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0062 - Wir fanden die geballte Ladung

0062 - Wir fanden die geballte Ladung

Titel: 0062 - Wir fanden die geballte Ladung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir fanden die geballte Ladung
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Sie sich drauf, ich habe eine Nase für so etwas.«
    »Hm. Sagen Sie, ist in der letzten Stunde hier irgendwer vorbeigegangen?«
    »In der letzten Stunde?«
    »Ja.«
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Das erkläre ich Ihnen gleich. Beantworten Sie mir erst mal meine Frage.«
    »Tja, also der Erste Ingenieur kam vorbei.«
    »Mister Blanke? Wann war das genau?«
    »Na, ungefähr vor dreißig bis vierzig Minuten.«
    »Hatte er etwas bei sich?«
    »Was sollte er denn bei sich haben?«
    »Einen Koffer, einen Seesack oder sonst irgendetwas?«
    »Sie sind vielleicht drollig! Glauben Sie denn, der Erste Ingenieur geht mitten in der Nacht mit seinem Seesack spazieren?«
    »Er hatte also nichts bei sich?«
    »No, nothing.«
    »Haben Sie nichts gehört?«
    »Was soll ich denn gehört haben?«
    Ich atmete tief.
    »Jetzt hören Sie mal genau zu, mein Lieber«, brummte ich böse. »Acht Schritte von Ihnen entfernt ist ein Rettungsboot zu Wasser gelassen worden. Das geht doch wohl nicht ganz ohne jedes Geräusch ab, nicht wahr? Also müssen Sie doch auch was gehört haben, nicht?«
    Er sah mich groß an.
    »Ein Boot ist zu Wasser gelassen worden?«
    »Ja! Und so ganz nebenher wurde Ihr Kamerad vorher ermordet!«
    »Verstan, der Holländer, ist ermordet worden?«
    »Ich weiß nicht, wie der Tote heißt. Aber wenn Sie den Mann meinen, der das Boot da vorn zu bewachen hatte, dann war er es.«
    Er nahm die Pfeife aus dem Mund und spuckte über die Reling.
    »Sie wollen mich wohl ein bisschen auf den Arm nehmen?«
    »Ich sehe sehr witzig aus, was?«, knurrte ich ihn an. »Ist sonst noch jemand innerhalb der letzten Stunde hier vorbeigekommen?«
    »No, sonst habe ich keinen weiter gesehen.«
    »Aber Sie müssen doch etwas gehört haben, als das Boot zu Wasser gelassen wurde?«
    »No, sonst habe ich keinen weiter gesehen.«
    Er wurde bockig.
    »Ich habe nichts gehört. Sonst hätte ich ja nicht ruhig zugesehen, wo wir Befehl haben, die Boote zu bewachen.«
    »Sie hatten also irgendwann für ein paar Minuten Ihren Posten hier verlassen, was?«
    »No.«
    Ich musste mich beherrschen, um nicht handgreiflich zu werden. Es war ganz unmöglich, dass jemand das Boot zu Wasser gelassen haben konnte, ohne dass er es hätte hören müssen. Wenn er trotzdem behauptete, dass er nichts gehört hätte, gab es nur zwei Erklärungen dafür: Entweder hatte er einmal aus irgendeinem Grund seinen Posten verlassen und der Mörder hatte zufällig diese Zeit ausgenutzt, oder aber er steckte mit dem Kerl unter einer Decke, der das Boot gestohlen hatte.
    Vom Vorderdeck her hörte ich aufgeregte Stimmen und schnelle Schritte.
    Zwei Lichtkegel von Stabscheinwerfern flammten auf und geisterten wie Gespensterfinger über das Deck.
    »Sie bleiben hier stehen wie angewachsen«, sagte ich zu dem widerspenstigen Matrosen. »Sonst holt Sie der Teufel, und ich verhelfe ihm dazu!«
    Er brummte etwas hinter mir her, was ich nicht verstand.
    Ich ging zurück. Phil war mit Ferrerez, einem anderen Offizier und dem Kapitän gekommen. Sie umstanden die Leiche des ermordeten Matrosen.
    »Verstehen Sie das?«, fragte mich Conder fassungslos.
    Ich deutete zur Reling.
    »Ein Boot fehlt. Irgendeiner muss die Nerven verloren, sich ein Boot gestohlen und damit davon gemacht haben. Da das Boot bewacht wurde, stach er den Posten nieder. Das ist alles.«
    »Alles!«, brummte Conder böse und bitter wie Galle. »Und dafür ersticht man mir meine Leute. Smith, Sie lassen sofort die Wachen verdoppeln. Der Gedanke des G-man ist richtig!«
    »Yes, Sir!«
    »Machen Sie selbst diesen Befehl den Mannschaften bekannt. Die Stewards sollen jeden Passagier einzeln davon verständigen.«
    »Aber die Passagiere werden vielleicht schlafen…«
    »Dann werden sie eben geweckt. Ich habe keine Lust, diesem Verbrechen tatenlos zuzuschauen.«
    »Zu Befehl, Sir!«
    Conder wandte sich wieder an uns.
    »Ich bin kein Kriminalbeamter, und ein Mord ist noch nie auf einem Schiff passiert, das ich befehligt habe. Was soll ich tun?«
    »Haben Sie einen Arzt an Bord?«
    »Der Zweite Ingenieur ist zugleich unser Schiffsarzt.«
    »Lassen Sie ihn rufen.«
    Conder setzte eine Trillerpfeife an den Mund und stieß zwei kurze Pfiffe aus. Wenig später tauchte aus der Dunkelheit ein Matrose auf, der vorher auf der Brücke gestanden hatte.
    »Rufen Sie den Doc! Er soll sich sofort anziehen und hierherkommen.«
    »Zu Befehl, Sir.«
    Der Matrose verschwand.
    »Wenn nur ein Mann in dem Boot saß«, sagte ich, »wie sieht es dann

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