0062 - Der tödliche Zauber
weitereilen.
Sie kamen an einen Wald. Ohne zu zögern drangen sie in das Unterholz ein. Rosarios weiße Haare schienen den Weg zu weisen. Mit nachtwandlerischer Sicherheit fand der gute Geist den Weg zwischen den Bäumen.
Nach etwa zehn Minuten gelangten sie auf eine Lichtung. Hier blieb Rosario stehen.
»So, meine Freunde, bis hierher konnte ich euch bringen. Weiter kann ich nicht mitkommen, so gerne ich dabei wäre, wenn dem Schwarzen Branko sein teuflisches Handwerk gelegt wird. Am anderen Ende dieser Lichtung beginnt der Einflußbereich des Schwarzen Branko. Ihr werdet ohne Gefahr dort eindringen können. Laßt euch aber nicht durch schreckliche Erscheinungen, die euch sicher begegnen werden, abschrecken. Euch kann nichts passieren. Nur wenn es euch nicht gelingt, den Schwarzen Branko zu überlisten, seid ihr verloren.«
Rosario winkte ihnen noch einmal zu, dann entfernte er sich. Bevor er im Wald verschwand, blieb er noch einmal stehen.
»Wenn ihr mich braucht, daß ich euch wieder zurück in eure Zeit bringe, dann kommt zur Grenze dieses Waldes und ruft dreimal meinen Namen. Ich werde euch hören!«
Damit war er zwischen den Bäumen verschwunden.
***
Bei Nicole löste sich die Angst und das Grauen der letzten Stunden in einem krampfhaften Schluchzen. Zamorra strich ihr über den Kopf und nahm sie in die Arme. Leise murmelte er ihr tröstende Worte ins Ohr. Auch ihm war nicht sonderlich geheuer.
Er durfte gar nicht daran denken, was im Falle einer Niederlage mit ihm und Nicole geschehen würde. Der Gedanke, in der Zeit verschollen zu sein, konnte ihn krank machen. Schnell verdrängte er diese Vorstellung aus seinem Gehirn. Er durfte jetzt keine Schwäche zeigen.
Nicole hatte sich wieder etwas beruhigt. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und versuchte, das Schluchzen zu unterdrücken.
Es gelang ihr nur schwer.
Zamorra erhob sich aus seiner hockenden Stellung und zog Nicole mit auf die Beine. Langsam setzten sie sich wieder in Bewegung auf den gegenüberliegenden Rand der Lichtung zu.
Am Waldrand blieben sie einen Moment stehen. Zamorra gab Nicole ein Zeichen, für eine Sekunde ganz still zu sein.
»Ich glaube, ich höre etwas«, flüsterte er kaum hörbar.
Tatsächlich – gedämpftes Geschrei drang an ihre Ohren. Dazwischen Gekreische aus Frauenkehlen. Sollte dort das Lager des Satans sein?
Zamorra versuchte mit seinen Augen die Finsternis vor ihm zu durchdringen. Ganz schwach konnte er einen gelblichen Lichtschimmer ausmachen, der nur von einem Feuer stammen konnte.
Zamorra schätzte die Entfernung auf vielleicht zweihundert Meter. Nicole wollte sich schon auf den Weg in diese Richtung machen, doch Zamorra hielt sie am Arm zurück.
»Willst du so im Lager dieses Dämons auftauchen? An unserer Kleidung wird er doch sofort erkennen, daß wir aus einer anderen Zeit stammen. Immerhin ist Bill ja auch dort, zumindest wollen wir es hoffen. Dann schöpft er ohnehin sofort Verdacht.«
»Aber was sollen wir denn tun?« wollte Nicole wissen.
»Wir schleichen uns an und schauen uns erst einmal um. Wahrscheinlich hat auch dieser Clan einige Wagen, in denen sie ihre für sie eigentlich wertlosen Habseligkeiten untergebracht haben. Wenn wir Glück haben, finden wir dort ein paar Kleider, die uns passen, und mit denen wir nicht so sehr auffallen.«
Nicole nickte. Ihr Gesicht allerdings zeigte einen recht skeptischen Ausdruck. Sie war vom Gelingen dieses Plans offensichtlich nicht so sehr überzeugt.
Aber sie wollte Zamorra in dieser prekären Situation nicht auch noch widersprechen. Wenn sie erst einmal am Lager dieser Satanssippe waren, würde sich ja zeigen, ob der Plan durchführbar war oder nicht.
Sie gingen weiter. Je näher sie dem Lager kamen, desto lauter wurden die Stimmen vor ihnen. Manchmal konnte Zamorra sogar eine einzelne Stimme vernehmen. Sie mußte dem Schwarzen Branko gehören. Dessen war er sich ganz sicher. Das Organ war unverkennbar.
Zamorra und Nicole waren bemüht, keine überflüssigen Geräusche zu verursachen. Zum Glück war ein leichter Wind aufgekommen, der das Rascheln ihrer Schritte etwas überdeckte. So wuchsen ihre Chancen, sich dem Lager unbemerkt zu nähern.
Schon konnten sie zwischen den licht stehenden Bäumen das große Lagerfeuer ausmachen. Nach etwa zehn Metern befanden sie sich am Rande der Lichtung, auf der sich das Lager der Satanssippe befand.
Nicole und Zamorra blieben im Schatten der Bäume stehen. Wären die Umstände nicht so schrecklich gewesen,
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