Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0063 - Geschäft mit der Angst

0063 - Geschäft mit der Angst

Titel: 0063 - Geschäft mit der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geschäft mit der Angst
Vom Netzwerk:
aufstieg? Wollen Sie mir einen Bären aufbinden, Mann?«
    Er kratzte sich am Kopf.
    »Wollen mal offen reden«, begann er aufs Neue. »Reiche Leute haben manchmal verrückte Ideen. Musste neulich ein Gartenhaus um ’ne einzelne Tulpe herumbauen, die nicht beschädigt werden durfte, ’ne einzelne Tulpe, ’n ganz gewöhnliches Stück. Na ja. Und hier durften wir eben nicht an die Baubude heran. Bitte, haben Sie mal was dagegen, bei dem Akkord! Und wenn der Bauherr hier mit seinen Freunden herumläuft, geht uns das erst recht nichts an.«
    »Das klingt ja sehr schön. Ihr habt also von nichts gewusst?«
    »Bestimmt nicht, Sir. Erst als der LKW vorhin losfuhr und Sie und der andere hinterherjagten, und als dann der Cop auf den Polier losging und wir zusammengetrieben wurden, dachten wir, dass hier vielleicht was faul wäre.«
    »Und jetzt sollen wir euch alle laufen lassen?«
    Er hob die Schultern.
    »Mehr können wir ihnen doch nicht sagen, und wenn Sie uns alle einbuchten. Wir verlieren dadurch höchstens unseren Job, und wenn Sie meinen, dass wir das verdient haben?«
    Ich überlegte noch, als er mir einen vernünftigen Vorschlag machte.
    »Wie wär’s denn damit, Sir: Jeder lässt Ihnen seinen Namen und die Adresse da. Ich bin der Vertrauensmann von der Gewerkschaft hier. Die Gewerkschaft garantiert Ihnen, das sich jeder von uns meldet, wenn Sie ihn brauchen.«
    »Auch der Polier?«
    Er machte wieder so eine verächtliche Handbewegung.
    »Der ist doch nicht bei uns! Mit dem haben wir auch nichts zu tun.«
    »War ein Vorschlag. Was meinst du, Phil?«
    Er räkelte sich in der Sonne.
    »Die Baustelle wird ja wohl so bald nicht wieder in Betrieb kommen. Was wollen wir anderes tun?«
    »Okay!«, nickte ich. »Einer von den Cops wird die Adressen aufnehmen, und dann könnt ihr abhauen!«
    Er strahlte, und seine Leute, die unsere Unterhaltung Wort für Wort gehört hatten, zeigten ziemlich deutlich, dass sie mit diesem abgekürzten Verfahren einverstanden waren.
    Ich wollte schon zur Seite gehen, als mir der Mann von der Gewerkschaft noch einen Wink gab: »Sir, wenn Sie etwas Bestimmtes suchen - sehen Sie mal in der Baubude nach!«
    Ich nickte und ließ den Blick über die Arbeiter schweifen, die aufgestanden waren und sich um die Polizisten drängte. Da sah ich, wie sich einer der Leute - ich erkannte den Polier - seitwärts ins Gebüsch stehlen wollte.
    »Stopp, stehen bleiben!«, schrie ich.
    Er blickte sich flüchtig um und versuchte dann, in langen Sätzen den Wald zu erreichen. Ich rief ihn erneut an, drohte zu schießen, aber das kümmerte ihn nicht. Schon zuckte meine Hand nach der Pistole, als ich Phil auf dem Bretterstapel auf tauchen sah. Für einen Moment stand er da oben wie das Denkmal eines Befreiers, dann legte er an und ballerte eine ganze Serie von Schüssen hinter dem Flüchtenden her.
    Ich sah die Rinde von den Bäumen spritzen, sah, wie die Erde rings um den Burschen aufstaubte, und dann hatte Phil sein Ziel erreicht: Der Mann blieb stehen und hob die Arme zum Himmel. Er wagte sich nicht einmal umzudrehen, so war ihm Phils Feuerzauber in die Beine gefahren…
    ***
    »Ihr Name?«, fragte ich den immer noch schlotternden Polier.
    Hinter uns zogen die letzten Arbeiter ab. Ich hatte die braven Highway-Policemen davon überzeugen können, dass uns von Seiten der Bauarbeiter keine Gefahr mehr drohte, und so hatte sie auch mit innerem Widerstreben ihren Mannschaftswagen zurückpfeifen lassen.
    »Ihr Name?«, fragte ich nochmals.
    Der Mann blickte zu mir auf.
    »Dias«, sagte er. »Donald Dias.«
    »Und in wessen Dienst stehen Sie?«
    Auch diese Frage musste ich wiederholen, ehe er antwortete: »Kennedy!«
    »Sie könnten ruhig ein bisschen ausführlicher werden, Freund!«, drohte Phil und lud demonstrativ seine Pistole auf. Donald Dias sah es mit einem Seitenblick.
    »Los!«, forderte ich. »Zeigen Sie uns mal Ihre geheimnisvolle Baubude! Gehen Sie voran!«
    Er setzte sich widerwillig in Bewegung und schloss die Tür auf. Drinnen herrschte zwielichtiges Halbdunkel, und Dias machte keine Anstalten, Licht zu schaffen. Ich tat einen Schritt auf das Fenster zu, nahm ein Stück Holz, das mir zufällig in die Quere kam, und schlug es gegen die Läden. Glas splitterte, und beim dritten Schlag brachen die Bretter auseinander, und helles Licht fiel herein.
    Dias machte eine Handbewegung rundherum, als wollte er sagen: »Das ist alles - hier finden Sie wirklich nichts Verdächtiges!«
    Aber wir waren auf der Hut.

Weitere Kostenlose Bücher