0063 - Geschäft mit der Angst
- du weißt schon es steht ja seit gestern nichts anderes in der Zeitung… und dann kommen wir noch und wollen ihn zur Seekriegsführung verleiten…«
»Wir?«
Phil blickte mich groß an und im Schein der Deckslaterne sah ich sein grinsendes Gesicht.
»Natürlich wir! Meinst du, der Chef lässt dich ohne meinen persönlichen Schutz etwas unternehmen? Du bist nun einmal unser Sorgenkind…«
***
In Mr. Highs Büro brannte noch Licht, als wir ins Districtgebäude kamen, und er saß trotz der späten, besser gesagt, frühen Stunde an seinem Schreibtisch und hatte einen Stoß Akten vor sich liegen. Als wir eintraten, erhob er sich und kam voll Erwartung auf uns zu.
»Nun, was gibt’s? Erfolg gehabt? Wer funkt aus Square Island?«, fragte er.
»Auf Square Island funkt erst einmal eine Kidnapperbande, die per Flugzeug mit dem Festland verkehrt, und zweitens sendet dort ein Mr. Munson SOS. Man hat ihn entführt, und die Tatsache, das er Fachmann für Dokumentendruck ist, lässt mich vermuten, das die Bande irgendetwas in der Richtung unternehmen will!«
»Interessant«, nickte der Chef. »Sie waren auf der Insel, Jerry?«
»Natürlich. Zuerst so quasi offiziell mit Lieutenant Carman. Dann fuhr er ab und ließ mich unbeobachtet zurück. Ich sah mich um und geriet in der Dunkelheit an diesen Munson, der um die Funkstation herumschlich und SOS funkte, indem er die Erdleitung unterbrach. Wir verständigten uns, nachdem anfängliche Schwierigkeiten beseitigt waren, dahingehend, dass er weiter auf der Insel und in seinem löcherigen Gefängnis bleibt. Allerdings müssen wir die Insel ab jetzt beobachten. Wenn Munson etwas Wichtiges über die Absichten der Bande erfährt, will er uns ein Rauchsignal geben!«
Mr. High hatte voll Spannung zugehört und ging nun im Zimmer auf und ab. Phil saß halb auf dem Schreibtisch und blickte ihm nach.
»Der Plan ist gut«, murmelte der Chef, die Hand am Kinn. »Sie haben diesem Munson doch hoffentlich gesagt, dass er auf eigene Gefahr für uns arbeitet?«
»Ich habe ihm die Gefahren vor Augen geführt, beziehungsweise gesagt, dass wir ihn herausholen, ehe es mulmig wird.«
Mr. High blickte mir in die Augen.
»Das genügt an sich nicht den Vorschriften, Jerry. Aber ich sehe ein, das es so am besten ist. Allerdings haben Sie die Aufgabe, Ihr Versprechen auch einzulösen.«
»Vollkommen klar, Chef.«
»Schön, Phil wird Ihnen schon berichtet haben, welchen Kummer mir der Präsidentenbesuch macht. Angeblich genügt Polizei als Bewachung nicht, die Sache muss unbedingt vom FBI begleitet werden. Alles, was ich vorerst tun kann, ist, dass ich Ihnen Phil mitgebe und Ihnen die Hilfe der Wasserschutzpolizei weiterhin verschaffe. Kommen Sie damit aus?«
»Ich denke schon«, versicherte ich. »Eventuell brauche ich noch jemanden von der Luftüberwachung, wegen des Flugzeugs. Aber das ist ja wohl kein Problem, denke ich.«
Mr. High nickte. Dann stellte er sich vor uns hin und sah uns ernst an: »Glauben Sie nicht, dass ich diese Sache gering einschätze. Es sieht sehr danach aus, als ob ein großer Schlag geplant ist. Halten Sie sich das vor Augen, und tun Sie, was möglich ist, um schnellstens herauszukriegen, was da gespielt wird! Sie haben für den Ernstfall alle Vollmachten!«
***
Der nächste Schritt, den ich noch in der Nacht unternahm, war ein Fiasko. Ich rief nämlich die Funküberwachungsstelle in Washington an und bekam auch dem kleinen Mr. Gillis an die Strippe. Mit seinem Bass erkundigte er sich sogleich, was ich herausbekommen hätte. Ich sagte es ihm in ein paar Worten, dann fragte ich: »Haben Sie den Sender abgehört? Vor ein paar Stunden ist wieder gesendet worden!«
Gillis’ Stimme klang müde, als er antwortete: »Wir haben abgehört, Mr. Cotton, und die Sendung sogar auf Band genommen. Aber damit ist wohl kaum etwas zu machen, denn alles war verschlüsselt.«
»Im Text?«
»Nein, leider nicht. Sie kennen das wohl: Da wird die Sprache verzerrt, durch ein Vorsatzgerät am Sender, und das gleiche Gerät entzerrt sie wieder im Empfänger. Wer ein solches Gerät nicht hat oder nicht genauso einstellen kann, hört nur Kreischen und unartikulierte Laute. Wie hier!«
»Das ist ja eine ganz tolle Bande! Allerhand technischer Aufwand, wie?«
»Das kann man wohl sagen. Die andere Station ist übrigens wesentlich schwächer, und da unsere Funkortung versagt hat, möchte ich annehmen, dass der Sender sich in einem Wagen befindet und stets seinen Standort
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