0062 - Der tödliche Zauber
Hexenjäger gekämpft und mit seinen Vorfahren gesprochen und an ihrer Seite gefochten.
Trotzdem war es für ihn immer wieder ein faszinierendes Erlebnis.
Rosario hielt sorgfältig Ausschau nach einem Platz, wo sie landen konnten. Er mußte sich außerhalb der Einflußsphäre des Schwarzen Branko befinden. Denn dort drohte ihm Gefahr von seinem eigenen Bruder, der sogar vor einem Mitglied seiner Sippe nicht Halt gemacht hätte.
Plötzlich schien er entdeckt zu haben, was er suchte. Mit einer Geste wies er nach unten und machte Zamorra darauf aufmerksam.
Ihr Flug war nicht nur ein Flug durch den Raum, sondern auch ein Flug durch die Zeit gewesen. Zamorra erkannte es an den altertümlichen Bauten, die sich unten auf dem Erdboden befanden.
In der Nähe einer Kirche landeten sie. Der Aufprall auf dem sandigen Boden war ziemlich heftig, und Nicole wurde es für Sekunden schwarz vor Augen. Zamorra konnte sie gerade noch auffangen, sonst wäre sie umgekippt.
Rosario lächelte verständnisvoll.
»Ich weiß, für einen Sterblichen ist die Erfahrung, seine Gegenwart übergangslos zu wechseln, fast zuviel. Auch mir ging es so, als ich es das erste Mal erleben konnte. Ich lasse euch Zeit, euch kurz zu erholen, doch dann müßt ihr unbedingt weiter. Der Schwarze Branko zögert nicht lange, wenn er einen seiner teuflischen Pläne hat. Ihn drängt es immer sehr schnell zur Verwirklichung seiner Intrigen.«
Auch Zamorra war froh, sich einen Moment hinsetzen zu können.
Er legte Nicoles Kopf an seine Schulter und entspannte sich. Nach einiger Zeit schlug Nicole die Augen auf. Jetzt lag wieder das alte Feuer, der alte Kampfgeist darin. Zamorra war auf seine hübsche und mutige Freundin stolz.
Er küßte sie sanft auf die Stirn.
»Komm jetzt, Liebling. Wir dürfen nicht vergessen, warum wir hier sind.«
Sie nickte tapfer und erhob sich.
»Du hast recht, Zamorra. Wir müssen unseren Weg zu Ende gehen, wenn wir noch etwas ausrichten wollen.«
Rosario wartete schon auf sie.
»Was jetzt kommt, ist nicht ungefährlich«, begann er seine Erklärungen und Hinweise. »Grundsätzlich ist der Schwarze Branko in dieser Dimension unschlagbar. Er steht mit dem Satan im Bunde und hat unheimliche Macht. Überdies ahnt er jede drohende Gefahr schon im voraus. Ihr müßt also versuchen, ihn zu überlisten. Doch das sollte euch schon gelingen. Ihr müßt wissen, daß der Schwarze Branko eine besondere Schwä- che für das schöne Geschlecht hat. Und deine Frau, Professor, ist wirklich ein besonders ausgefallenes Exemplar dieser Gattung Mensch.«
Rosario konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen, als Nicole errötete wie ein Mädchen in ihrer ersten Tanzstunde.
»Der Schwarze Branko verfügt über eine Waffe, die ihn unbesiegbar macht. Es ist eine Keule aus schwarzem Holz, dem gleichen Holz, aus dem auch die Schwarze Madonna aus Saintes-Maries-de-la-Mer gefertigt ist. Er hat damals dieses Holz gestohlen und in einer mondlosen Nacht diese Keule mit Hilfe des Satans geschnitzt. Sie und das Amulett beinhalten einen Zauber, der dem Schwarzen Branko seine Macht gibt. Diese Keule müßt ihr stehlen und in eure Gegenwart mitnehmen. Dort müßt ihr auf den Schwarzen Branko warten. Der Professor muß ihn dann zum Kampf fordern und ihn besiegen. Dann ist seine Macht gebrochen. Er wird in die Hölle hinabfahren, und die Sippe der Ruiz’ hat wieder ihre Ruhe. Wie ihr das bewerkstelligt, müßt ihr euch selbst überlegen. In dieser Hinsicht kann ich euch nicht weiterhelfen. Ich werde auf euch warten und euch wieder zurückführen in eure Zeit – wenn euch euer Vorhaben gelungen ist. Wenn es euch nicht gelingt, dann seid ihr für alle Zeiten im Jenseits verschollen. Ihr werdet nie mehr zurückkehren können, und der Schwarze Branko hat zwei Sklaven mehr. Folgt mir jetzt. Ich werde euch an die Grenze von Brankos Einfluß- bereich führen. Von da ab seid ihr auf euch allein gestellt.«
Rosario setzte sich sofort in Bewegung. Zamorra und Nicole konnten nichts anderes tun als ihm zu folgen. Mit langen, raumgreifenden Schritten eilte er voraus. Es war stockdunkel um sie herum. Wo sie sich befanden, konnte Zamorra nicht sagen. Ihm war die Gegend völlig unbekannt.
Die Kirche blieb hinter ihnen zurück, und sie liefen über freies Feld. Immer weiter ging die Wanderung. Mehr als einmal wollte Nicole um eine kurze Rast bitten, doch der Gedanke an Bill Fleming, der sich in höchster Not befand, ließ sie ihre Schwäche vergessen und
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