprechen nur alle von ihm. Gesehen habe ich ihn auch noch nicht. Man sagt aber, daß er ein mächtiger Dämon ist. Und ihm gehört dieses Reich. Er wacht darüber, daß aus den Menschen Zwerge werden.«
    »Welche Aufgabe haben sie?«
    »Das weiß ich auch nicht, Shao. Vielleicht warten sie hier nur, damit sie abgeholt werden.«
    »Abgeholt?«
    »Kann doch sein. Aber ob das stimmt, weiß ich nicht. Das habe ich mir eigentlich nur so ausgedacht.«
    Vielleicht kommst du der Wahrheit dabei ziemlich nahe, dachte die Chinesin. Doch sie schwieg und schaute sich

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