0063 - Geschäft mit der Angst
Housing Authority.
»Was soll das?«, fragte ich verblüfft.
Munson winkte ab.
»Das wird der größte Schwindel der letzten zwanzig Jahre, und niemand kann ihn mehr stoppen. Heute Mittag wird die erste Tranche an der New Yorker Börse gehandelt, und nach dem was ich erfahren habe, reißt man den Leuten diese Aktien nur so aus der Hand. Sie stehen heute schon wahrscheinlich, am Ausgabetag, auf einem inoffiziellen Kurs von 110 bis 115!«
»Wann ist die letzte Notierung der Börse?«, fragte ich aufgeregt.
»Um halb eins.«
Ich blickte auf die Uhr: Es war halb zwei. Wie Munson gesagt hatte: zu spät.
»Aber warum ist es denn eigentlich zu spät?«
»Weil die Sache, wie gesagt, Schwindel ist. Die Aktiengesellschaft besteht überhaupt nur auf dem Papier. Und da Charles Munson die Aktien gedruckt hat, sehen sie echt aus und werden gekauft. Weiß der Teufel, wie sie den Börsenpräsidenten dazu gekriegt haben, seine Unterschrift zu geben. Aber sie haben’s und damit ist alles sanktioniert.«
Wir gingen zum Ausgang. Ich verstand leider nicht so viel vom Börsen- und Aktengeschäft, um ermessen zu können was hier eigentlich gespielt wurde, aber langsam begann mir manches zu dämmern.
»Es geht um dieses Siedlungsgelände, nicht wahr?«
»Ich glaube, ja«, sagte Munson.
In diesem Augenblick fiel mir etwas ein.
»Sagen Sie: Hier soll unter anderem auch jemand von der Börse bauen, habe ich gehört!«
Munson blieb stehen.
»Das ist das Letzte!«, sagte er.
***
»Wir sind den Dingen auf der Spur«, berichtete ich unserem höchst interessiert zuhörenden Chef.
Die Fahrt von der Baustelle bis zum Districtgebäude hatte fast eine Stunde gedauert, denn alle Straßen waren blockiert, entweder von den Absperrungen zum Staatsbesuch oder von der zuschauenden Menschenmenge. Und nur der Tatsache, dass man auch das FBI zur Überwachung des hohen Gastes eingesetzt hatte, verdankten wir, dass wir überhaupt durchgekommen waren.
»Was ist denn nun eigentlich los?«, fragte Mr. High.
»Es handelt sich um einen großen Aktienschwindel«, begann ich. »So viel wir wissen, hat jemand eine Aktiengesellschaft gegründet, welche Anteile an einer Grundbesitzgenossenschaft ausgibt. Dabei existiert weder der Grundbesitz noch die Genossenschaft. Aber trotzdem haben sie es mit einem teuflischen Trick hingekriegt, dass seit heute Mittag die Aktien an der New Yorker Börse gehandelt werden. Der Börsenpräsident, also der Chairman der New Yorker Stock Exchange selbst, soll seine Unterschrift dazu geleistet haben, und noch mehr: Er baut schon selbst ein Haus da draußen!«
»Es wird schon gebaut?«
»Aber ja! Durch eine der Baustellen getarnt, hat die Bande sich dort ein Quartier eingerichtet! Und dahin haben sie sich in der vergangenen Nacht zurückgezogen, als wir ihnen auf der Insel auf die Schliche gekommen sind!«
Mr. High fuhr sich mit dem Taschentuch über die Stirn. Dann holte er eine Zeitung hervor, und ich sah zu meinem Erstaunen, dass es das gleiche Blatt war, das ich noch unten in meinem Jaguar liegen hatte. Er entfaltete es.
»Im Wirtschaftsteil«, sagte er, »steht folgende Meldung: ›Die North Jersey Housing Authority legt heute die erste Tranche ihrer Aktien auf, nachdem sie zum Börsenhandel zugelassen wurde. Man erwartet, dass noch heute das Angebot überzeichnet werden wird, nachdem unter dem Eindruck der letzten Manöverergebnisse die City im Eall einer kriegerischen Auseinandersetzung aufs Höchste bedroht erscheint…‹ Das ist es wohl, nicht wahr?«
Wir nickten.
»Sie machen Geschäfte mit der Angst«, presste Phil zwischen den Zähnen hervor. »Diese elenden Halunken! Wer ist der Chairman der New Yorker Stock Exchange, Mr. High?«
Der Chef musste auch erst nachdenken.
»Ernest Wiseman«, sagte er dann. Ich horchte auf.
»Den Namen habe ich doch schon einmal gehört, heute Morgen! Wiseman gehört zu den Baulustigen da draußen.«
»Dann wird es wohl einmal Zeit, dass wir uns um diesen Herrn kümmern, denke ich!«, sagte Mr. High.
»Ganz meine Meinung«, stimmte ich ihm zu. »aber vorher möchte ich noch etwas anderes unternehmen, das mir auch sehr wichtig erscheint: Wir müssen sofort einen Steckbrief von John Kennedy herausschicken und einen zweiten von diesem Larry Fench, der anscheinend noch immer nicht geschnappt worden ist. Es sieht fast so aus, als hätten sich die Männer von der Highway-Police genauso dumm angestellt wie wir.«
»Das werden wir gleich haben«, sagte Mr. High. Er griff nach
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